Die Bronzefunde aus Olympia und deren kunstgeschichtliche Bedeutuno. 415
dieser gerade auf einem jener Inselsteine zuerst erscheint; dieser Kampf würde
dann eine völlige Parallele bilden zu dem Löwenkampfe des Herakles, dessen
Grundtypus ja als orientalisch anerkannt ist.1 In dem auf dem Relief bei-
oeschriebenen Namen Halios Geron hat uns die argivische Kunst also einen
Rest derselben alten, an den Orient anknüpfenden Tradition bewahrt, von deren
Existenz im Kultus wir an einigen andern Orten wissen. Die attischen Vasen-
maler identifizierten den überkommenen fischschwänzigen Dämon mit dem, wie
es scheint, gerade in Böotien und Attika populären Triton.2 Den Halios Geron
hingegen, den bereits wenigstens die spätere Gestalt der homerischen Gesänge 99
mit Nereus (11.1,556; 18,141), Proteus (Od. 4,365; 384) und Phorkys (Od.
13 96; 345) identifiziert, stellt der attische Vasenmaler Chokhos als völlig mensch-
liche Figur dar, indem er ihn offenbar als Nereus faßt und als solchen dem Poseidon
zugesellt (Gerhard, Auserlesene Vasenbilder 122 [Berlin 1732]). — Indem die
Darstellung des Kampfes mit dem fischschwänzigen Dämon in erster Linie, wie
wir vermuteten, nicht an eine griechische Sage, sondern an einen vom Orient
überkommenen Kunsttypus sich anschloß, woher es auch kommen wird, daß wir
nirgends von demselben durch die Literatur erfahren,3 so ist das Gegenteil hiervon
der Fall beim Kampfe mit Nereus, wo die allerdings erst mit den altattischen Vasen
(Gerhard, Auserlesene Vasenbilder 112 [A. de Ridder, Vases peints de laBibl. Nat.
255] beginnenden Darstellungen ohne Zweifel frei aus der vorhandenen, auch lite-
rarisch bezeugten Sage geschaffen sind. Als charakteristisch ist dabei noch hervor-
zuheben, daß der Kampf mit dem Fischdämon, soviel mir bekannt, mit der schwarz-
figurigen Vasenmalerei verschwindet, der mit Nereus dagegen noch im frei rot-
figurigen Stile erscheint.
1 In der griechischen bereits völlig analoger Weise erscheint er auf einer der
cyprisch-phonikischen Silberschalen (Mus. Napol. III, Taf. 11).
- Vgl. die Lokalsagen von Tanagra (Paus. IX, 20), die hesiodische Poesie (theog.
930 ff. eiovßhjs . . . dentis $sös) und Eurip. Cycl. 263 ;ra mr /icyav Tghmvct. — Zwei
fischschwänzige Dämonen, in der Weise assyrischer Steine gegenüber, sind auf einem
allen Terrakottaidol von Tanagra aufgemalt (Fröhner, Coli, de M. Alb. B(arre), Paris 1878,
S. 61 [Arch. Jahrbuch 1887 S. 116]). Da die angeführten älteren Stellen nur einen mächtigen
Triton kennen, so werden wir hier sowohl als in den von Pausanias am amykläischen
Throne erwähnten Tghavsc lieber andere Dämonen erkennen: letztere waren die Gegen-
stücke zu den offenbar fisch- oder schlangenschwänzigen Gestalten derEchidna und des
Typhon, einem der hesiodischen Theogonie (306) entnommenen Paare: waren jene TghtovsQ
ein entsprechendes fischschwänziges hesiodisches Paar, nämlich Keto und Phorkys, die
Eliern der Echidna (theog. 270 ff.)?
' Die allgemeinen Anführungen von Taten des Herakles im Meere bei Pindar (Nem.
'.62; III, 23; Isthm. IV, 74), Sophokles (Trach. 1011) und Euripides (Herc. für. 225; 400ff.)
können sich ■ nicht auf den fischschwänzigen Dämon beziehen, da immer ausdrücklich
die Bezwingung wilder, dem Menschen und seiner Schiffahrt feindlicher Elemente hervor-
gehoben wird; dergleichen wäre z. B. die Besiegung der Skylla (Lykophr. AI. 44 und
"zetzes dazu; schob Od. 12, 85).
dieser gerade auf einem jener Inselsteine zuerst erscheint; dieser Kampf würde
dann eine völlige Parallele bilden zu dem Löwenkampfe des Herakles, dessen
Grundtypus ja als orientalisch anerkannt ist.1 In dem auf dem Relief bei-
oeschriebenen Namen Halios Geron hat uns die argivische Kunst also einen
Rest derselben alten, an den Orient anknüpfenden Tradition bewahrt, von deren
Existenz im Kultus wir an einigen andern Orten wissen. Die attischen Vasen-
maler identifizierten den überkommenen fischschwänzigen Dämon mit dem, wie
es scheint, gerade in Böotien und Attika populären Triton.2 Den Halios Geron
hingegen, den bereits wenigstens die spätere Gestalt der homerischen Gesänge 99
mit Nereus (11.1,556; 18,141), Proteus (Od. 4,365; 384) und Phorkys (Od.
13 96; 345) identifiziert, stellt der attische Vasenmaler Chokhos als völlig mensch-
liche Figur dar, indem er ihn offenbar als Nereus faßt und als solchen dem Poseidon
zugesellt (Gerhard, Auserlesene Vasenbilder 122 [Berlin 1732]). — Indem die
Darstellung des Kampfes mit dem fischschwänzigen Dämon in erster Linie, wie
wir vermuteten, nicht an eine griechische Sage, sondern an einen vom Orient
überkommenen Kunsttypus sich anschloß, woher es auch kommen wird, daß wir
nirgends von demselben durch die Literatur erfahren,3 so ist das Gegenteil hiervon
der Fall beim Kampfe mit Nereus, wo die allerdings erst mit den altattischen Vasen
(Gerhard, Auserlesene Vasenbilder 112 [A. de Ridder, Vases peints de laBibl. Nat.
255] beginnenden Darstellungen ohne Zweifel frei aus der vorhandenen, auch lite-
rarisch bezeugten Sage geschaffen sind. Als charakteristisch ist dabei noch hervor-
zuheben, daß der Kampf mit dem Fischdämon, soviel mir bekannt, mit der schwarz-
figurigen Vasenmalerei verschwindet, der mit Nereus dagegen noch im frei rot-
figurigen Stile erscheint.
1 In der griechischen bereits völlig analoger Weise erscheint er auf einer der
cyprisch-phonikischen Silberschalen (Mus. Napol. III, Taf. 11).
- Vgl. die Lokalsagen von Tanagra (Paus. IX, 20), die hesiodische Poesie (theog.
930 ff. eiovßhjs . . . dentis $sös) und Eurip. Cycl. 263 ;ra mr /icyav Tghmvct. — Zwei
fischschwänzige Dämonen, in der Weise assyrischer Steine gegenüber, sind auf einem
allen Terrakottaidol von Tanagra aufgemalt (Fröhner, Coli, de M. Alb. B(arre), Paris 1878,
S. 61 [Arch. Jahrbuch 1887 S. 116]). Da die angeführten älteren Stellen nur einen mächtigen
Triton kennen, so werden wir hier sowohl als in den von Pausanias am amykläischen
Throne erwähnten Tghavsc lieber andere Dämonen erkennen: letztere waren die Gegen-
stücke zu den offenbar fisch- oder schlangenschwänzigen Gestalten derEchidna und des
Typhon, einem der hesiodischen Theogonie (306) entnommenen Paare: waren jene TghtovsQ
ein entsprechendes fischschwänziges hesiodisches Paar, nämlich Keto und Phorkys, die
Eliern der Echidna (theog. 270 ff.)?
' Die allgemeinen Anführungen von Taten des Herakles im Meere bei Pindar (Nem.
'.62; III, 23; Isthm. IV, 74), Sophokles (Trach. 1011) und Euripides (Herc. für. 225; 400ff.)
können sich ■ nicht auf den fischschwänzigen Dämon beziehen, da immer ausdrücklich
die Bezwingung wilder, dem Menschen und seiner Schiffahrt feindlicher Elemente hervor-
gehoben wird; dergleichen wäre z. B. die Besiegung der Skylla (Lykophr. AI. 44 und
"zetzes dazu; schob Od. 12, 85).