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Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs für Heidelberg und Umgebung [Hrsg.]
Heidelberger Fremdenblatt: Stadt-Anzeiger ; amtliche Fremdenliste — 1908

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Nr. 26 - 49 (Juni 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30254#0101
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LmMIik kremaenliktk.

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NerausLSLeben im

^ustra^e 6es 3taätrates.



Xünrkrt-krogrsmink.


WsZwsissr cjurok cias »lscrlcartal, clis LsrßLtrasss unci cisn Ocisnwalci.

llr8sbeint vätirencl cter tVtvnnte tVtsi dis einsLtiliesstiLd Leptemdsi' vöLtientticti 6mal, i8t in nllen Onsttiöken unä ?ensionen, Xutieetiüusern unö VVirtSLdatten verbreitet, öient sls nu8-
8Lbtie88liLtie8 umtlicbe8 proxrumm kür ctis Konrerte öe8 8tückti8Lken Orcbe8ter8 unä tieZt in cien lle^eximmern rubtreiLber Kurorte, uu8vürtiLen 6sbnbok8virt8Lbukten unct Og8tböksn
unct 8vn8tiZen Krsmctsnuuksntkutl8ortsn uuk. — IZeru§8prsi8 kür äis xunrs Kr8LbeinunL82sit mit 2u8teitun§ IVtk. 3.—. Ourcb äis po8t dsroxen IVtk. 3.— uu88LbIis88>ick tZe8teI>Le>ä.

-Vnreixen 20 pkennix äie 8eck88e8pu>tene ?etitreile oäer äsren Ksum. Lei Wieäerkolunxen nsmbukter btuLbts88.

Nr. 26. Msrttag, Sen l. Inm 1908.

Deutsche Lieder und Mären.

Es blüht ib, Kunstüarteii eine herrtiche Blmne: bie
ungIückliche Liebe: öer hohen Frau zuin geringe-
ren Mann; umget'ehrt, unü besonders jetzt blühend, des
Reichen zum armen Mädcheni der beiden jungen, denen
die Eltern die Zusanimenkunft vevwehren. Hierher ge-
hört das nnvevwelkliche Lied von den zwei Königskindern.
Von allen Mären ist sie die bekannteste.

1. Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so

lieb;

Sie koniiten zusainmen nicht kommen, das Wasser
war viel zu tief.

2. Ach Liebchen, und könntest du schwimmen, so schwimm

doch herüber zu mir!

Jch willi dir zwei Kerzen anznnden, und die loll'n
leuchten dir!'

3. Das hört' eine falsche Nonne. die tät, als ob sie schlief;
Sie tät die Kerzen auslöschen, der Jüngling ertrank

so tief.

4. Es war an ein' Sonntagmorgen, die Leute war'n

alle so froh;

Nicht so des Königs Tochter, die Augen die sasten
ihr Zu.

5. „Ach Mutter, liebste Mutter, nieine Augen tun mir

so weh.

Laß mich ein wenig spazieren ani Strande der rau-
schenden See."

6. „Ach Tochter, liehste Tochter, allein kannst du nicht

gehn,

Weck deine jüngste Schwester, und die soll mit dir
gehn."

7. „Ach Mutter, liebste Mntter, nieine Schwester ist noch

ein Kind,

Sie pflückt wohl alle die Blumen, die an deni
Strande sind.

8. Und Pflnckt sie alle die roten, die weißen läßt sie

stahn,

So sagen gleich alle die Leute, das Königskind hat es
getan."

9. „Ach Tochter, liebste Tochter, allein sollst du nicht

gehn,

Weck deinen jüngsten Bruder, und der soll mit dir
gchn."

10. „Ach Mutter, liebste Mutter, mein Bruder ist noch

ein Kind,

Er schießt wohl all die Vöglein, die an dem Strande
sind.

11. Und schießt er alle die zahmen, die wilden läßt er

gahn,

So sagen gleich alle die Leute, das Königskind hat
es getan."

12. Die Mutter ging zur Kirche, die Tochter ging ihren

Gang,

Bis sie am Meeresstrande einen armen Fischer fand-

13. „Ach Fischer, liebster Fischer, und willst du verdienen

Lohn,

Wirf aus deine Netze ins Wässer, fisch' mir den
Königssohn."

14. Der Fischer warf seine Netze, die Lote senkten zu

Grund,

Er fischte und fischte 10 lange, der Königssohn wurde
sein Furtd.

16. Wos nahm sie von ihrem Haupte? Von Gold eine
Königskron.

„Sieh da, Lu edler Fischer! Das ist dein verdienter
Lohn."

16. Was zog sie von ihrem Finger? Den Ring von Golde

so rot.

„Sieh da, du edler Fischer, kauf' deinen Kindern
Brot."

17. Sie nahrn ihr Lieb in die Arme, küßte ihm den blei-

chen Mund.

Drc oberstclhcnbc'n AaisführunMN! jind 'dom- jctzt in ldrit-
ter A-uslacie vorliegenlden Dülndchoni des Greisswaldler Prävat»
dvzcnten Br/uiniicr ülber bas- delutjsche Vvl-ksl-i.eid' (Da>s deutsche
Volksilieid. Ueber Meseini unb Werlden heis ideuiischbni VoMsge-
samgicH. Pon! Pridatbogenti Dr. I. W. Brutnier. Varwg von
B. G. Teiulbrier iu Lieipgig. PreiA geh. t Marik, in> Leinlwdjnd
gebulnldcu 1,25 ,Mbrk) icninomimeiN, das' der weitiverlbreiiiletein!
Terchnerschlen Sammlung „Aus Natp-r -und Gckistvswlelt" a-nige--
hört uinb i-n dem der Versassor in schwungvoller, !hochlpoeitische-r
Darstellung von Wesen und Werden des dcutschen Bolksliodes
h-anldclt. ' < - ^

„Ach Mund, ach könntest du sprecheu, dann würdc
mein Herz mir gesuird."

18. Sie drückte ihu sest an ihr Herze und sprang mit ihm
in die See.

„Ade lieb Vater und Mutter! Ihr seht mich niminer-
meh."

Jst dies Lied nicht von entzückenöem R-eiz? Aber das
Reizvollste bietet gerade hi-er -dic im Votke ausgewach-enc
Fassung, die Wechselredcn zwischen Mutter und T-ochter
sind beheimatet in einem ganz auderen Liede, in dem die
Mutter der Tochter verwgt, allein zum Tauze zu gehen,
sie solle Bruder oder Tchwester mitnehmen. Mit diesem
Stoffe verwandt ist d-er Verrat der Liebsten. Jn
zwei verkluiigenen Müren wird dieser Gegenskanö bchan-
dclt, in der von der Fran von Weißenburg und dcr wohl
danach g-edichteten folgenden, einem der am besten «ufge-
bauten aller Spielmannsgedichte:

1. Es ritt ein Rikter mit seinem Knecht wohl über eine

schlichte Heide,

Unb alles, was sie r-edeten da, war von einer wunde'r-
schönen- Maide, ja Maide.

2. „Ach Schildkne-cht, lieber Schildknecht mein, was redst

von meiner Frauen?

Und sürchtest nicht meinen -braunen Schild? Zu Skückeii
will ich dich hauen,

Vor meineii Augen."

3. „Euren braunen Schild, den fürcht' ich klein, -der liebe

Gott wird mich -wohl behüten."

Da schlug der Kn-echt seinen Herrn zu Tod; das geschah
um des Fräüleins Güte, ja Güte.

4. „Nun will ich heim gehn landwärts ein zu einer wnn-

ders-chönen Maide."

„Ach Fräustin, gebt mir's Botenbrot! Euer odler Herr
und der ist tot
So fern auf breiter Heide."

6. „Und ist mein edler Herre tot, darum will ich nicht
weinen,

Den schönsten Buhlen, den ich han, der sitzt bei mir
daheime,

Mutterallein-e.

6. Nun haltet mir mein graues Roß! Jch will von hin-

nen reiten!

Und da sie aus die Heide kam, die Lilien taten sich
n-eig-en

Auf breiter Heide.

7. Auf band ste seinen kleinen Helm und iah ihm unter

sein Augen:

„Nun muß es Christ geklaget sein, wie bist so sehr zcr-
hauen

Unt-er deineu Augen!

Die iioch heute vielgesungene Märe von der treuloün
Braut ist vielleicht unter Anlehnung an die alte Het daget
nit den oosten entstanden: worauf unter anderem dcr
Anfan-g deuten könnte:

E-s stehen drei Sternlein am Himmel, di-e geben der Lieb
einen Schein.

„Gott grüß dich du liebe und feine, w-o stell ich mein
Rö-sselein ein?"

Heutezutage ist dieser Anfang aufgegeben und lautet
das Lied folgendermaßen-:

1. Die Rosen blühen im Tale, Soldaten ziehen ins Feld.
„Ade niin, mein Liebchen so feine, ich muß in die

weite Welt."

2. Und als er wieder nach- Hause kam, Feiiisliebchen stand

vor der Tür:

„Gott grüß dich, mein Liebchen so feine, von Herzen
gefallst du mir!"

3. „Jch brauch dir ja- nicht zu gefallen, ich habe ja

längst einen Mann!

Der ist ja viel schöner, viel feiner; was geht mich der
and-ere an!"

4. Was z-og er aus seiner Tasche? Ein Messer war schars

und war spitz;

Er stieß ihr das Messer ins Herze, das Blut ihm ent-
entgegenspritzt.

6. Und als er es wieder heraus zog, das Messer von
Blute so rot:

„Ach großer Gott in dem Himniel, wie bitter wird
mir Ler Tod."

6. So geht's wenn ein Mägdlein zwei Buben lieb hat,

- tut wunderselten gut.

Da habeu wir-'s wieder gese-hen, was falsche Liebe tut-

Gänz^ neu ist der To -daus S e h n s u ch t. Jni 13.
und 14. Jahrhundert stirbt der Held durch das Schwert
des Nebeiilhuhlers; im 10. durch Selb-stmord; - jetzt tegt
er sich aufs Grab der Liebsten und stirbt am gcbrochencn
(Herzen. stn dichtungsgeschichtlicher Hinsicht von großer
Bedeutung ist, daß in der M-äre, sobald sie nicht mehr
äuf Kllnstlerhand zurückgeht, s-ondern dein Naturdichter
überlassen bleibt, das U e b e r m e n s ch l i ch e Raum
-göwinnt. Der Teufel tritt als Nachrichter auf. Jn un-
'chuldigen Jägerliedchcn des 10. Jahrhnnd-erts wird ost
der Gedante verwandt, -däß der Jäger auf Frauen als
Kdelwild pürscht; jetzt entwickelt sichl aus diescr Bilder-
'sprache -die geheimnisvo-lle Wa-ldhexe. Die Toten pslan-
zen Lilieu auf ihr eigenes Grab, sie reden aus- dem
Schoße der Erde. In dieser Zeit — 17., 18., 19/Jahr°
hundert — nähert sich d-ie aus Trümmern der Kunst-
dichtnng sich zusammensingende Märe der keltischen und
slawischen; sie sinkt von lichter Höhe herunter in Äas
Täl, -wo- die Nebcl brauen und die schwarzcn Felseu
schrecken.

Die alte gute Spielmanusmäre ist am Vertliiigen.
Wie si-e sich- halten kann, zeigt Äas Lied vom Ritter
Ulinger:

„Gut Ritter, der ritt durch das Ried, er sang eiu schönes
Tagelied."

Wohl iioch dem 13. Jahrhuüdert eiitstanimend ist es
hente nach 000 Jahren noch lange nicht vergessen, ja be-
wahrt Züge, die in den ältesten Aufzeichnung-en aus dem
10. Jahrhun-dert -bereits am Verbleicheii sind. Aber
-hier liegt ein Märchcnstoff vor, owig frisch. Die meisten
Mären beginnen in unserer Zeit sten Boden zu verlieren,
Weil die zur Schilderimg gclangenden Verhältnisse nicht
mehr gegenständlich sind. Sobald aber das Volk zu
fühlen beginnt, daß, waZ es besingt, fremdartig ist, wen-
det es si-ch davon ab. Es tieb-t stets -die vollen frischen
Wangen. Und -da uüsere Zeit uatürlich uur noch wenig
Märeustosf bieten kann, ist neues Leben für diese Lied-
gattung nicht wahrscheinlich. Hier streckt ein blitzgebor-
stener Eichstnmpf gospensterhaft die kahlen, weißen Aeste
gen Himmel. Wie lange dauert's, und er fällt, wie der
Heldengesang, in sich zusammen. Und aus -dem ver-
molmten Holze quillt Nahrung für dic gesnndcn Hoch-
stäMme uud die jungeii frischeu Triebe ueben ihm.

kreltgl,. llö« 12. Iimi 1SK8.

S/VO OÜaKHSIIVI.

--- - - ^rssn-Solbsci -—

8tsrke kVrsenquellen. — dtekeere 8oIqueIIen. 6>-ö88te
llrlol^e beii klutsrmut, kleiclisuekt, 8cbvScberust3ncken,
Itervenleicken, Liclit, Klieumstisinus, frsuenleicken etc.
Kurpsrk — Kolonnscle — Oisäirbsu — ckennispIZtrs- — bicbt-
uncl buktbscl — NtZIr. KinäerbeilsIZtte- — vsrkkotel mit clem
ksäebsus verbunäen. Oute Nrivstpen8ionen von dtk. 3,50 sn.
tleckkn 8onntsx in cker Kurkolonnscke LUIitLrkonrerte.

vie K u r v e r v s I t u n I

8oIbZäer, drsenbZcler, koklenssure 8o!b3cler, l>' ucler,
Inbsberen, Mssssge. /Nsxquelle, stLrkstes, n .ickes
^rsenkeilvssser (17,4 mx 0- im biter) bevkkrt ru KSus-
licken 7rinkkuren. ttervorrsxencl Srxtlick bexutscktet.
kscle^slr, dtutterlsuxe mit ^olbener Mebsille prZmiiert. VVo nickt
verlreten, lietern clirekt. ksck- Li 8ol-Verein, ^kt-Oes-

krm<1tz«pM8ivli MgWli'. 6

ZlotelrerkurLnt rm ^erkeo

jleiSelders. Zkuptrlrstte 75

7'elepkon 43. — Äusscksnk von kellem u. äunklem
dlilnckner bövvenbrSu u. ?Ü8ner kier. dlittsgstiscb von
dlk. 150 sn, im kVdonnement dlk. 1.20. VVsrme 8peisen
ru secler 1sxe8reit. Keickksltiße Weinkeller. 2immer
d-1k. 1.50—2.50. vle kesitrer: Lrsk K Vell.
 
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