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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 8.1912

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Flamm, Hermann: Hans Diesenberger von Graz, Werkmeister des Freiburger Münsterchors 1471-1491
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https://doi.org/10.11588/diglit.2636#0085
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Flamm, Hans Niesenberger von Graz, Werkmeister des Freiburger Münsterchors 1471 — 1491

Umgangs beim Chorhaupt (Abb. 4)
eben die große Schwierigkeit. So-
lange nur die Umfassungsmauern
weiterzuführen waren, konnte die
Aufgabe nicht allzu schwer sein. Dass
der Bau gegen 1491 erst bis zum Be-
ginn der Wölbungen gelangt war, ist
sehr wohl möglich, weil der Chor erst
1513 geweiht werden konnte und
auch da die Arbeiten im Chorumgang
noch nicht abgeschlossen waren. Auch
die von Mone1 nach den Münster-
rechnungen festgestellten Stadien der
Bautätigkeit stimmen zu der obigen
Deutung. Zuerst, 1471, waren an dem
überlange vernachlässigten Bau allerlei
Aufräumungsarbeiten zu erledigen,
selbst die Fundamentierung war stel-
lenweise noch nicht fertig oder be-
durfte der Ausbesserung. Erst im
August 1472 begann das Aufsetzen
der Mauern, und während diese em-
porstiegen, war der Meister oft genug
auswärts, in Einsiedeln, der Weissen-
au, später in Mailand, Basel, Emmen-
dingen. Von Laubwerk ist in den
Rechnungen erst seit 1496, also lange
nach dem Tod des Meisters, die Rede.
Ich vermute daher nach diesem allen,
dass Niesenberger an den Verzwickt-
heiten des Gemünder Systems ge-
scheitert ist und deshalb, wie wir
oben sahen, noch 1479 mit der Vor-
legung des gewünschten Planes zö-
gerte. Es könnte vielleicht zu dieser
Vermutung, die erst noch der bau-
technischen Nachprüfung amMünster-
chor selbst bedürfte, stimmen, dass
auch in Mailand der Meister beim
Bau einer Wölbung2 versagte.

Was demnach der Meister in der
Tat für den Freiburger Münsterbau
geleistet hat, bleibt somit von der
kunsthistorischen Forschung erst noch
festzustellen. Da die Vollendung des
schwierigeren Teiles der Wölbung,
wie oben besprochen, wahrscheinlich
nicht das Werk Niesenbergers ist und
auch die Laubwerkarbeiten erst lange
nach seiner Entlassung begonnen wur-
den und der Hochchor (vgl. Abb. 5)

1 A. a. O. S. 22.
Nach Stehlin, Basler Baumeister S. 118,
beim Bau einer Kuppel.

5. Hochchor des Münsters.
 
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