Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frommel, Christoph Luitpold
Der Römische Palastbau der Hochrenaissance (Band 1): Text — Tübingen: Wasmuth, 1973

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.59325#0025
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
An der Fassade des Pal. Caffarelli ist die Rustika aus
einem graugetönten vulkanischen Gestein der römischen
Umgebung namens „sperone“, an den meisten anderen
Fassaden jedoch aus Travertin gearbeitet. Bramantes erst-
mals am Pal. Caprini angewandtes Verfahren, die Rustika-
bossen in Gußmauerwerk nachzuahmen, wurde vor allem
von Giulio am Pal. Stati und am Pal. del Te, später dann am
Pal. Capodiferro nachgeahmt. Überhaupt hatte die Guß-
und Stucktechnik unter Bramante und Raffael eine solche
Vollkommenheit erreicht, daß sie den Stein zu verdrängen
begann (Pal. P. Massimo, Pal. Capodiferro-Spada, Villa
Lante, Pal.Torres-Lancelotti).
War der Außenbau nicht mit Travertin oder schmücken-
den Ziegeln verkleidet, so wurde er verputzt. Zuweilen ver-
suchte man auch, wie an der Gartenmauer der Farnesina
oder an den Obergeschossen der Fassade des Pal. Ossoli, die
Ziegeltechnik auf der Putzschicht vorzutäuschen. Die Farbe
des Putzes dürfte zwischen Weiß und Ocker- oder Braun-
tönen geschwankt haben. Das Erdgeschoß des Pal. Farnese
erhielt wohl eine dem Ziegelmauerwerk der Obergeschosse
und der Seitenfronten verwandte Tönung. Für zahlreiche
Paläste wie die Farnesina, den Pal. dell’Aquila, den Pal.
Milesi oder den Pal. Capodiferro, möglicherweise auch den
Pal. Baldassini war neben der architektonischen Gestaltung
von Anfang an ein figuraler Fassadenschmuck mit einem
antikisierenden Programm bestimmt55. Ältere Häuser er-
hielten mit Hilfe der Fassadenmalerei, in der sich besonders
Peruzzi, Polidoro da Caravaggio und Maturino auszeichne-
ten, einen zeitgemäßen Schmuck. Die meisten dieser Fassa-
denmalereien sind allerdings der Witterung zum Opfer
gefallen.
Die Dauer der Bauarbeiten hing von der Finanzkraft der
Auftraggeber ab. Chigis Marstall und der Pal. Angelo Mas-
55 Pericoli 1960.

simo waren nach etwa vierjähriger Bauzeit im Rohbau voll-
endet, die ausgeführten Teile der Villa Madama bereits
nach drei Jahren. Die Farnesina nahm vom Kauf des
Grundstücks bis zum Abschluß der ersten Ausstattungs-
phase etwa sechs Jahre in Anspruch. Größere Paläste wie
die Cancelleria oder der Pal. Farnese zogen sich über Jahr-
zehnte hin. Selbst nachdem man die Arbeiten seit 1541 mit
aller Gewalt vorangetrieben und mehrere Bautrupps gleich-
zeitig beschäftigt hatte, war beim Tode Pauls III. wenig
mehr als die Hälfte des Pal. Farnese vollendet. Zumal bei der
Erneuerung alter Familienpaläste teilte man daher die Bau-
zeit häufig in Abschnitte ein, die es dem Besitzer ermög-
lichten, zunächst noch Teile des Altbaus und danach erste
Teile des Neubaus zu bewohnen (Pal. Farnese, Caffarelli,
Capodiferro).
Schwieriger sind die Gesamtkosten abzuschätzen. Einen
Anhaltspunkt liefern jedoch die Verkaufspreise einzelner
Paläste, die etwa dem Gesamtwert von Palast und Grund-
stück entsprachen. So kostete der Pal. Caprini im Jahre
1517 3000 Dukaten, der Pal. Gaddi im Jahre 1530 13000D.,
die Villa Lante des B. Turini im Jahre 1551 4000 D.,
der Pal. dell’Aquila im Jahre 1553 5000 D., der Pal. J. da
Brescia im Jahre 1560 1800 D., der Pal. Capodiferro im
Jahre 156617000 D., die Farnesina 1580 10000 D.5ß und der
Pal. Giraud im Jahre 1609 12000 D. Diese Preise erhöhten
sich auch während des 17. und 18. Jahrhunderts nur mäßig.
Paläste wie die Cancelleria oder der Pal. Farnese verschlan-
gen natürlich ungleich höhere Summen. Allein zwischen
Januar und November 1549 wurden 14072 D., zwischen
1541 und 1549 angeblich sogar über 40000 D. für den Pal.
Farnese ausgegeben.
56 Falls Chigi für die Farnesina bis 1512 tatsächlich 22000 D. aus-
gegeben hatte, beleuchtet dies das zuweilen erstaunliche Gefälle
zwischen Aufwand und Verkaufserlös.

10
 
Annotationen