benannte Madonna de Foligno Z8) / gegenwärtig
als Knnsteroberung in Paris, und, da solche merk-
lich Schaden gelitten, von der hölzernen Tafel auf
Tuch gebracht. Dasselbe halt ii> (u. k>. io")
in die Höhe, und 6^ (a. K. io^) in dieBreite;
«nd stellt die H. Jungfrau mit dem Kind in der
Glorie dar; unten St. Johann der Täufer und
St. Franzise auf der einen, und St. Hieronymus
auf der andern Seite, der den knieenden Sigis-
mund Conti zy) der göttlichen Mutter und dem
Sohne zu empfehlen scheint. Zwischen den Heili-
gen ein Engelchen, das eine (jetzt leere) Tafel
halt, worauf, wie man glaubt, vormals die Ge-
schichte dieses Bildes bis 1565. geschrieben stand,
das wahrscheinlich ein er Voto des erwähnten
Conti war, der vielleicht aus irgend einer Gefahr
gerettet worden; worauf eine feurige Kugel zu
deuten scheint, die auf ein Dorf im Hintergrund
fallt. Schon vasarr rühmt diese vortreffliche Ta-
fel nach Verdienen; und Borran findet, wohl
ohne Grund, daß in der Ausspendung der Figuren,
noch die Weise von Danucei ersichtlich sey. Bey
Landon dann (VII. Nro. 45.) heißt es: „Ein
Meisterstück, das keinem der schönsten Werke von
Raphael weichen dürfe, und worin Grazie und
Corrcctheit aufs Höchste gebracht sey; dann die
drey Heiligen besonders von einem, der ersten Mei-
ster der Venetianischen und Flammändischen Schule
würdigen Kolorite; dagegen die Karnativn der Mut-
ter und des Kindes etwas zu röthlich, und die
Glorie der Engelsköpfe in einem zu blanlichten
Tone; die Landschaft endlich sehr wahr und sorg-
fältig ausgeführt". Noch umständlicher beschreibt
uud beurtheilt solches der einsichtige Verfasser des
clu Nccsee Eaft. IV» Xvo. Z8»
Vörderst nennt er es mit Grund eines von jenen
aufgetragenen Bildern , bey welchen sich der Künst-
ler in voraeschriebenen Schranken beengt fühlt ,
und aber um so mehr zu bewundern ist, wenn er
sich so trefflich, wie hier der Unsrige, daraus zu
ziehen weiß. Der knieende Conti sey eine höchst
gemeine, fast earrikatnrirte, so ganz leidende Figur,
daß z. B. seine beyden parallel gefalteten Hände
nur Eine auszumachen scheinen, aber dabey von
wunderbarer Wahrheit in Stellung, Carnation,
Faltenwurf — kurz in- Allem. „Die Köpfe der
dreh Heiligen dann haßen, jeder seinen geschicht-
lich anerkannten Charakter. Ganz vortrefflich ist
zumal derjenige von Ot. Johann; seine Augen
glänzen von einem verborgenen Feuer, und leuch-
ten aus seiner von der Sonne verbrannten Ge-
sichtsfarbe wie Blitze aus einer Wetterwolke her-
vor; seine Haut ist von immer reger Thätigkeit aus-
getrocknet; aber die Schönheit der Formen hat er
dabey nicht eingebüßt; es ist ein herrliches Mus-
kelgerüst, von reiner Zeichnung, dessen von dec
Hitze der Wüste versengte Blüthe durch ein
noch wärmeres, belebteres Kolorit ersetzt wird.
Haare und Bart sind wild und unbesorgt; jene
zottigt gleich einer Löwenmähne, dieser fällt wie
in Zapfen herab — überhaupt vielleicht der voll-
kommenste Kopf der je gemalt worden; für Styl,
Zeichnung, Charakter, Farbe, so ganz was er
seyn soll, daß er unnzvglich auf einen andern Kör-
per zü stellen wäre. Und welcher Contrast mit
dem vor ihm Hinknieenden St. Francisc, mit seinem
seraphischen Gesicht voll Salbung; ein höchst zar-
tes Profil, und der Ausdruck eines Mannes, der
nie anders als geistig geliebt hat. Seine blühende
Farbe ist von andächtigem Gefühl beseelt; sein
Äug' einschmeichelnd und lebhaft, glüht von einem
einzig durch die Einbildungskraft entbrannten Feuer;
sein sanftes Lächeln ist nicht dasjenige der Sinnlich-
keit, sondern der Entzückung in idealer Wonne;
seine dünnen blassen Hände stechen von dein star-
ken Arm des Läufers, so wie sein grauer Rock
mit dicken Falten von dem Purpurgewande des
Donatario, sehr schön ab. Hinter dem letztem
steht St. Hieronymus, ein patriarchalischer Kopf
mit dem Einsievlerbart, geistvollen hohlen Blicken,
die von dem Aufenthalt in der Wüste zeugen, aus
denen aber noch, von seinem Weltleben her, die
Erinnerung an die Damen zu Rom stralt! In der
Mitte dieser Heiligen das wunderschöne Engelchen,
ein wahrer Amorino, dessen Nacktes im Halbschat-
ten von dem Hellen Grün des reichen Vorgrundes
trefflich absticht. Der Hintergrund mit der anfangs
erwähnten Feuererscheinung ist ebenfalls mit gro-
ßem Fleiß vollendet, nnr etwas zu blaulicht. Und
nun der obere Theil des Bildes, ganz dichterisch —
Madonna im Himmel, in Stellung «nd Kleidung
mit weit mehr Größe und Pracht angethan, als
in Raphaels H. Jungfrauen auf Erde. Das
Christkind auf dem Schvöß (ohnehin hier, und in
mehr andern Bildern, an diesem Ort eine poeti-
sche Lizenz) hat eine etwas gezwungene Stellung;
ein Lichtkreis und das luftige Chor bläulichter,
kaum sichtbarer Engelsköpfe umleuchten sie. Über-
haupt ist dieses Bild noch besser color irt, als selbst das-
jenige der Verklärung/ mit einer Palette der rein-
sten und auserlesensten Farben, die ganz ineinan-
der geschmolzen sind. Fast sollte man denken, daß
unser Künstler, dem bald jede Art Vollkommenheit
zu Gebote stand, hier, wo er in Erfindung, Zeich-
nung und mehr andern Kunsttheilen sich beschränkt
fühlte, durch Anstrengung, vorzüglich zu coloriren,
gleichsam sich selbst entschädigen wollte. Die merk-
würdige und sinnreiche Weise, wie dieses Werk
auf Leinwand gebracht worden/ findet sich ausführ-
lich erzählt in dem Memoires der dritten Klasse
des Französischen Nationalinstitutes, B. X. 60)."
Endlich scheint in diesen Zeitpunkt Raphaels er-
stes Bild aus der Fabelwelt, seine Galathee zu
fallen, welche er für den reichen Sieneser-Kauf-
mann und großen Kunstdilettanten Aug. Chigi in
eine Loggia seines Pallastes in Transtevere ge-
malt 6i), so wie er späterhin für die Verzierung
einer Kapelle desselben 62) die Zeichnung gegeben.
Nachgebildet im Umrisse ist das Blatt von Volpato, bey Landon Nro. 187. Endlich bemerken Wik, daß FüßlL
(l. 158.) denn doch aus gedachtem Blatte schon urtheilt: In allen diesen Bildern (der Propheten nämlich,
wir der Sibyllen) ersieht man des Künstlers erhabene Einbildungskraft, großen Ausdruck voll Ernst und
Würde, gelehrte Zeichnung Und schöne Drapperien; so wie hingegen Richardson 0. c) noch eine gewisse
Trockenheit und Steifigkeit an dem Styl derselben bemerken will, der sich dafür in seinem Esajas nicht finde,
welcher doch, nach Vasavi, früher gemalt seyn soll»
58) Bisweilen auch: All' Donatario genannt.
59) Lat. ä comitibu8. Päpstlicher Cammerier, und, nach BottarL, ein guter Geschichtschreiber, desseti Arbeit
aber nur in Handschrift vorhanden sey.
60) Mittelmäßig geatzt ist dieses Bild in altern Tagen von Vincenz Vittoria , trefflich hingegen gestochen in den
neuesten Zeiten von Desnoyers, wiewohl man, nach dem Urtheil von Kennern, mit den Gewändern und den
Nebenwerken dieses Blattes noch zufriedener seyn kann, als mit den etwas steifen Köpfen und den übrigen nack-
ten Ther'len; dann auch von Devilliers. IM bloßen Umrisse endlich findet es sich in Üandon's Annal. und
im Mmiuet u. cc, so wie in des Elstern Vis etL. äs Ka/chaeZ Nro. 44z.
61) Jetzt Farnesina. Gestochen wurde diese Galathee in altern Tagen von M. Anton in einem sehr seltenen
Blatte, dann nach ihm copirt von M. de Ravenna 1582. und von Golzius 1592. Nachher von Bouquet klein.-
Jn neuern Zeiten von D. Cunego >771. für die Sammlung von Hamilton.
62) S. davon das Mehrere unten«
Anh. zum VII, Heft« «« ..n.
als Knnsteroberung in Paris, und, da solche merk-
lich Schaden gelitten, von der hölzernen Tafel auf
Tuch gebracht. Dasselbe halt ii> (u. k>. io")
in die Höhe, und 6^ (a. K. io^) in dieBreite;
«nd stellt die H. Jungfrau mit dem Kind in der
Glorie dar; unten St. Johann der Täufer und
St. Franzise auf der einen, und St. Hieronymus
auf der andern Seite, der den knieenden Sigis-
mund Conti zy) der göttlichen Mutter und dem
Sohne zu empfehlen scheint. Zwischen den Heili-
gen ein Engelchen, das eine (jetzt leere) Tafel
halt, worauf, wie man glaubt, vormals die Ge-
schichte dieses Bildes bis 1565. geschrieben stand,
das wahrscheinlich ein er Voto des erwähnten
Conti war, der vielleicht aus irgend einer Gefahr
gerettet worden; worauf eine feurige Kugel zu
deuten scheint, die auf ein Dorf im Hintergrund
fallt. Schon vasarr rühmt diese vortreffliche Ta-
fel nach Verdienen; und Borran findet, wohl
ohne Grund, daß in der Ausspendung der Figuren,
noch die Weise von Danucei ersichtlich sey. Bey
Landon dann (VII. Nro. 45.) heißt es: „Ein
Meisterstück, das keinem der schönsten Werke von
Raphael weichen dürfe, und worin Grazie und
Corrcctheit aufs Höchste gebracht sey; dann die
drey Heiligen besonders von einem, der ersten Mei-
ster der Venetianischen und Flammändischen Schule
würdigen Kolorite; dagegen die Karnativn der Mut-
ter und des Kindes etwas zu röthlich, und die
Glorie der Engelsköpfe in einem zu blanlichten
Tone; die Landschaft endlich sehr wahr und sorg-
fältig ausgeführt". Noch umständlicher beschreibt
uud beurtheilt solches der einsichtige Verfasser des
clu Nccsee Eaft. IV» Xvo. Z8»
Vörderst nennt er es mit Grund eines von jenen
aufgetragenen Bildern , bey welchen sich der Künst-
ler in voraeschriebenen Schranken beengt fühlt ,
und aber um so mehr zu bewundern ist, wenn er
sich so trefflich, wie hier der Unsrige, daraus zu
ziehen weiß. Der knieende Conti sey eine höchst
gemeine, fast earrikatnrirte, so ganz leidende Figur,
daß z. B. seine beyden parallel gefalteten Hände
nur Eine auszumachen scheinen, aber dabey von
wunderbarer Wahrheit in Stellung, Carnation,
Faltenwurf — kurz in- Allem. „Die Köpfe der
dreh Heiligen dann haßen, jeder seinen geschicht-
lich anerkannten Charakter. Ganz vortrefflich ist
zumal derjenige von Ot. Johann; seine Augen
glänzen von einem verborgenen Feuer, und leuch-
ten aus seiner von der Sonne verbrannten Ge-
sichtsfarbe wie Blitze aus einer Wetterwolke her-
vor; seine Haut ist von immer reger Thätigkeit aus-
getrocknet; aber die Schönheit der Formen hat er
dabey nicht eingebüßt; es ist ein herrliches Mus-
kelgerüst, von reiner Zeichnung, dessen von dec
Hitze der Wüste versengte Blüthe durch ein
noch wärmeres, belebteres Kolorit ersetzt wird.
Haare und Bart sind wild und unbesorgt; jene
zottigt gleich einer Löwenmähne, dieser fällt wie
in Zapfen herab — überhaupt vielleicht der voll-
kommenste Kopf der je gemalt worden; für Styl,
Zeichnung, Charakter, Farbe, so ganz was er
seyn soll, daß er unnzvglich auf einen andern Kör-
per zü stellen wäre. Und welcher Contrast mit
dem vor ihm Hinknieenden St. Francisc, mit seinem
seraphischen Gesicht voll Salbung; ein höchst zar-
tes Profil, und der Ausdruck eines Mannes, der
nie anders als geistig geliebt hat. Seine blühende
Farbe ist von andächtigem Gefühl beseelt; sein
Äug' einschmeichelnd und lebhaft, glüht von einem
einzig durch die Einbildungskraft entbrannten Feuer;
sein sanftes Lächeln ist nicht dasjenige der Sinnlich-
keit, sondern der Entzückung in idealer Wonne;
seine dünnen blassen Hände stechen von dein star-
ken Arm des Läufers, so wie sein grauer Rock
mit dicken Falten von dem Purpurgewande des
Donatario, sehr schön ab. Hinter dem letztem
steht St. Hieronymus, ein patriarchalischer Kopf
mit dem Einsievlerbart, geistvollen hohlen Blicken,
die von dem Aufenthalt in der Wüste zeugen, aus
denen aber noch, von seinem Weltleben her, die
Erinnerung an die Damen zu Rom stralt! In der
Mitte dieser Heiligen das wunderschöne Engelchen,
ein wahrer Amorino, dessen Nacktes im Halbschat-
ten von dem Hellen Grün des reichen Vorgrundes
trefflich absticht. Der Hintergrund mit der anfangs
erwähnten Feuererscheinung ist ebenfalls mit gro-
ßem Fleiß vollendet, nnr etwas zu blaulicht. Und
nun der obere Theil des Bildes, ganz dichterisch —
Madonna im Himmel, in Stellung «nd Kleidung
mit weit mehr Größe und Pracht angethan, als
in Raphaels H. Jungfrauen auf Erde. Das
Christkind auf dem Schvöß (ohnehin hier, und in
mehr andern Bildern, an diesem Ort eine poeti-
sche Lizenz) hat eine etwas gezwungene Stellung;
ein Lichtkreis und das luftige Chor bläulichter,
kaum sichtbarer Engelsköpfe umleuchten sie. Über-
haupt ist dieses Bild noch besser color irt, als selbst das-
jenige der Verklärung/ mit einer Palette der rein-
sten und auserlesensten Farben, die ganz ineinan-
der geschmolzen sind. Fast sollte man denken, daß
unser Künstler, dem bald jede Art Vollkommenheit
zu Gebote stand, hier, wo er in Erfindung, Zeich-
nung und mehr andern Kunsttheilen sich beschränkt
fühlte, durch Anstrengung, vorzüglich zu coloriren,
gleichsam sich selbst entschädigen wollte. Die merk-
würdige und sinnreiche Weise, wie dieses Werk
auf Leinwand gebracht worden/ findet sich ausführ-
lich erzählt in dem Memoires der dritten Klasse
des Französischen Nationalinstitutes, B. X. 60)."
Endlich scheint in diesen Zeitpunkt Raphaels er-
stes Bild aus der Fabelwelt, seine Galathee zu
fallen, welche er für den reichen Sieneser-Kauf-
mann und großen Kunstdilettanten Aug. Chigi in
eine Loggia seines Pallastes in Transtevere ge-
malt 6i), so wie er späterhin für die Verzierung
einer Kapelle desselben 62) die Zeichnung gegeben.
Nachgebildet im Umrisse ist das Blatt von Volpato, bey Landon Nro. 187. Endlich bemerken Wik, daß FüßlL
(l. 158.) denn doch aus gedachtem Blatte schon urtheilt: In allen diesen Bildern (der Propheten nämlich,
wir der Sibyllen) ersieht man des Künstlers erhabene Einbildungskraft, großen Ausdruck voll Ernst und
Würde, gelehrte Zeichnung Und schöne Drapperien; so wie hingegen Richardson 0. c) noch eine gewisse
Trockenheit und Steifigkeit an dem Styl derselben bemerken will, der sich dafür in seinem Esajas nicht finde,
welcher doch, nach Vasavi, früher gemalt seyn soll»
58) Bisweilen auch: All' Donatario genannt.
59) Lat. ä comitibu8. Päpstlicher Cammerier, und, nach BottarL, ein guter Geschichtschreiber, desseti Arbeit
aber nur in Handschrift vorhanden sey.
60) Mittelmäßig geatzt ist dieses Bild in altern Tagen von Vincenz Vittoria , trefflich hingegen gestochen in den
neuesten Zeiten von Desnoyers, wiewohl man, nach dem Urtheil von Kennern, mit den Gewändern und den
Nebenwerken dieses Blattes noch zufriedener seyn kann, als mit den etwas steifen Köpfen und den übrigen nack-
ten Ther'len; dann auch von Devilliers. IM bloßen Umrisse endlich findet es sich in Üandon's Annal. und
im Mmiuet u. cc, so wie in des Elstern Vis etL. äs Ka/chaeZ Nro. 44z.
61) Jetzt Farnesina. Gestochen wurde diese Galathee in altern Tagen von M. Anton in einem sehr seltenen
Blatte, dann nach ihm copirt von M. de Ravenna 1582. und von Golzius 1592. Nachher von Bouquet klein.-
Jn neuern Zeiten von D. Cunego >771. für die Sammlung von Hamilton.
62) S. davon das Mehrere unten«
Anh. zum VII, Heft« «« ..n.