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Albert, Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster
ciantur auf valere predicantur. V. Utrum sicut papa
plenariam aut plenissimam habeat indulgenciam dare,
jta et inferioribus se scilicet episcopis habeat indul-
genciam communicare. VI. Utrum in anno iubileo con-
venienter detur omnibus Romain pro gracia indulgenciarum
visitantibus remissio plenaria aut plenissima de peccatis
eorum omnibus. VII. Utrum sicut papa solum pro actibus
exterioribus ac temporalibus rebus habeat indulgenciam
dare, ita eciam ipse habeat indulgenciam dare solum
habentibus voluntatem dandi sicut dandibus aliquit tem-
porale. VIII. Utrum sicut existentes in mortali peccato
indulgenciam a papa datam recipiant, ita cruce signati
morientes cum firmo proposito transfretandi eandem ac-
(gest. 1328) und andere Scholastiker sich stützende
Auffassung des Verfassers vom Wesen des Ablasses
sowohl wie vom Inhaber der Ablassgewalt und
Spender der Ablassgnaden durchaus einwandfrei ist,
unbeirrt von den zu Freiburg unter seinen Augen
vorgekommenen Missbräuchen und Verfehlungen
und unbeeinflusst von der allgemeinen Unklarheit
seiner Zeit über den Ablass, von der auch viele
damalige Theologen nicht frei waren. Das kann
ja nicht geleugnet werden, dass die Ablassbewilli-
gungen einzelner Päpste zu zahlreich, die Aufklärung
über das wahre Wesen und den richtigen Gebrauch
quirant. IX. Utrum papa dans indulgenciam Ulis, qui der Ablässe durchaus zu gering und die Bekämpfung
sunt in purgatorio, possit facere, quod uni eorum cicius der Missbräuche von Rom aus ganz ungenügend
quam alteri detur liberacio. war. Das Auftreten Pfeffers, an dessen strenger
Schon aus dieser Fragestellung erhellt, dass Pfeffer Rechtgläubigkeit und unbedingter Lehrzuverlässigkeit
über das, was uns an seiner Schrift am meisten inter- auch sonst kein Zweifel besteht, hatte weniger eine
essiert haben würde, die besonderen Vorfallenheiten örtliche als vielmehr eine prinzipielle symptomatische
nämlich und Misstände, die zu Freiburg in den Ab- Bedeutung, darf aber nicht mit andern, gleichzeitig in
lassjahren sich zeig-
ten und ihm offenbar
die Feder in die
Hand drückten, mit
Stillschweigen hin-
weggeht, überhaupt
nichts auf Freiburg
Bezügliches berührt
und weder auf die
Bulle „A supremo
patrefamilias" noch
weniger auf die „Pa-
storis eterni" mit
einem Wort sich ein-
läßt, sondern sich
ausschließlich auf die
allgemeine Seite der
Frage beschränkt.
Diese aber zeigt, wie
die vielfach auf Au-
gustinus Triumphus
Niederdeutschland
erscheinenden Ab-
lassgegnern wie Jo-
hannes Ruchrath von
Wesel (1475), Johan-
nes Wessel von Gro-
ningen (gest. 1489)
und Nikolaus Rutze
von Rostock (gest.
um 1514) in Zusam-
menhang gebracht
werden, die ganz an-
dere Ziele verfolgten.
Tatsächliche Folgen
scheint Pfeffers Ab-
laßschrift zunächst
weder für Freiburg
selbst noch für wei-
tere Kreise der deut-
schen Kirche gehabt
zu haben.
Papst Sixtus IV. im Kreise seiner Familiären.
Aus F. X. Kraus, Gesch. d. Christi. Kunst 2. Bd. Hrsg. von J. Sauer.
Freiburg i. Br., Herdersche Verlagshandlung.
Albert, Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster
ciantur auf valere predicantur. V. Utrum sicut papa
plenariam aut plenissimam habeat indulgenciam dare,
jta et inferioribus se scilicet episcopis habeat indul-
genciam communicare. VI. Utrum in anno iubileo con-
venienter detur omnibus Romain pro gracia indulgenciarum
visitantibus remissio plenaria aut plenissima de peccatis
eorum omnibus. VII. Utrum sicut papa solum pro actibus
exterioribus ac temporalibus rebus habeat indulgenciam
dare, ita eciam ipse habeat indulgenciam dare solum
habentibus voluntatem dandi sicut dandibus aliquit tem-
porale. VIII. Utrum sicut existentes in mortali peccato
indulgenciam a papa datam recipiant, ita cruce signati
morientes cum firmo proposito transfretandi eandem ac-
(gest. 1328) und andere Scholastiker sich stützende
Auffassung des Verfassers vom Wesen des Ablasses
sowohl wie vom Inhaber der Ablassgewalt und
Spender der Ablassgnaden durchaus einwandfrei ist,
unbeirrt von den zu Freiburg unter seinen Augen
vorgekommenen Missbräuchen und Verfehlungen
und unbeeinflusst von der allgemeinen Unklarheit
seiner Zeit über den Ablass, von der auch viele
damalige Theologen nicht frei waren. Das kann
ja nicht geleugnet werden, dass die Ablassbewilli-
gungen einzelner Päpste zu zahlreich, die Aufklärung
über das wahre Wesen und den richtigen Gebrauch
quirant. IX. Utrum papa dans indulgenciam Ulis, qui der Ablässe durchaus zu gering und die Bekämpfung
sunt in purgatorio, possit facere, quod uni eorum cicius der Missbräuche von Rom aus ganz ungenügend
quam alteri detur liberacio. war. Das Auftreten Pfeffers, an dessen strenger
Schon aus dieser Fragestellung erhellt, dass Pfeffer Rechtgläubigkeit und unbedingter Lehrzuverlässigkeit
über das, was uns an seiner Schrift am meisten inter- auch sonst kein Zweifel besteht, hatte weniger eine
essiert haben würde, die besonderen Vorfallenheiten örtliche als vielmehr eine prinzipielle symptomatische
nämlich und Misstände, die zu Freiburg in den Ab- Bedeutung, darf aber nicht mit andern, gleichzeitig in
lassjahren sich zeig-
ten und ihm offenbar
die Feder in die
Hand drückten, mit
Stillschweigen hin-
weggeht, überhaupt
nichts auf Freiburg
Bezügliches berührt
und weder auf die
Bulle „A supremo
patrefamilias" noch
weniger auf die „Pa-
storis eterni" mit
einem Wort sich ein-
läßt, sondern sich
ausschließlich auf die
allgemeine Seite der
Frage beschränkt.
Diese aber zeigt, wie
die vielfach auf Au-
gustinus Triumphus
Niederdeutschland
erscheinenden Ab-
lassgegnern wie Jo-
hannes Ruchrath von
Wesel (1475), Johan-
nes Wessel von Gro-
ningen (gest. 1489)
und Nikolaus Rutze
von Rostock (gest.
um 1514) in Zusam-
menhang gebracht
werden, die ganz an-
dere Ziele verfolgten.
Tatsächliche Folgen
scheint Pfeffers Ab-
laßschrift zunächst
weder für Freiburg
selbst noch für wei-
tere Kreise der deut-
schen Kirche gehabt
zu haben.
Papst Sixtus IV. im Kreise seiner Familiären.
Aus F. X. Kraus, Gesch. d. Christi. Kunst 2. Bd. Hrsg. von J. Sauer.
Freiburg i. Br., Herdersche Verlagshandlung.