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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Kempf, Friedrich: Neue Nachrichten über zwei Wiener Goldschmiedearbeiten aus dem Jahre 1770 im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0075
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Relief von der Brüstung der Schnewlinkapelle.

Neue Nachrichten über die zwei Wiener
Goldschmiedearbeiten aus dem Jahre 1770 im

Freiburger Münster.

Von

Münsterarchitekt Friedrich Kempf.

I u dem unter obigem Titel von E. W. Braun
im vorigen Hefte dieser Zeitschrift
S. 15—22 veröffentlichten Aufsatz hat ein
glücklicher Zufall bei Nachforschungen
nach dem Urheber von Gemälden aus dem
Anfang des 19. Jahrhunderts aus den bei der Münster-
fabrikfondsverwaltung verwahrten Rechnungen der
Weberschen Stiftung (1785—1808) neue Aufschlüsse
zu Tage gefördert, die den Brazmschen Aufsatz in
wünschenswerter Weise berichtigen und ergänzen.

Bezüglich der Herkunft der beiden genannten
Gegenstände ist Braun der landläufigen Überlieferung
gefolgt, dass sie nämlich von der Erzherzogin Marie
Antoinette auf ihrer Brautfahrt nach Paris anlässlich
ihres Besuches in Freiburg dem Münster geschenkt
worden seien.

Die Ampel ist zwar eine Stiftung der Marie An-
toinette, sie hat dieselbe aber nicht für das Freiburger
Münster, sondern für die Wallfahrtskirche „zum
Königlichen Bild" in Burgau (Schwaben) gemacht.
Danach erklärt sich auch, weshalb in dem von Braun
angezogenen Aktenstück, welches ein Verzeichnis der
für die Reise der Dauphine in Aussicht genommenen
Geschenke und Auszeichnungen enthält, diejenigen
für Kirchen unserer Stadt nicht genannt sind.

Die Jahresrechnung der erwähnten Stiftung von
1789 enthält S. 8 folgenden bemerkenswerten Eintrag:

Ausgabegeld für angeschafftes Silber in das
Frauenchörl.

Den 14. September [17]89 wurde an hochlöbliche
Regierung ein Tausch, zu welchem hohselbe selbst

eingeraten hat, bestätiget. Er bestünde in einer bräch-
tigen silbernen Ampel von der aufgehobenen Wall-
fartskapelle zum Königl. Bild bei Burgau. Dieselbe
hat an Gewicht 9 S 161/2 Lot. Obenauf ein doppeltes
Herz von 40 Kronen Gold mit der Kaiserl. Familien
verzieret etc. 478 fl. 26 xr.

Dagegen lieferte die Münsterfabrik altes Silber
nebst einigen für neu zu errichtende Pfarreien taug-
lichen Paramenten, voran von löbl. Weberischen Stif-
tung zu dem Ende erkauft und beigetragen worden als
den 29. August von löbl. Gotteshaus
Adelhausen an verschiedenem Sil-
ber und Paramenten 1. J. erkauft

um...........110fl. 3 xr.

Item zur Ausgleichung des inner-
lichen Werts der eingetauschten
Ampel an die Depositen-Kommis-
sion l.J. bezahlt......57 „ 31 Vi „

\Q7fl. 34'/4xr.

Es unterliegt keinem Zweifel, dass die hier be-
schriebene Ampel mit der in der Schatzkammer des
hiesigen Münsters befindlichen und von Braun ver-
öffentlichten identisch ist.

Auch nach den in der Sache zu Burgau selbst
erhobenen Mitteilungen steht die Stiftung der Ampel
durch Marie Antoinette außer allem Zweifel.

Der genannten Jahresrechnung ist noch ein
zweites Aktenstück beigefügt, welches insofern von
Interesse ist, als darin die von der Münsterfabrik
gegen die Ampel eingetauschten Gegenstände einzeln
aufgeführt sind; es mag deshalb hier ebenfalls Platz
finden:
 
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