jArchaisirende Kunst. 77
J Abg. l)ei Sickler und Reinhart, Almauach aus Rom, 2. Jahrg. 1811
.n. 9 u. 10 p. 131 (wo aber der Kopf als antik angesehn wird.) Vgl.
Schont Catalog zur Glyptothek n. 51 und die Gemme der Sammlung
Thorwaldsen n. 323 nebst dem Wandgemälde bei Müller-Wieseler, Denk.
II, 613 und E. Braun im bull. 1850 p. 73.
60. Sogenannter Trophonios*, Marmorkopf, an-
geblich aus Griechenland stammend, früher im Besitze des
Fürsten Talleyrand, jetzt im Louvre.
Für die Deutung auf Trophonius ist nichts Entscheiden-
des angeführt, dagegen ist eine gewisse Aehnlichkeit mit dem
sogenannten indischen Bacchus nicht zu verkennen, nur dass
letzterer gewöhnlich ein volleres und breiteres Gesicht hat.
Der Kopfschmuck, aus Palmetten und Blumen bestehend,
deutet auf eine Naturgottheit. Der eigentümliche Schnitt
des Bartes, die schematische Trennung zwischen Kinn- und
Backenbart, ist für die Köpfe alten Stils charakteristisch.
Doch ist der alte Stil nur in Aeusserlichkeiten imitirt, die
Formen und der Ausdruck des Kopfes sind ihm völlig fremd
und es war nicht die Absicht des Künstlers, einen wenigstens
.scheinbar alterthümlichen Kopf, der allenfalls den Eindruck
einer Copie machen könnte, zu bilden, sondern vielmehr in
eklektischer Weise das Steife und Schematische der alten
Zeit mit dem elegantesten Stil späterer Kunst zu ver-
einigen. Es ist ein Verfahren, demjenigen der hadrianischen
Zeit ähnlich, in welcher sogar der ägyptische Stil eine un-
natürliche Verbindung mit den weichen und eleganten Formen
des damaligen Geschmacks eingehen musste. Nicht unmöglich,
dass dieser Kopf auch erst in hadrianischer Zeit entstanden,
wir haben ihn aber von den übrigen archaisirenden Denk-
mälern ; durch» deren Vergleichung seine Eigenthümlichkeit
deutlicher wird, nicht trennen wollen.
Abg. Arch. Ztg. 1843 Taf. 1 mit der Deutung auf Trophonius,
die Brunn bull. 1845 p. 200 als unbegründet bezeichnet und dafür die
Aehnlichkeit mit dem indischen Bacchus hervorhebt, für welchen ihn Mi-
chaelis Arch. Ztg. 1866 p. 254 freilich aus einem Grunde den ich nicht
anerkennen kann, erklärt. Derselbe weist sehr richtig die Zurückfüh-
ning dieses Kopfes auf Praxiteles ab und setzt ihn in die hadrianische
Zeit. Ueber den Schnitt des Bartes vgl. Conze Arch. Anz. 1864, p. 209
und den herkulanischen Dionysoskopf im Saal der Thiere und Broncen
n. 239.
61. Diana**, Büste, von einer Marmorstatue genommen,
* Im Niobidensaal n. 40.
** Im Niobidensaal n. 119.
J Abg. l)ei Sickler und Reinhart, Almauach aus Rom, 2. Jahrg. 1811
.n. 9 u. 10 p. 131 (wo aber der Kopf als antik angesehn wird.) Vgl.
Schont Catalog zur Glyptothek n. 51 und die Gemme der Sammlung
Thorwaldsen n. 323 nebst dem Wandgemälde bei Müller-Wieseler, Denk.
II, 613 und E. Braun im bull. 1850 p. 73.
60. Sogenannter Trophonios*, Marmorkopf, an-
geblich aus Griechenland stammend, früher im Besitze des
Fürsten Talleyrand, jetzt im Louvre.
Für die Deutung auf Trophonius ist nichts Entscheiden-
des angeführt, dagegen ist eine gewisse Aehnlichkeit mit dem
sogenannten indischen Bacchus nicht zu verkennen, nur dass
letzterer gewöhnlich ein volleres und breiteres Gesicht hat.
Der Kopfschmuck, aus Palmetten und Blumen bestehend,
deutet auf eine Naturgottheit. Der eigentümliche Schnitt
des Bartes, die schematische Trennung zwischen Kinn- und
Backenbart, ist für die Köpfe alten Stils charakteristisch.
Doch ist der alte Stil nur in Aeusserlichkeiten imitirt, die
Formen und der Ausdruck des Kopfes sind ihm völlig fremd
und es war nicht die Absicht des Künstlers, einen wenigstens
.scheinbar alterthümlichen Kopf, der allenfalls den Eindruck
einer Copie machen könnte, zu bilden, sondern vielmehr in
eklektischer Weise das Steife und Schematische der alten
Zeit mit dem elegantesten Stil späterer Kunst zu ver-
einigen. Es ist ein Verfahren, demjenigen der hadrianischen
Zeit ähnlich, in welcher sogar der ägyptische Stil eine un-
natürliche Verbindung mit den weichen und eleganten Formen
des damaligen Geschmacks eingehen musste. Nicht unmöglich,
dass dieser Kopf auch erst in hadrianischer Zeit entstanden,
wir haben ihn aber von den übrigen archaisirenden Denk-
mälern ; durch» deren Vergleichung seine Eigenthümlichkeit
deutlicher wird, nicht trennen wollen.
Abg. Arch. Ztg. 1843 Taf. 1 mit der Deutung auf Trophonius,
die Brunn bull. 1845 p. 200 als unbegründet bezeichnet und dafür die
Aehnlichkeit mit dem indischen Bacchus hervorhebt, für welchen ihn Mi-
chaelis Arch. Ztg. 1866 p. 254 freilich aus einem Grunde den ich nicht
anerkennen kann, erklärt. Derselbe weist sehr richtig die Zurückfüh-
ning dieses Kopfes auf Praxiteles ab und setzt ihn in die hadrianische
Zeit. Ueber den Schnitt des Bartes vgl. Conze Arch. Anz. 1864, p. 209
und den herkulanischen Dionysoskopf im Saal der Thiere und Broncen
n. 239.
61. Diana**, Büste, von einer Marmorstatue genommen,
* Im Niobidensaal n. 40.
** Im Niobidensaal n. 119.