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Fürbringer, Max
Beitrag zur Systematik und Genealogie der Reptilien — Jena, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.3469#0009
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zeigen gleichfalls eine sehr tiefe Organisation, die selbst, wie schon
angedeutet, die Frage offen läßt, ob hier primitive Vorfahren
der Rhynchocephalier oder der Lacertilier vorliegen resp. ob in
ihnen die gemeinsamen Vorfahren dieser beiden zu dieser Zeit
noch nicht gesonderten Reptilienordnungen gegeben sind.

Diese Frage dürfte wohl im wesentlichen zu beantworten sein,
wenn uns erst besser erhaltene Exemplare dieser Fossilien vorliegen.
Trotz der verschiedenen erheblichen Differenzen, welche Lacertilier
und Rhynchocephalier in ihren bisher genauer bekannten Vertretern
trennen, scheint mir die Annahme eines gemeinsamen Stammes
beider Abteilungen durch die weit größere Anzahl übereinstimmen-
der Merkmale gerechtfertigt zu sein. Selbstverständlich wird hier
das genauere Verhalten des Quadratum von größter Bedeutung
sein; hier oder in noch älteren Schichten (Karbon, vielleicht noch
früher) liegt die Wurzel, welche den primitiveren streptostylen
und den von ihnen abzuleitenden monimostylen Reptilien
Ausgang gab, und dieses Moment, d. h. die Art der Verbindung
des dorsalen Endes des Quadratum mit dem Cranium, halte ich
in diagnostischer Beziehung für wichtiger als das Verhalten der
Deckknochen in der Schläfengegend oder der Parasternalien in der
Bauchgegend.

Damit möchte ich keineswegs die Bedeutung jener Deck-
knochen gering achten. Zur Zeit, wo uns die Kenntnis der
meisten und wichtigsten primordialen Teile des Skelettes zufolge
ihrer großenteils knorpeligen Beschaffenheit fehlt, und wohl auf
lange Zeit hinaus müssen wir uns mit jenen gut erhaltenen Deck-
knochen begnügen, da v»ir nichts Besseres haben; sie bilden in
der Gegenwart immer noch die relativ besten Werkzeuge unserer
phylogenetischen Erkenntnis. Von den Meisten ist angenommen,
daß jene Deckknochen mit zahlreichen einzelnen Hautplatten be-
gannen und sich an den exponierteren Stellen des Körpers unter
höherer Differenzierung zu festeren Panzern *) zusammmenschlossen,

(1897) dagegen wurden weitere Reptilienähnlichkeiten dieser beiden
Microsaurier, namentlich das Verhalten der Sacralgegend der Wirbel-
säule und der ventralen Wirbelbogen, hervorgehoben, welche nach
der Entscheidung dieses Autors die Stellung beider innerhalb der
Reptilien bestimmten. Ob damit eine endgiltige systematische
Erkenntnis begründet wurde, bleibt abzuwarten.

1) Gaupp hat hierfür die guten Namen stegocrotaph, zygo-
crotaph (di-zygocrotaph und inono-zygocrotaph) und gymnocrotaph
eingeführt. Man kann noch die Termini anazygocrotaph und kata-
zygocrotaph zufügen, um damit die Anwesenheit eines oberen oder
unteren Schläfenbogens zu bezeichnen.

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