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Furtwängler, Adolf [Hrsg.]
Die Sammlung Sabouroff: Kunstdenkmäler aus Griechenland (Band 1) — Berlin, 1883-1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1120#0061
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ALTLAKONISCHES GRABRELIEF.

hs ist das Prachtstück der alten Kunst in Lakedämon, das hier vorliegt; das älteste, schönste
und allein völlig unversehrt erhaltene Exemplar einer in Sparta und seiner Umgebung in neuerer Zeit
zu Tage gekommenen Gattung von hochalienhümlichen Grabsielen.

Im Sommer iSyy entdeckten MilchhÖfer und Dresse!1; dies kostbare Stück im Hause eines
Bauern von Ghrysäpha, einem drei Stunden Östlich von Sparta belegenen Dorfe; dasselbe war
südlich von letzterem am Abhänge eines Hügels gefunden worden, und zwar noch aufrecht stehend
in der Mitte einer nach Art eines Grabtumulus aufgehäuften Steinmasse. Nahe dabei lag eine rohe
Piattc mit der Inschrift 'i-g{,ävo?r) die den Ort als dem Hermes geweiht bezeichnete, offenbar dem
Hermes der Unterirdischen.

Denn ein Geschenk an die unterirdischen, an die Verstorbenen, ist auch unsere Platte, die mit
ihrem unteren nur rauh bearbeiteten Ende einfach in die Erde gesteckt war, in den Sitz jener Milchte,
und die ganz dem Ausdruck ihres strengen und einlachen Sinnes gewidmet ist. Ohne jede schmückende
Nebenbestimmung; sie hat keine gefällige äussere Form; sie hat keinen zierenden Rahmen, sie ist
ganz Inhalt; der Rand folgt den Figuren und leere Ecken sind überall abgeschnitten. Es ist dies eine
Eigenthümüchkeit. die das Relief mit seinen nächsten Verwandten tlicilt, die aber im Ucbrigcn innerhalb
der griechischen Kunst vereinzelt dasteht, da ein tektomscher Rahmen oder eine regelmässige Form der
Platte, nach welcher sich das Relief richten muss, sonst überall die Regel ist. wie dies selbst an den
uralten mykenischen Grabsteinen schon der Fall ist.

In feierlicher Ruhe sehen wir zwei grosse Gestalten thronen, denen sich in puppenhafter Kleinheit
zwei andere ehrfurchtsvoll mit ihren Gaben nahen. Jenes sind die Verstorbenen,"} Mann und Frau —

') Vgl. deren Bericht und genaue Beschreibung in den Miuheil. des Areli. Insr. in Athen, Bd. II. S. 3o3 H. Ebenda
Taf. XX eine freilich wenig gelungene Abbildung. Das Relief wurde gleich an Ort und Stelle geformt, bevor es in die
Sammlung des Herrn v. Sabotirolf k;mi und ist in Ahglissen mehrfach verbreitet: denselben fehlt indess das innere linde der
Platte. Hölie o,S7; Br. oben o,<35, unten 0,55; Dicke bis 0,14. Hinten nur roh behauen. — Blaugrnuer dunkler lakonischer
Marmor. — Der horizontale Strich auf dem unteren Theile ist eine moderne Rille, die von einem Versuche herrührt, das leere
untere Ende leichteren Transportes.wegen abzuschlagen.

■) S. Inscr. antkjuiss. gr. ed. Roehl No. üo.

') Zur Deutung und ihrer Begründung vgl, Milchhöfcr in den athen. Mittb. 11, S. 450 ff.; IV, S. iö3; Aren. Ztg. 1881,
S. 293 ff.: FnrtwLingler in den athen"; Miuh. VII, S. iö3 tK; vgl. ferner die Einleitung.
 
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