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Jacob-Friesen, Karl Hermann; Hannoversches Provinzialmuseum für Kunst und Wissenschaft / Urgeschichtliche Abteilung; Hannoversches Provinzialmuseum für Kunst und Wissenschaft [Editor]
Grundfragen der Urgeschichtsforschung: Stand und Kritik der Forschung über Rassen, Völker und Kulturen in urgeschichtlicher Zeit ; [Festschrift zur Feier des 75jährigen Bestehens des Provinzial-Museums] — Veröffentlichungen der Urgeschichtlichen Sammlungen des Provinzial-Museums zu Hannover, Band 1: Hannover, 1928

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37608#0053
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A. Indogermanistik,
a) Die indogermanisAen Sprachen.
Nachdem die Engländer seit 1757 in Indien immer festeren Fuß
gefaßt hatten, kamen auch alte indische Schriften nach Europa und
ließen das Sanskrit, die Sprache der klassischen indischen Literatur
erkennen. Der französische Jesuit Coeardoax wies im Jahre 1767 als
erster auf die Verwandtschaft des Sanskrit mit den europäischen
Sprachen hin. Um die weitere Erforschung des Sanskrit erwarb sich
dann die 1784 zu Calcutta gegründete Asiatische Gesellschaft große
Verdienste. Im Jahre 1786 erklärte der Engländer William Jones das
Sanskrit für die Ursprache der Menschheit, von der sich die Einzeh
sprachen durch dialektische Differenzierung abgezweigt hätten. Die
erste Sanskritgrammatik gab der deutsche Karmeliter Johann Philipp
Wesdin unter seinem Ordensnamen Paa/mas a Sancfo Barfho/omaeo
im Jahre 1790 als „Grammatica Samscrdamica" heraus.
Den Boden für die vergleichende Sprachforschung bereitete aber
erst Friedrich Schiege/s Schrift „Über die Sprache und Weisheit der
Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde." (Heideb
berg 1808.) Sch/egel brach mit dem bisher üblichen phantastischen
Hirn und Herraten beim Etymologisieren und vergleicht das Sanskrit
mit dem Lateinischen, Griechischen, Persischen und Germanischen
unter dem Gesichtspunkte, daß nur die völlige Gleichheit der Wörter
in den Wurzeln und die Übereinstimmung des grammatikalischen
Baues die nahe Verwandtschaft der betreffenden Sprachen und ihre
Abstammung von einer Ursprache beweisen könne. Diese Ursprache
war für ihn das Sanskrit: „Daß die indische Sprache älter sei als die
griechische und römische, geschweige denn die deutsche und persische,
scheint aus allem Angeführten mit Gewißheit hervorzugehen"
(a. a. O. S. 66).
Die wissenschaftliche Grundlage für diese Studien wurde aber erst
durch Franz Bopp geschaffen, dessen Arbeit „Über das Conjugations?
system der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechi?
sehen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache" (Franko
furt a. M. 1816) ihn zum Begründer der vergleichenden indoeuropäi?
sehen Grammatik werden ließ. Bopp untersuchte nicht wie früher nur
einzelne aus dem Zusammenhang gerissene Beispiele der betreffenden
Sprachen, sondern verglich ihren gesamten Bau. Hierdurch erbrachte
er als erster mit wissenschaftlich einwandfreier Methode den Beweis,
daß alle die Sprachen, die wir heute indogermanische nennen, eine
einzige große Familie bilden, deren sämtliche Glieder aus einer gemein?
samen Wurzel stammen.
Die Bezeichnung „indogermanisch", das sei hier eingeschaltet,
gebraucht Bopp noch nicht, sie scheint zuerst von Ja/ias n. FJapro/h
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