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Die Gartenkunst — 8.1906

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VIII, 1

DIE GARTENKUNST

19

bürgerlichen Garten betrachten. Von einem einheitlichen Ge-
danken bei der ganzen Anlage ist nichts zu merken und jede
Beziehung des Gartens zum Hanse fehlt. Ein unruhiges Ge-
wirr von regellos verteiltem Gesträuch umgibt uns, der Boden
ist künstlich zu kleinen lächerlichen Hügelchen und Gräbchen
umgeformt. Vielfach gewundene Wege, auf denen man, wenn
man sechs Schritte geht, gut drei Biegungen folgen und dabei
auf- und niedersteigen mul's." Diese Worte enthalten un-
zweifelhaft viel Wahres, aber auch arge Übertreibungen! Und
weiterhin: „Die Gartenkunst kann nicht darin bestehen, die
Natur nachzuahmen."

Das will sie ja auch gar nicht und man sollte doch end-
lich Notiz davon nehmen, dafs diese Behauptung wiederholt
widerlegt worden ist.'

Diesem, nach dem Vorgange von Schultze-Naumburg
skizzierten Zerrbild werden dann die „neuen Wege" ent-
gegengestellt. Hierbei zeigt sich der Verfasser als eifriger
Anhänger Olbrichscher Gartenkunst, nur haben wir den Ein-
druck, dafs er nicht sehr tief in dessen künstlerische Eigenart,
■wie in die Einzelheiten ihrer Betätigung eingedrungen ist.

Wir wünschten Herrn Olbrich. dal's er in dieser Hinsicht
einen besseren Interpretern' gefunden hätte.

Die Umgestaltung älterer Anlagen, als letztes Kapitel, ist
in nicht ganz 11 /2 Seiten Kleinfolio behandelt. Der Verfasser,
welcher in diesem Teile zunächst über die geringe Schwierig-
keit der Umwandelung von Hausgärten spricht, geht zum
Schlul's um die Gesichtspunkte, nach denen ältere Parks umge-
staltet werden sollen, ziemlich hilflos herum. Er gesteht ein.
dafs „man sie als etwas Gewordenes", als „Park" also, stehen
lassen sollte.

„Überhaupt," schliefst er. „würden sich Fälle denken lassen,
bei denen nach einem festgelegten Plan unter tunlichster Be-
rücksichtigung des Vorhandenen das Bild der Anlage in all-
mählicher Arbeit nach der künstleri sehen Gartenseite hin
verschoben würde." — Er läfst also auch hier den Park nicht
als ein Kunstwerk, sondern nur als etwas „natürlich
Gewordenes" gelten und streicht durch diese wenigen Worte
Männer von der Bedeutung eines Pückler-Muskau, Sckell,
Lenne, Effner, Meyer und anderer bisher anerkannter Meister
aus der Liste der Künstler.

Wir möchten an das alte gute Sprichwort gemahnen: „Allzu-
scharf macht schartig" und den extremen Heifsspornen moderner
Kunstrichtung zurufen: „Mals und Ziel in allen Dingen.'"

Wir erkennen in den modernen Kunstbestrebungen auch
auf dem Gebiete der Gartenkunst ein erfreuliches Zeichen
unserer Zeit, wir freuen uns des kraftvoll pulsierenden Lebens
dieser künstlerisch eigenartigen Epoche und bringen ihr volle
Sympathie entgegen. Wir wollen uns aber auch ein offenes
Auge bewahren für die Schäden dieser Zeit, die durch solch
rücksichtsloses Vorwärtsstürmen und Herunterreifsen alles bis-
her für gut Gehaltenen sich kenntlich machen. Trip,

GartenbauausstellungKarlsruhel906. Anlälslich der Feier
des 80. Geburtstages des Grofsherzogs Friedrich von Baden
und des Festes der goldenen Hochzeit des grofsherzoglich
badischen Fürstenpaares findet auf Veranlassung des Stadtrats
der Haupt- und Pesidenzstadt Karlsruhe, mit Unterstützung
der Grofsherzogl. Regierung und des „Vereins selbständiger
Handelsgärtner im GroCsherzogtum Baden" im September 1906
eine Gartenbauausstellung statt.

Zugelassen als Aussteller werden:

a) alle selbständigen Handelsgärtner. Gartenliebhaber. Hof-,
Stadt-, Institutsgärtnereien usw. innerhalb des Grofs-
herzogtums Baden,

b) die Handelsgärtner der angrenzenden Länder (Württem-
berg, Hessen, bayer. Pfalz und Elsafs-Lothringen) so-
weit sich dieselben mit besonderen Spezialkulturen be-
fassen bezw. soweit Platz vorhanden ist,

c) Nenheitenzüchter aus ganz Deutschland und

d) Fabrikanten etc. gärtnerischer Gebrauchsartikel, soweit
dies seitens der Ausstellungskommission gestattet wird.

Ausgeschlossen sind alle Gegenstände, welche mit dem
Gartenbau in keiner Beziehung stehen.

Das Programm ist im Druck und wird demnächst ausge-
geben.

Neue Gärten. Von Olbrich. Verlegt beiErnst Wasmuth.
A.-G.. Berlin.

Als ich die Ankündigung dieses Werkchens las, dachte ich
— und mit mir wohl mancher andere —, dafs es sich um eine
Reihe unter des bekannten Darmstädter Künstlers Leitung ent-
standener Haus- und Villengärten handele. Und da war ich
zunächst etwas enttäuscht, als ich fand, dafs es die Ansichten
der Farbengärten der Darmstädter Ausstellung mit Olbrichs
Vortrag auf der Gartenkünstlerversammlung waren. Aber die
aufserdem beigegebenen Pläne und Konstruktionszeichnungen
entschädigen jeden, dem es nicht blofs um Bilder zu tun ist.
Sie haben bisher gefehlt und werden vielen Anlafs geben, sich
aufs neue in die Darbietungen zu vertiefen.

Da mag es mir gestattet sein, um einer durch ungenaue
Berichterstattung in Tageszeitungen hervorgerufenen mifs-
verständigen Auffassung zu begegnen, in aller Kürze folgen-
des festzustellen: Mein Standpunkt zu den Bestrebungen der
modernen Architekten und Maler auf dem Gebiete der Garten-
kunst ergibt sich aus dem, was ich in meinem Vortrag auf der
Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler am
'23. August 1905 gesagt habe.

Ich erkenne rückhaltlos an, dafs die Gartenkunst, wie sie
seit Jahren geübt wird, vielfach in Rückständigkeit und Ver-
flachung geraten ist.

Ich erkenne es als ein Verdienst an, dal's Männer, die
aufserhalb unserer Berufsausübung stehen, mit scharfer Kritik
diesen Zustand beleuchtet haben.

Ich erkenne an, dafs sie der Gartonkunst eine Fülle von
Anregungen und befruchtenden neuen Gedanken bringen.

Ich habe alle, die es angeht, gewarnt, diese Anregungen
zu mifsachten, etwa weil sie von Männern kommen, die nicht
zünftige Gartenfachleute sind.

Ich habe mich aber auch ausdrücklich dagegen verwahrt,
alles das unbesehen als Allheilmittel für die Gartenkunst an-
zunehmen und anzuerkennen, was von ihnen gebracht wird.

Ich habe ganz entschieden Widerspruch dagegen erhoben,
dal's grundsätzlich das landschaftliche Prinzip als
die angebliche Wurzel allen Übels verworfen und
ausschliefslich die architektonische Form als künst-
lerisch berechtigt hingestellt wird.

Ich habe endlich die Erwartung ausgesprochen, dal's die-
jenigen, die heute die Gartenkunst im architektonischen Sinne
reformieren wollen, meinen Widerspruch als begründet aner-
kennen werden, wenn sie denjenigen Grad von Vertrautheit
mit dem Pflanzenmaterial erlangt haben werden, den jeder be-
sitzen muls, der dauernde Erfolge auf gartenkünstlerischem
Gebiet erlangen will.

Es ist wohl selbstverständlich, dafs ich dabei nicht weit-
gehende botanische Kenntnisse gemeint habe, sondern das
Verständnis für das Wesen und die Schönheit der Pflanzen-
welt und für den tiefgehenden Unterschied zwischen
lebendigem Pflanzenmaterial und toten Baustoffen

Das ist meine Stellung zu den modernen Gartenreform.
 
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