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Sauer, Eine alte Sicherung des Freiburger Münsterturms gegen Wettergefahr
misereatur tui, convertat vultum [ad te et det tibi
pacem. Dominus te benedicat. Amen] . . . Bened . . .
totum hun[c] . . . mus Deus . . s meus Jesus [Chri-
stus] . . . unigenitus meus . . . amor meus. Amen.
Ex Andreae C . . tensi oder Ex Manda . . C . .
tensi. Die kursiven Schlußworte sind nicht mit abso-
luter Sicherheit fest-
gestellt; noch we-
niger ist ihr Sinn zu
bestimmen. Es wäre
möglich, daß sie die
Quelle der voraus-
gehenden Segens-
stellen angeben oder
eine Art kirchlicher
Druckerlaubnis ent-
halten und in letzte-
rem Falle etwa zu er-
zeugen wäre wie: Ex
Andreae episcopi
Constantiensis man-
date Man könnte
dann an den Kon-
stanzer Bischof Kar-
dinal Andreas von
Osterreich (1589 bis
löOO) denken und
hätte eine wertvolle
untere Zeitgrenze.
Aber angesichts des
fragmentarischen
Charakters gerade
dieser Stelle kommt
dieser Vermutung
nur sehr hypotheti-
scher Wert zu.
Das kleine qua-
dratische Blättchen
in Größe von
14 14 mm ist bei-
A bbild
Man verschluckte sie, um einer bestimmten Heil-
oder Zauberwirkung teilhaftig zu werden1.
Die Bedeutung der Einlagen im Blechverschluß
der Münsterpyramide erhellt aus den vorstehenden
Ausführungen zur Genüge. Es sind religiöse Pest-
und Wetter-Abwehrmittel. Ihr Charakter wird hin-
reichend bestimmt
durch die Pestbe-
schwörungs-und Wet-
tersegenformeln und
die Schauerkreuz-
chen. Auch die Ge-
genstände, die noch
eine andere Bedeu-
tung haben könnten,
wie die Benediktus-
medaille und der
Zachariassegen oder
die Eßzettel, haben
nach der Intention
der Einleger hier nur
die Zweckbestim-
mung, apotropäisch
gegen Pest, Unwet-
ter oder Blitzschlag
zu wirken. Da man
Krankheiten, Blitz
und Ungewitter auf
den Einfluß des bö-
sen Feindes zurück-
führte, ist die ganze
Fassung der Segens-
gebete und die Un-
terbringung der Ab-
wehrmittel nach drei
verschiedenen Him-
melsrichtungen ver-
ständlich. Der Turm
und in ihm auch der
ganze Bau soll mit
Verschlußstelle der Wetterabwehrmittel.
derseits bedruckt mit folgenden zwei Textformeln: einer geistigen Schutzwehr gegen die allerseits an-
drängenden bösen Mächte und die Einwirkung ihrer
I+N+R+i
Verbu Caro
facti! est et
hab i nobis.
S. Maria i
Cöcepti|one]
tua V.Imma-
culata fuisti.
Helfershelfer — so erklärt sich wohl der im Zeitalter
des Hexenglaubens verständliche Ausdruck: ab infe-
statione sathanae et ministrorum eius — umgeben
werden. Auch die Wettersegen wurden in älterer
Jesus Nazarenus Rex Judaeorum. Verbum Caro Zeit nach den vier Himmelsrichtungen gegeben und
factum est et habitavit in nobis und + + S. Maria die Beschwörung der wetterschwangeren Wolken
in coneeptione tua Virgo immaculata fuisti. Sie ebenfalls nach vier Seiten vorgenommen. Die Häufung
wiederholen die zwei Hauptmotive des oben be-
sprochenen Wettersegengebetes und kommen ganz
genau in gleicher Anordnung und Zuzammenstel-
lung auf gleich großen Zettelchen vor, die bis in
die neuere Zeit hinein als „Eßzettel" üblich waren.
der Abwehrmittel aber entspricht dem Bedürfnis, den
1 Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus dem bayerisch-
österreichischen Alpengebiet (Braunschweig 1910) S. 121. Hier
eine Kupferplatte aus Schärding, die die beiden Texte für
96 „Eßzettel" enthält. Vgl. auch Deutsche Gaue a. a. O.
Sauer, Eine alte Sicherung des Freiburger Münsterturms gegen Wettergefahr
misereatur tui, convertat vultum [ad te et det tibi
pacem. Dominus te benedicat. Amen] . . . Bened . . .
totum hun[c] . . . mus Deus . . s meus Jesus [Chri-
stus] . . . unigenitus meus . . . amor meus. Amen.
Ex Andreae C . . tensi oder Ex Manda . . C . .
tensi. Die kursiven Schlußworte sind nicht mit abso-
luter Sicherheit fest-
gestellt; noch we-
niger ist ihr Sinn zu
bestimmen. Es wäre
möglich, daß sie die
Quelle der voraus-
gehenden Segens-
stellen angeben oder
eine Art kirchlicher
Druckerlaubnis ent-
halten und in letzte-
rem Falle etwa zu er-
zeugen wäre wie: Ex
Andreae episcopi
Constantiensis man-
date Man könnte
dann an den Kon-
stanzer Bischof Kar-
dinal Andreas von
Osterreich (1589 bis
löOO) denken und
hätte eine wertvolle
untere Zeitgrenze.
Aber angesichts des
fragmentarischen
Charakters gerade
dieser Stelle kommt
dieser Vermutung
nur sehr hypotheti-
scher Wert zu.
Das kleine qua-
dratische Blättchen
in Größe von
14 14 mm ist bei-
A bbild
Man verschluckte sie, um einer bestimmten Heil-
oder Zauberwirkung teilhaftig zu werden1.
Die Bedeutung der Einlagen im Blechverschluß
der Münsterpyramide erhellt aus den vorstehenden
Ausführungen zur Genüge. Es sind religiöse Pest-
und Wetter-Abwehrmittel. Ihr Charakter wird hin-
reichend bestimmt
durch die Pestbe-
schwörungs-und Wet-
tersegenformeln und
die Schauerkreuz-
chen. Auch die Ge-
genstände, die noch
eine andere Bedeu-
tung haben könnten,
wie die Benediktus-
medaille und der
Zachariassegen oder
die Eßzettel, haben
nach der Intention
der Einleger hier nur
die Zweckbestim-
mung, apotropäisch
gegen Pest, Unwet-
ter oder Blitzschlag
zu wirken. Da man
Krankheiten, Blitz
und Ungewitter auf
den Einfluß des bö-
sen Feindes zurück-
führte, ist die ganze
Fassung der Segens-
gebete und die Un-
terbringung der Ab-
wehrmittel nach drei
verschiedenen Him-
melsrichtungen ver-
ständlich. Der Turm
und in ihm auch der
ganze Bau soll mit
Verschlußstelle der Wetterabwehrmittel.
derseits bedruckt mit folgenden zwei Textformeln: einer geistigen Schutzwehr gegen die allerseits an-
drängenden bösen Mächte und die Einwirkung ihrer
I+N+R+i
Verbu Caro
facti! est et
hab i nobis.
S. Maria i
Cöcepti|one]
tua V.Imma-
culata fuisti.
Helfershelfer — so erklärt sich wohl der im Zeitalter
des Hexenglaubens verständliche Ausdruck: ab infe-
statione sathanae et ministrorum eius — umgeben
werden. Auch die Wettersegen wurden in älterer
Jesus Nazarenus Rex Judaeorum. Verbum Caro Zeit nach den vier Himmelsrichtungen gegeben und
factum est et habitavit in nobis und + + S. Maria die Beschwörung der wetterschwangeren Wolken
in coneeptione tua Virgo immaculata fuisti. Sie ebenfalls nach vier Seiten vorgenommen. Die Häufung
wiederholen die zwei Hauptmotive des oben be-
sprochenen Wettersegengebetes und kommen ganz
genau in gleicher Anordnung und Zuzammenstel-
lung auf gleich großen Zettelchen vor, die bis in
die neuere Zeit hinein als „Eßzettel" üblich waren.
der Abwehrmittel aber entspricht dem Bedürfnis, den
1 Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus dem bayerisch-
österreichischen Alpengebiet (Braunschweig 1910) S. 121. Hier
eine Kupferplatte aus Schärding, die die beiden Texte für
96 „Eßzettel" enthält. Vgl. auch Deutsche Gaue a. a. O.