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Frimmel, Theodor
Die Apokalypse in den Bilderhandschriften des Mittelalters: eine kunstgeschichtliche Untersuchung — Wien: Gerold, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.45045#0069
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IV.

Die fränkische Kunst weist im hohen Mittelalter ein inter-
essantes Beispiel einer apokalyptischen Bilderreihe auf. Es findet
sich im Codex A, II, 42 der königlichen Bibliothek zu Bamberg.
Die Handschrift enthält eine reich illustrirte Apokalypse (bis
Fol. 57) und ein Evangelistar. Von 60 Miniaturen des Codex
entfallen 5o auf die Offenbarung.
Vielfach hat sich die Literatur') mit der Bamberger Apo-
kalypse beschäftigt, von Murr’s »Merkwürdigkeiten« bis auf einige
der neuesten Erscheinungen auf dem Gebiete der Kunstgeschichte.
Jaeck hat sogar eine knappe Aufzählung der Bilder gegeben; in
ikonographischer Hinsicht aber ist die Handschrift bisher noch
so gut wie unbenützt geblieben. Ich sehe mich also gezwungen,
hier noch einmal den Bilderreichthum der trefflich erhaltenen
Handschrift vorzunehmen. Die bei Jaeck nicht ganz correcte Auf-
zählung wird in einigen Punkten zu berichtigen sein; beschrei-
bende Notizen sollen beigefügt werden. Uebrigens bleibt eine
eingehende Beschreibung auch so noch einer speciellen Publication
vorbehalten Format kl. Fol. 0,294 X 0,204.
Der Text ist in einer Columne sorgfältig in ausgebildeter
Minuskel geschrieben, die man in’s beginnende XI. Jahrhundert
versetzen muss. Auf diese Zeit weisen auch die Form der aus

') Vgl. Chr. Gottl. Murr: Merkwürdigkeiten der fürstbischöfi. Residenz-
stadt Bamberg. Nürnberg 1799, S. 138 ff.; führt die Handschrift noch an als
im Besitze des Collegiatstiftes von St. Stephan zu Bamberg. J. D. Fiorillo:
Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschi. I. Bd. (1815), S. 234 geht nicht
auf Einzelnes, ein. H. Joh. Jaeck: »Vollständige Beschreibung der öffentl.
Biblioth. zu Bamberg« I. Th. Nürnberg 1831, S. 42, Nr. 311 (»Hic über a Cune-
gunda Imp. eccl. coli. S. Stephani donatus esse traditur.«) S. XVII und XVIII
gibt J. die Beschreibung des Codex. Waagen: Kunst u. Künstl. in Deutsch-
land, 1845, 1, S. 97 f. (leugnet byzantinischen Einfluss). Piper: Mythologie
der christl. Kunst, 1851, II, S. 447, 633. Kugler: Kleine Schriften (1853 bis
1854) I, S. 91. Lotz: Kunsttopographie Deutschlands, Cassel 1863, II, S. 38.
Schnaase: Gesch. d. bild. Künste, ,2. Aufl., II, S. 632 (hält die Bilder für
bvzantinisirend). G. Voss: »Das jüngste Gericht.« Leipzig 1884, S. 43. Janit-
schek’s Repert. f. Kunstwissenschaft, 1884, S. 351 ff.
Herr Bibliothekar Leitschuh theilte mir gütigst mit, dass die Handschrift
thatsächlich aus dem Collegiatstifte von St. Stephan stammt und 1803 der
königl. Bibliothek einverleibt wurde.
’) Wie ich höre, wird eine solche von Hrn. Dr. Leitschuh vorbereitet.
 
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