Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Friederichs, Karl
Berlins antike Bildwerke (Band 1): Die Gypsabgüsse im Neuen Museum — Düsseldorf, 1868

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1132#0434
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VIII. Die griechisch-römische Kunst.

Schon in der Einleitung zum sechsten Abschnitt wurde
bemerkt, dass der Unterschied der griechisch-römischen Kunst
von der alexandrinischen noch keineswegs klar sei. Es wird
noch fortwährend gestritten, ob der Laokoon der einen oder
der andern Zeit angehöre und auch bei andern Statuen z. B.
beim Nil erhebt sich dieselbe Frage, ohne dass wir im Stande
wären, sie mit Sicherheit zu beantworten. Die Einen sprechen
der römischen Zeit alle und jede Productivität wenigstens auf
dem Gebiet des Idealen ab und meinen, dass sie nur von der
griechischen Erbschaft gezehrt habe, die Andern geben ihr
den Vorzug vor der zunächst vorangehenden Periode und re-
den sogar von einer Restauration der Kunst unter den rö-
mischen Kaisern. Wir halten die erstere Meinung insoweit
für wahrscheinlich, als sie sich auf die religiöse Kunst be-
zieht, denn um auf- diesem Gebiet wirklich Bedeutendes zu
leisten, dazu fehlten der Kaiserzeit die innern Bedingungen,
wir können aber nicht so weit gehn, dass wir die gesammte
Thätigkeit der Römer auf dem Gebiet des Idealen als eine
unselbständige und unbedeutende betrachten. Denn wo Sta-
tuen wie die sogenannte Thusnelda in Florenz, wie der Au-
gustus in Berlin und die Agrippina in Neapel entstanden
sind, da kann auch das auf andern Gebieten der profanen
Kunst Geschaffene nicht völlig werthlos gewesen sein. Wir
läugnen damit nicht, dass das Historische die Sphäre war,
für welche der römische Sinn seit alter Zeit am besten be-
fähigt war, aber es scheint uns andrerseits nicht richtig, jede
 
Annotationen