vorr berühmten Mannern gieöt, die er in Rom
kennen gelernt. Dasselbe ist ohne Datum, scheint
sich aber nach Richardson (III. 710.) in das I.
IZIY. zu reihen. Die Stelle lautet, wie folgt:
z,Dann ist Fabius von Ravenna, ein Greis von
stoischer Rechtschaffenheit, und schwer bey ihm zu
entscheiden, ob er mehr Menschenfreund oder Ge-
lehrter sey. Diesen pflegt und unterhalt der sehr
reiche und bey dem Papst in höchster Gunst stehnde
Raphael von Urbino, ein äußerst gutmüthiger
Jüngling, und zugleich ein wunderwürdiges Genie,
mit mancher ungemeinen Tugend begabt, besonders
aber unstreitig der erste Maler für Theorie und
Praxis; daneben ein so sinnreicher Architekt, baß
er Dinge erfindet und ausführt, welche sonst die
feinsten Köpfe für unmöglich hielten; ich nehme
etwa den Vitruv aus, den er nicht nur auswendig
weiß, sondern auch, immer mit den beßten Grün-
den, in den einen Punkten vertheidigt, in andern
mißbilligt, und zwar letztres mit solchem Anstand,
daß jedermann sieht, der Neid habe ganz keinen
-Autheil an seinem Tadel. Gegenwärtig ist er mit
einem so höchst wunderbaren Werke beschäftigt,
daß die Nachwelt cs kaum wird glauben können;
und zwar sprech' ich hier nicht von der St. Pe-
terskirche, deren Aufsicht ihm anvertraut ist, son-
dern — von der ganzen Stadt Rom, deren er be-
reits den größten Theil ihres ehemaligen Glanzes,
ihrer Größe und Symmetrie wieder gegeben, zu dem
End hohe Berge abgetragen, die tiefsten Funda-
mente gegraben, und kurz das Unternehmen ganz
nach Beschreibung der alten Schriftsteller so leitet,
daß der Papst Leo und alle Römer darüber höchlich
erstaunen, und ihn gleichsam für ein höheres We-
39
sen halten, vom Himmel gesandt, nm die ewige
Stadt — neuerdings in ihrer Herrlichkeit darzu-
stellen. Dabey ist er dann weit entfernt, sich da-
mit zu brüsten, sondern vielmehr freundlich und zu-
vorkommend gegen jedermann, und stets geneigt,
die Gesinnungen und Meinungen auch Anderer an-
zuhören. Den Fabius liebt und besorgt er, wie
gesagt, gleich einem Vater, fragt ihn um Alles,
und befolgt seinen Rath", u. s. f.
Auf das wesentlich Bcmerkenswerthe in der eben
angeführten Stelle bezieht sich auch ein Aeugniß
pon Andreas Fulvius: Daß nämlich Raphael
wenige Tage vor seinem Tode die Lage der Oerter
und Lheile des alten Roms, nach dessen Angaben
abgebildet habe 199).
Geschrieben von Raphaels Hand kennt man
nichts, als sechs Briefe und ein Sonett, bas sich
auf der Kehrseite einer, unzweifelhaft von ihm ge-
fertigten Zeichnung von drey Figuren, in Besitz
eines Engländers, Bruce, befand 220).
„Denkwürdige Reden" (heißt es bey Fiorillo
I. nZ.) ,,hat man eben nicht von ihm ausgezeich-
net, vielleicht weil seine Gespräche im Ganzen ge-
nommen mehr verständig und belehrend waren,
als daß darinn schnelle Antworten und witzige Ein-
salle besonders hervorgcglanzt hätten. Er wird ja
Überhaupt als sanft und gefällig, und keineswegs
zur beissenden Satyre geneigt, geschildert". Eines
Lags jedoch, wie uns sein Freund Casttglione
(II dortsMAno 1. I. p. 2ZZ. Ltl. 1771. 8.) er-
zählt, als zwey Kardiuäle sich verabredet hatten,
ein Bild von ihm in seiner Gegenwart zu tadeln,
und ihn zum Reden zu bringen, da sie nämlich be-
haupteten, die darauf befindlichen St. Peter und
?99) penicillo ttnxerat. desselben t Os ^ntiguitarlbus Orbis R.omas 1527. in dem Vorbericht gn Clemens VH.
200) Das Sonett f. bey RiHarbspfi Hl. 373. und von dort entlehnt kn der Römischen und Sienenser-Ausgabe
des Vafari. Verliebt ist sein Inhalt genug, aber (vielleicht wie es seyn soll!) desto minder verständlich.—
Was die Briefe betrifft, so kennen wir vörderst einen (Rom 5. Sept. 1508.) an Franz Raibolini Francia,
worin er ihm für sein Bildniß dankt, und ihm das (einige, doch nur von einem seiner Schüler gemalt, und
von ihm ritoccirt, übersendet (Wo sich dieses befinden mag?); dann noch eine Zeichnung von einer Geburt
(prssspio). — Einen zweyten (ohne Datum) an den Grafen Castiglione, worum er diesem seine Erhebung
zum Baumeister von St. Peter meldet, mit der bescheidenen Zuversicht, nicht unter der Erwartung zu bleiben,
die man von ihm nähre. „Wirklich" (fahrt er fort) „hat mein eingereichtes Modell den Beyfall Sr. Hei-
ligkeit , und unserer beßten Kenner erhalten. Inzwischen versuch' ich schon in Gedanken einen noch hö-
her« Flug, und möchte nämlich die schönen Formen der alten Bauten finden. Vitruv giebt mir hierüber
großes Licht; aber doch nickt genug. Wqs meine Galatien betrifft, so wäre Alles recht, wenn ich nur im-
mer Sie hatte, um mir in der Wahl des Beßten beholfen zu feyn. So aber mangelt es hier an verstän-
digen Richtern sowohl, als an schönen Frauen zur Auswahl, und" (hort, hört!) „behalf ich mich darum
einer gewissen Idee, die mir zu Sinn gestiegen ist. Ob solche etwas Rechtes für die Kunst tauge , weiß ich
nicht; wenigstens geb' ich mir alle Mühe dafür." Diese beyden Briefe finden sich in den s..stts5s ?ittor. 1.
82—84. (der zweyte, eines Druckfehlers wegen II. 18. noch einmal abgedruckc). Einen dritten soll der Kar-
dinal Albani, nachmaliger Papst Clemens XI. besessen haben (Copien ein Engläpder, Howard, und Carl
Maratti), von welchem Richardson IH. 462—65. einen Auszug giebt. Derselbe ist von Rom / Jul. 15-4°
datirr, und an einen seiner Oheime Simon di Battista di Ciarla gerichtet. In demselben dankt er vörderst
Gott, daß er noch unverheurathet sey, und glaubt, baß er bessere Gründe gehabt, die ihm bisher vorgeschla-
genen Parthien auszuschlagen, als es des Onkels seine nicht waren, um solche anzunehmen. Indessen spricht
er nun auch von dem Antrag, den ihm der Cardinal Vibiena wegen dessen Niece gemacht, welchen er (dock
mit Vorbehalt der Genehmigung des Herrn Simon di Battista, und eines andern seiner Oheime) wirklich
angenommen hatte. Dann meldet er ihm weiter mancherlei) von seinen äußern Glücksumstanden. Sein
gegenwärtiges Vermögen zu Rom belaufe sich auf 3000. Dukati d'Oro; 30. Scudi d'Oro beziehe er jährlich
als Architekt von St. Peter; und überdies ein Iahrgeld vpn 300. Dukati d'Oro (Jene Capitalpost setzt R.
zu 862. PP. IO. Sch. Sterling, die beyden Iahrgelder zu roo, Pf. an, ungerechnet, was er noch sonst mit
seiner Arbeit gewinnen könne; wie er denn gerade gegenwärtig eine zweyte Stanze (wahrscheinlich die mit
dem Burgbrand, u. s. f.) beginne, für welche ihm 1200. Dukati d'Oro (zst5. Pf. St.) verheißen seyen;
und schließt dann diese Stelle: »So hoff' ick, theurer Oheim, Euch nebst allen meinen Verwandten und
dem Vaterland Ehre zu machen. Euch aber trag' ick stets im Herzen; und wenn ich nur Euern Namen
höre, ist's mir, ick höre meinen eigenen Vater nennen." Dann bemerkt er ihm weiter: Die St. Peters-
kirche werde, wenn sie einmal vollendet sey, über eine Million in Gold (287,500. Pf. Sterl.) kosten; und
der Papst habe jährlich 60,000. Ducati (17,250. Pf.) dafür bestimmt. Leßtrer denke an nichts anders, und
spreche tagtäglich mit ihm und dem über 80. Jahr alten Fra Giocondo davon, dessen Geheimnisse in der
Baukunde er immer mehr zu ergründen suche. Noch bittet er, nebst seiner ehrfurchtsvollen Empfehlung,
dem Herzoge und der Herzogin (von Urbino) All' dieses zu melden, was ihnen wohl sicher Vergnügen
machen dürfte, u. s. s Ein vierter Brief unsers Künstlers, wie es scheint an den nämlichen Oheim (schon
vom Apr. 1508. datirt) findet sich in der Sienenser-Ausgabe von VasaTi V. 236 — 38. und wurde dem P.
de la Valle, als Herausgeber derselben, von dem Maier Bonfredi mitgetheilt. Dieser enthält mancherlei),
eben nickt besonders Merkwürdiges, seinen Aufenthalt in Florenz betreffend, und ist überdies in einem fast
ungenießbaren wahrscheinlich Urbinatifchen Patois geschrieben; so daß daher freylich eben nicht (mit dem
Herausgeber) zu schließen ist, daß wohl auch jene beyden den Osnsro pittvricko beygerückten, von neuerer
Hand wenigstens besser faconnirt sevn möchten. — Einen fünften soll der Cavalier del Pvzzo besessen haben,
worin Raphael den Arrest in Ansehung der Personen - um Rath fragt, welche in dem Stanzenbilde der
Disputa am schicklichsten anzubringen wären. L'cbai-chon III. 572. — Eines sechsten thrtt de ptles (Lon-
-vsl-8-rt. II. 8ur R Komture p. 2ÜI.) Erwähnung. Derselbe war an P. Aretin geschrieben. In diesem be-
dauert Raphael, daß er die Natur noch nickt genug zu Rath gezogen habe, und versichert ihn, daß er nun
fest im Sinn habe, sich vom Studium nach dem Marmor lvszümacken. Dieser letztre dürfte wohl ganz
apokryphisch sepn; eben so wie zwev andere, von welchen man glaubte, daß solche das Raths-Archiv von
Bologna besäße, ruverläßig unächt sind. S. l-ett. klttor. iv. x. 272.
kennen gelernt. Dasselbe ist ohne Datum, scheint
sich aber nach Richardson (III. 710.) in das I.
IZIY. zu reihen. Die Stelle lautet, wie folgt:
z,Dann ist Fabius von Ravenna, ein Greis von
stoischer Rechtschaffenheit, und schwer bey ihm zu
entscheiden, ob er mehr Menschenfreund oder Ge-
lehrter sey. Diesen pflegt und unterhalt der sehr
reiche und bey dem Papst in höchster Gunst stehnde
Raphael von Urbino, ein äußerst gutmüthiger
Jüngling, und zugleich ein wunderwürdiges Genie,
mit mancher ungemeinen Tugend begabt, besonders
aber unstreitig der erste Maler für Theorie und
Praxis; daneben ein so sinnreicher Architekt, baß
er Dinge erfindet und ausführt, welche sonst die
feinsten Köpfe für unmöglich hielten; ich nehme
etwa den Vitruv aus, den er nicht nur auswendig
weiß, sondern auch, immer mit den beßten Grün-
den, in den einen Punkten vertheidigt, in andern
mißbilligt, und zwar letztres mit solchem Anstand,
daß jedermann sieht, der Neid habe ganz keinen
-Autheil an seinem Tadel. Gegenwärtig ist er mit
einem so höchst wunderbaren Werke beschäftigt,
daß die Nachwelt cs kaum wird glauben können;
und zwar sprech' ich hier nicht von der St. Pe-
terskirche, deren Aufsicht ihm anvertraut ist, son-
dern — von der ganzen Stadt Rom, deren er be-
reits den größten Theil ihres ehemaligen Glanzes,
ihrer Größe und Symmetrie wieder gegeben, zu dem
End hohe Berge abgetragen, die tiefsten Funda-
mente gegraben, und kurz das Unternehmen ganz
nach Beschreibung der alten Schriftsteller so leitet,
daß der Papst Leo und alle Römer darüber höchlich
erstaunen, und ihn gleichsam für ein höheres We-
39
sen halten, vom Himmel gesandt, nm die ewige
Stadt — neuerdings in ihrer Herrlichkeit darzu-
stellen. Dabey ist er dann weit entfernt, sich da-
mit zu brüsten, sondern vielmehr freundlich und zu-
vorkommend gegen jedermann, und stets geneigt,
die Gesinnungen und Meinungen auch Anderer an-
zuhören. Den Fabius liebt und besorgt er, wie
gesagt, gleich einem Vater, fragt ihn um Alles,
und befolgt seinen Rath", u. s. f.
Auf das wesentlich Bcmerkenswerthe in der eben
angeführten Stelle bezieht sich auch ein Aeugniß
pon Andreas Fulvius: Daß nämlich Raphael
wenige Tage vor seinem Tode die Lage der Oerter
und Lheile des alten Roms, nach dessen Angaben
abgebildet habe 199).
Geschrieben von Raphaels Hand kennt man
nichts, als sechs Briefe und ein Sonett, bas sich
auf der Kehrseite einer, unzweifelhaft von ihm ge-
fertigten Zeichnung von drey Figuren, in Besitz
eines Engländers, Bruce, befand 220).
„Denkwürdige Reden" (heißt es bey Fiorillo
I. nZ.) ,,hat man eben nicht von ihm ausgezeich-
net, vielleicht weil seine Gespräche im Ganzen ge-
nommen mehr verständig und belehrend waren,
als daß darinn schnelle Antworten und witzige Ein-
salle besonders hervorgcglanzt hätten. Er wird ja
Überhaupt als sanft und gefällig, und keineswegs
zur beissenden Satyre geneigt, geschildert". Eines
Lags jedoch, wie uns sein Freund Casttglione
(II dortsMAno 1. I. p. 2ZZ. Ltl. 1771. 8.) er-
zählt, als zwey Kardiuäle sich verabredet hatten,
ein Bild von ihm in seiner Gegenwart zu tadeln,
und ihn zum Reden zu bringen, da sie nämlich be-
haupteten, die darauf befindlichen St. Peter und
?99) penicillo ttnxerat. desselben t Os ^ntiguitarlbus Orbis R.omas 1527. in dem Vorbericht gn Clemens VH.
200) Das Sonett f. bey RiHarbspfi Hl. 373. und von dort entlehnt kn der Römischen und Sienenser-Ausgabe
des Vafari. Verliebt ist sein Inhalt genug, aber (vielleicht wie es seyn soll!) desto minder verständlich.—
Was die Briefe betrifft, so kennen wir vörderst einen (Rom 5. Sept. 1508.) an Franz Raibolini Francia,
worin er ihm für sein Bildniß dankt, und ihm das (einige, doch nur von einem seiner Schüler gemalt, und
von ihm ritoccirt, übersendet (Wo sich dieses befinden mag?); dann noch eine Zeichnung von einer Geburt
(prssspio). — Einen zweyten (ohne Datum) an den Grafen Castiglione, worum er diesem seine Erhebung
zum Baumeister von St. Peter meldet, mit der bescheidenen Zuversicht, nicht unter der Erwartung zu bleiben,
die man von ihm nähre. „Wirklich" (fahrt er fort) „hat mein eingereichtes Modell den Beyfall Sr. Hei-
ligkeit , und unserer beßten Kenner erhalten. Inzwischen versuch' ich schon in Gedanken einen noch hö-
her« Flug, und möchte nämlich die schönen Formen der alten Bauten finden. Vitruv giebt mir hierüber
großes Licht; aber doch nickt genug. Wqs meine Galatien betrifft, so wäre Alles recht, wenn ich nur im-
mer Sie hatte, um mir in der Wahl des Beßten beholfen zu feyn. So aber mangelt es hier an verstän-
digen Richtern sowohl, als an schönen Frauen zur Auswahl, und" (hort, hört!) „behalf ich mich darum
einer gewissen Idee, die mir zu Sinn gestiegen ist. Ob solche etwas Rechtes für die Kunst tauge , weiß ich
nicht; wenigstens geb' ich mir alle Mühe dafür." Diese beyden Briefe finden sich in den s..stts5s ?ittor. 1.
82—84. (der zweyte, eines Druckfehlers wegen II. 18. noch einmal abgedruckc). Einen dritten soll der Kar-
dinal Albani, nachmaliger Papst Clemens XI. besessen haben (Copien ein Engläpder, Howard, und Carl
Maratti), von welchem Richardson IH. 462—65. einen Auszug giebt. Derselbe ist von Rom / Jul. 15-4°
datirr, und an einen seiner Oheime Simon di Battista di Ciarla gerichtet. In demselben dankt er vörderst
Gott, daß er noch unverheurathet sey, und glaubt, baß er bessere Gründe gehabt, die ihm bisher vorgeschla-
genen Parthien auszuschlagen, als es des Onkels seine nicht waren, um solche anzunehmen. Indessen spricht
er nun auch von dem Antrag, den ihm der Cardinal Vibiena wegen dessen Niece gemacht, welchen er (dock
mit Vorbehalt der Genehmigung des Herrn Simon di Battista, und eines andern seiner Oheime) wirklich
angenommen hatte. Dann meldet er ihm weiter mancherlei) von seinen äußern Glücksumstanden. Sein
gegenwärtiges Vermögen zu Rom belaufe sich auf 3000. Dukati d'Oro; 30. Scudi d'Oro beziehe er jährlich
als Architekt von St. Peter; und überdies ein Iahrgeld vpn 300. Dukati d'Oro (Jene Capitalpost setzt R.
zu 862. PP. IO. Sch. Sterling, die beyden Iahrgelder zu roo, Pf. an, ungerechnet, was er noch sonst mit
seiner Arbeit gewinnen könne; wie er denn gerade gegenwärtig eine zweyte Stanze (wahrscheinlich die mit
dem Burgbrand, u. s. f.) beginne, für welche ihm 1200. Dukati d'Oro (zst5. Pf. St.) verheißen seyen;
und schließt dann diese Stelle: »So hoff' ick, theurer Oheim, Euch nebst allen meinen Verwandten und
dem Vaterland Ehre zu machen. Euch aber trag' ick stets im Herzen; und wenn ich nur Euern Namen
höre, ist's mir, ick höre meinen eigenen Vater nennen." Dann bemerkt er ihm weiter: Die St. Peters-
kirche werde, wenn sie einmal vollendet sey, über eine Million in Gold (287,500. Pf. Sterl.) kosten; und
der Papst habe jährlich 60,000. Ducati (17,250. Pf.) dafür bestimmt. Leßtrer denke an nichts anders, und
spreche tagtäglich mit ihm und dem über 80. Jahr alten Fra Giocondo davon, dessen Geheimnisse in der
Baukunde er immer mehr zu ergründen suche. Noch bittet er, nebst seiner ehrfurchtsvollen Empfehlung,
dem Herzoge und der Herzogin (von Urbino) All' dieses zu melden, was ihnen wohl sicher Vergnügen
machen dürfte, u. s. s Ein vierter Brief unsers Künstlers, wie es scheint an den nämlichen Oheim (schon
vom Apr. 1508. datirt) findet sich in der Sienenser-Ausgabe von VasaTi V. 236 — 38. und wurde dem P.
de la Valle, als Herausgeber derselben, von dem Maier Bonfredi mitgetheilt. Dieser enthält mancherlei),
eben nickt besonders Merkwürdiges, seinen Aufenthalt in Florenz betreffend, und ist überdies in einem fast
ungenießbaren wahrscheinlich Urbinatifchen Patois geschrieben; so daß daher freylich eben nicht (mit dem
Herausgeber) zu schließen ist, daß wohl auch jene beyden den Osnsro pittvricko beygerückten, von neuerer
Hand wenigstens besser faconnirt sevn möchten. — Einen fünften soll der Cavalier del Pvzzo besessen haben,
worin Raphael den Arrest in Ansehung der Personen - um Rath fragt, welche in dem Stanzenbilde der
Disputa am schicklichsten anzubringen wären. L'cbai-chon III. 572. — Eines sechsten thrtt de ptles (Lon-
-vsl-8-rt. II. 8ur R Komture p. 2ÜI.) Erwähnung. Derselbe war an P. Aretin geschrieben. In diesem be-
dauert Raphael, daß er die Natur noch nickt genug zu Rath gezogen habe, und versichert ihn, daß er nun
fest im Sinn habe, sich vom Studium nach dem Marmor lvszümacken. Dieser letztre dürfte wohl ganz
apokryphisch sepn; eben so wie zwev andere, von welchen man glaubte, daß solche das Raths-Archiv von
Bologna besäße, ruverläßig unächt sind. S. l-ett. klttor. iv. x. 272.