4r
Gallerte, die wegen der Skaffirung mit einer Katze
svgenannte Madonna della Gatta: Das Kind auf
den Knieen der Mutter reicht beyde Hande dem
-ungen Johann; übrigens keines der bessern Bilder
des Künstlers. Dann eine zweyte H. Familie,
derjenigen völlig gleich, welche wir unten bey der
Gallerte Bracciano nennen werden; und in einem
Zimmer des Herzoglichen Pallastes eine dritte, zwar
sehr hart gemalt, aber mit dem schönsten Ausdrucke
jungfräulicher Bescheidenheit. Und endlich war da-
mals die Gallerte im Besitze der berühmten Kopie
des Andrea del Sarto von Raphaels Gesellschafts-
bilde Leo X. und der beyden Kardinale von Me-
dicis und Rossi, in der Gallerte zu Florenz, welche
Richardson wohl für's Kolorit noch besser erhalten
als das Urbild, aber sonst (gegen das gewohnte
Urtheil) namhaft unter diesem letzter« fand 204).
Alle diese Bilder nennt Volkmann (1777.) nicht
mehr. Wer sagt uns, wo sie hingerathen sind?
Einzig von jener Kopie des Andrea del Sarto
heißt es, daß solche nach Capo di Monte zu Nea-
pel gekommen, und somit einem neuen »«sichern
Schicksal unterworfen worden. Noch findet sich
in Rura's: dnilla 6i 12O 7Z2. als da-
mals noch in der dortigen Kirche St. Paolo be-
findlich, ein Christus in der Glorie, mit St. Paul
und St. Catherina, als ein trefflich componirtes,
aber durch Waschen, Putzen und Rittvcciren bey-
nahe verdorbenes Bild angezeigt, welches M. An-
ton gestochen haben soll.
VI. Modena.
In der dortigen herzoglichen Gallerie befand sich
in altern Tagen eine H. Familie von Raphael
in Halbfiguren, wo die Mutter das Kind halt,
Vas ein Bein auf ihren Schovß, das andere auf
ein Küssen stellt, und welchem der kleine Johann
den gewohnten Zettel überreicht; ein rundes Bild,
welches Elis. Sirani mit der Unterschrift gestochen
hat: Opu8 stoe a (stvino pietum, a
Irrmeisco Bonaventura 61810 obllnituni inter
relchua (s) inclietlss. Ouois Älutinae tlelieias
conspicitur, LIis. 8!ranl sic inci8um expo8uit.
Hemecke II. 435.
VII. Bologna.
Hier sah Richardson, im Pallaste Bonfiglioli,
drey RaphaeUsche Handzeichnungen: Den Kinder-
mord in schwarzer- das: Weide meine Schaafe,
und eine Bacchantin in rother Kreide. Volkmann
nennt diese nicht; wohl aber aus dem nämlichen
Pallaste ein wirkliches Bild: Verlobung der
H. Catharina, lebhaft kolorirt. Und vollends im
Palazzo publieo einen auf Holz gemalten Johan-
nes in der Wüste; für Zeichnung und Ausdruck un-
verbesserlich ; dem Kolorite hingegen gebreche es
an Wahrheit; übrigens die nämliche Darstellung,
welche in der Gallerie zu Florenz, und im Mu-
seum Napoleon noch wirklich ersichtlich sind, so wie
derjenigen, welche einst im Quirinal zu Rom,
im Pallaste Borghese daselbst, und in der Gallerie
Orleans sich befunden hatten 20Z). Dann im
Pallaste Zaniboni (der aber späterhin einen andern
Namen trug) eine St. Elisabeth mit Maria im
Gebet, mittlerweile das Kind Jesus dem kleinen
Johannes den Segen erthejft„Man kann sich"
(sagt Volkmann) „keinen schöner« Ausdruck ge-
denken, als in dem ganzen Bilde herrscht; nichts
übertrifft die edle, bescheidene Miene der Maria,
und die meisterhafte Einfachheit in der Anordnung
ihrer Haare. Nur das Kind ist zwar mit fester
Hand, aber nicht nach der Natur gezeichnet (Was
heißt das?) roü). Ehemals im Pallaste Magnani
(späterhin bey dem Grafen Casaletti) sah Eo-
chin ebenfalls eine von ihm sehr gerühmte H. Fa-
milie in Raphaels erster Manier, welche mit ei-
ner andern im Pallaste Giustiniani zu Rom viel
Aehnlichkeit haben soll 207). Im Pallaste Bovi
nennt Volkmann dann wieder eine herrliche H.
Familie, und ein Bildniß des Herzogs von Urbino
von ihm 208).
VIII. Lucca.
In dem: 6ore8tiere inkormatö <le!le ev8e
Lr-ccs (8N 721.) S. 297. wird, freylich ins
Breite hinein, behauptet: Daß in (ungenannten)
Kirchen des Gebiets dieses kleinen Freystaats auch
Arbeiten von Raphael, in dessen erster Manier,
begriffen seyem
IX. Florenz.
Weit reichhaltiger, als aus den bisher genannten
italienischen Kabinetten, ist unsere Nachlese aus
Florenz. Hier sah noch in unsern neuesten Tagen
der aufmerksame Morgenstern, vörderst in der
Tribüne sechs Bilder, welche man Raphael bey-
legte, und von welchen (sagt er) wenigstens die
Halste entschieden von seiner eigenen Hand ist.
1. Jene H. Familie, welche der Künstler für
seinen Freund L. Nasi als Hochzeitgeschenk malte,
und deren wir schon oben, nach vasari, Erwäh-
nung gethan.
2. Eine andere H. Familie, wo der kleine Jo-
hannes mit gebeugtem Knie der Madonna den
Zettel mit den Worten: Dcre (a§nu8 sieht man
nicht) Der überreicht, das ebenfalls sehr schön
seyn, aber in der niederblickenden Mutter eher
einen Correggischen als Raphaelischen Charackter
tragen soll. Das Jesuskind, ganz nackt, schwingt
sich an den mütterlichen Busen, schaut aber auf-
den etwas ältern St. Johann, der das Kreuz
trägt, mit kindlicher Brüderlichkeit lächelnd zu-
rück 2ay).
Z. Bildniß Julius II., welches ganz demjenigen
im Museum Napoleon (aus dem Pallaste Pitti)
gleich seyn, und diese Wiederholung aus dem Hause
della Novere hcrstammen soll. Morgenstern
halt es, am glaublichsten, für ein von R rittoc-
cirtes Werk eines seiner Schüler.
4. Bildniß einer Frau, mit Ringen an den Fili-
20;) S. tricdaröson III. x>. 665. 67. 74. Ob die Madonna della Gatta gestochen sey, ist uns unbekannt.
L05) Kic!iarä5.on III. p. ^2. Volkmann I. S. 4Z8. u. 480. Schon Bottari nimmt als ausgemacht an, daß
der Johannes zu Bologna ein Duplikat oder wohl eher eine Kopie desjenigen zu Florenz sey; nennt übri-
gens dieses Bild trefflich, und wohl erhalten, das Kolorit demjenigen des Hierin del Vaga oder des Fattore
ähnlich, jedoch auch dierin unter dem Florentinischen. Nach Morgenstern I. (2.) 7,59. soll es nicht mehr
in Bologna vorhanden seyn. „Vielleicht" (fügt er dann hinzu) „ist es dasjenige, welches sich in den
ausgesuchten Sammlung italienischer Gemälde befindet, die der Russische Admiral Mordwinov, und später-
hin der General Lomonossov besaß, bey welchem ich bas Bild im I. i8c>6. zu Petersburg sah, das seither aber
seinem Besitzer ins Innere von Rußland gefolgt ist. Wie vielfach der Kindermord, das Weide meine
Schaafe, und der Johannes in der Wüste, nach Raphael in Blättern dargestellt worden, haben wir schon
oben vernommen. Eine Verlobung der H. Catharina von A. Blooteling, und eine andere, von einem Un-
genannten in Holz geschnitten (hinter der Heiligen steht auch Sanct Barbara) nennt HeLnecke tt. 459—60.
306) Volkmann l. c. 48Z. Gestochen finden wir gerade diese Darstellung nirgends.
207) Näheres davon wissen wir nicht zu ermähnen, da uns die (zwar oft unrichtige, im Ganzen aber sehr
lesenswerthe) piktors^qus cis LÄodw (er machte sie mit dem Marquis von Marigny) gerade
abhanden gekommen ist. S. Volkmann l. c. S. 484° u. 98°
208) Ebend. S. 484.
209) Einen Stich, der diesem Bilde genau entspricht, finden wir nirgends angezeigt..-
Anh. zum VII- Aeft.
Gallerte, die wegen der Skaffirung mit einer Katze
svgenannte Madonna della Gatta: Das Kind auf
den Knieen der Mutter reicht beyde Hande dem
-ungen Johann; übrigens keines der bessern Bilder
des Künstlers. Dann eine zweyte H. Familie,
derjenigen völlig gleich, welche wir unten bey der
Gallerte Bracciano nennen werden; und in einem
Zimmer des Herzoglichen Pallastes eine dritte, zwar
sehr hart gemalt, aber mit dem schönsten Ausdrucke
jungfräulicher Bescheidenheit. Und endlich war da-
mals die Gallerte im Besitze der berühmten Kopie
des Andrea del Sarto von Raphaels Gesellschafts-
bilde Leo X. und der beyden Kardinale von Me-
dicis und Rossi, in der Gallerte zu Florenz, welche
Richardson wohl für's Kolorit noch besser erhalten
als das Urbild, aber sonst (gegen das gewohnte
Urtheil) namhaft unter diesem letzter« fand 204).
Alle diese Bilder nennt Volkmann (1777.) nicht
mehr. Wer sagt uns, wo sie hingerathen sind?
Einzig von jener Kopie des Andrea del Sarto
heißt es, daß solche nach Capo di Monte zu Nea-
pel gekommen, und somit einem neuen »«sichern
Schicksal unterworfen worden. Noch findet sich
in Rura's: dnilla 6i 12O 7Z2. als da-
mals noch in der dortigen Kirche St. Paolo be-
findlich, ein Christus in der Glorie, mit St. Paul
und St. Catherina, als ein trefflich componirtes,
aber durch Waschen, Putzen und Rittvcciren bey-
nahe verdorbenes Bild angezeigt, welches M. An-
ton gestochen haben soll.
VI. Modena.
In der dortigen herzoglichen Gallerie befand sich
in altern Tagen eine H. Familie von Raphael
in Halbfiguren, wo die Mutter das Kind halt,
Vas ein Bein auf ihren Schovß, das andere auf
ein Küssen stellt, und welchem der kleine Johann
den gewohnten Zettel überreicht; ein rundes Bild,
welches Elis. Sirani mit der Unterschrift gestochen
hat: Opu8 stoe a (stvino pietum, a
Irrmeisco Bonaventura 61810 obllnituni inter
relchua (s) inclietlss. Ouois Älutinae tlelieias
conspicitur, LIis. 8!ranl sic inci8um expo8uit.
Hemecke II. 435.
VII. Bologna.
Hier sah Richardson, im Pallaste Bonfiglioli,
drey RaphaeUsche Handzeichnungen: Den Kinder-
mord in schwarzer- das: Weide meine Schaafe,
und eine Bacchantin in rother Kreide. Volkmann
nennt diese nicht; wohl aber aus dem nämlichen
Pallaste ein wirkliches Bild: Verlobung der
H. Catharina, lebhaft kolorirt. Und vollends im
Palazzo publieo einen auf Holz gemalten Johan-
nes in der Wüste; für Zeichnung und Ausdruck un-
verbesserlich ; dem Kolorite hingegen gebreche es
an Wahrheit; übrigens die nämliche Darstellung,
welche in der Gallerie zu Florenz, und im Mu-
seum Napoleon noch wirklich ersichtlich sind, so wie
derjenigen, welche einst im Quirinal zu Rom,
im Pallaste Borghese daselbst, und in der Gallerie
Orleans sich befunden hatten 20Z). Dann im
Pallaste Zaniboni (der aber späterhin einen andern
Namen trug) eine St. Elisabeth mit Maria im
Gebet, mittlerweile das Kind Jesus dem kleinen
Johannes den Segen erthejft„Man kann sich"
(sagt Volkmann) „keinen schöner« Ausdruck ge-
denken, als in dem ganzen Bilde herrscht; nichts
übertrifft die edle, bescheidene Miene der Maria,
und die meisterhafte Einfachheit in der Anordnung
ihrer Haare. Nur das Kind ist zwar mit fester
Hand, aber nicht nach der Natur gezeichnet (Was
heißt das?) roü). Ehemals im Pallaste Magnani
(späterhin bey dem Grafen Casaletti) sah Eo-
chin ebenfalls eine von ihm sehr gerühmte H. Fa-
milie in Raphaels erster Manier, welche mit ei-
ner andern im Pallaste Giustiniani zu Rom viel
Aehnlichkeit haben soll 207). Im Pallaste Bovi
nennt Volkmann dann wieder eine herrliche H.
Familie, und ein Bildniß des Herzogs von Urbino
von ihm 208).
VIII. Lucca.
In dem: 6ore8tiere inkormatö <le!le ev8e
Lr-ccs (8N 721.) S. 297. wird, freylich ins
Breite hinein, behauptet: Daß in (ungenannten)
Kirchen des Gebiets dieses kleinen Freystaats auch
Arbeiten von Raphael, in dessen erster Manier,
begriffen seyem
IX. Florenz.
Weit reichhaltiger, als aus den bisher genannten
italienischen Kabinetten, ist unsere Nachlese aus
Florenz. Hier sah noch in unsern neuesten Tagen
der aufmerksame Morgenstern, vörderst in der
Tribüne sechs Bilder, welche man Raphael bey-
legte, und von welchen (sagt er) wenigstens die
Halste entschieden von seiner eigenen Hand ist.
1. Jene H. Familie, welche der Künstler für
seinen Freund L. Nasi als Hochzeitgeschenk malte,
und deren wir schon oben, nach vasari, Erwäh-
nung gethan.
2. Eine andere H. Familie, wo der kleine Jo-
hannes mit gebeugtem Knie der Madonna den
Zettel mit den Worten: Dcre (a§nu8 sieht man
nicht) Der überreicht, das ebenfalls sehr schön
seyn, aber in der niederblickenden Mutter eher
einen Correggischen als Raphaelischen Charackter
tragen soll. Das Jesuskind, ganz nackt, schwingt
sich an den mütterlichen Busen, schaut aber auf-
den etwas ältern St. Johann, der das Kreuz
trägt, mit kindlicher Brüderlichkeit lächelnd zu-
rück 2ay).
Z. Bildniß Julius II., welches ganz demjenigen
im Museum Napoleon (aus dem Pallaste Pitti)
gleich seyn, und diese Wiederholung aus dem Hause
della Novere hcrstammen soll. Morgenstern
halt es, am glaublichsten, für ein von R rittoc-
cirtes Werk eines seiner Schüler.
4. Bildniß einer Frau, mit Ringen an den Fili-
20;) S. tricdaröson III. x>. 665. 67. 74. Ob die Madonna della Gatta gestochen sey, ist uns unbekannt.
L05) Kic!iarä5.on III. p. ^2. Volkmann I. S. 4Z8. u. 480. Schon Bottari nimmt als ausgemacht an, daß
der Johannes zu Bologna ein Duplikat oder wohl eher eine Kopie desjenigen zu Florenz sey; nennt übri-
gens dieses Bild trefflich, und wohl erhalten, das Kolorit demjenigen des Hierin del Vaga oder des Fattore
ähnlich, jedoch auch dierin unter dem Florentinischen. Nach Morgenstern I. (2.) 7,59. soll es nicht mehr
in Bologna vorhanden seyn. „Vielleicht" (fügt er dann hinzu) „ist es dasjenige, welches sich in den
ausgesuchten Sammlung italienischer Gemälde befindet, die der Russische Admiral Mordwinov, und später-
hin der General Lomonossov besaß, bey welchem ich bas Bild im I. i8c>6. zu Petersburg sah, das seither aber
seinem Besitzer ins Innere von Rußland gefolgt ist. Wie vielfach der Kindermord, das Weide meine
Schaafe, und der Johannes in der Wüste, nach Raphael in Blättern dargestellt worden, haben wir schon
oben vernommen. Eine Verlobung der H. Catharina von A. Blooteling, und eine andere, von einem Un-
genannten in Holz geschnitten (hinter der Heiligen steht auch Sanct Barbara) nennt HeLnecke tt. 459—60.
306) Volkmann l. c. 48Z. Gestochen finden wir gerade diese Darstellung nirgends.
207) Näheres davon wissen wir nicht zu ermähnen, da uns die (zwar oft unrichtige, im Ganzen aber sehr
lesenswerthe) piktors^qus cis LÄodw (er machte sie mit dem Marquis von Marigny) gerade
abhanden gekommen ist. S. Volkmann l. c. S. 484° u. 98°
208) Ebend. S. 484.
209) Einen Stich, der diesem Bilde genau entspricht, finden wir nirgends angezeigt..-
Anh. zum VII- Aeft.