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deffen Bewegung im Kopfe ausklingt. Die Stellung des Spiel-
beines, das in einer fdrleifenden Bewegung fehr weit zuriich-
gefebt ift, verurfacht den Eindruck eines tänzerifch gezierten
Stehens, das gegenüber dem Jahobus min. nodr eine ftarhe
Ubertreibung erfahren hat. Audi die Gewandbehandlung ift
jenem gegenüber verändert; fie ift noch ftarrer und verfefhgter
geworden; die Faltenftege (Ind dünner und zeigen eine Yer-
fchärfung der Grate und Brudiftellen. Wichtig ift, dah alles
dies in den Dienft einer ftarhen Betonung des Körpers unter
dem Gewande geftellt i(t: mit dem Schmalerwerden der Falten-
(te§e fdieint auch der Stoff leichter und dünner geworden;
nidit mehr die fchweren, vollen Sachfalten begleiten die Be-
wegung des Spielbeins; feft legt (ldi der Stoff der Form der
Schenhel an und betont (ie mit umfchreibenden Faltenzü§en.
Den unmittelbaren Zufammenhang, in welchem die Figur trob
diefer (tiliftifdien Verfchiedenheiten zu den vorigen (teht, zeigt
die nahe Ubereinftimmung der Behandlung ihres Gefichtes
vor allem mit der heiligen Agnes. Wir fehen hier wie dort
den hleinen Mund, das hräftig vorfpringende Kinn und rundlich
volle Wangen. Auch die fdimale Nafe mit den hräftig be-
tonten Flügeln, die Augen mit den ftarhen Lidern, die zwifchen
Oberlid und Braue die befondere Art eines fchmalen Haut-
überfdrlages zeigen, fowie die breite Stirn erweifen (ich als
beiden Figuren gemeinfam. Die Verfchärfung der Züge der
Katharina gegenüber der Agnes entfpricht der Veränderung
der allgemeinen Stilauffaffung des Meifters, wie (ie auch in
der Behandlung ihres Gewandes gegenüber den vorigen
Figuren fich äu(?erte.
In einer gewiffen Affehtiertheit, der leifen Kohetterie
in der Bewegung des Körpers fteht der heiligen Gertrud
fehr nahe die Maria neben dem Kruzifixus. Ihre Haltung
mit der fcharfen Ausbiegung der Hüfte und dem weit ab-
geftellten Spielbein ift die gleiche. Die Behandlung des Ge-
wandes indeffen weift in ihrer Vergröberung und Verbreiterung
des Stiles, die (Idi ebenfofehr auch in der Bildung des Gefidhts
zeigt, wiederum auf die geringe Hand eines Werhftattsgehilfen
des Hauptmeifters.
Vom Figurenftil der heiligen Katharina aus bedeutet es
nurmehr noch einen Schritt bis zur Madonna an der einen
Schmalfeite des Sdireines. Die enge Verwandtfchaft der Haltung

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