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XIV, 4

DIE GARTENKUNST.

51

Alle Zaubermittel der Natur wurden damals herangezogen, das
Licht zu bannen. Schattige Laubgänge, durch deren Blätter-
gewirr das Licht hereinfiel, dunkle Baummassen, die sich
zum Himmel erhoben, um ihn noch leuchtender erscheinen
zu lassen. Die großen Anlagen Le Notres wurden zu wah-
ren Zaubergärten des Lichtes. Wie die Spiegel des Schlosses
zu Versailles die Sonne auffingen und festhielten, so spie-
gelten jetzt die großen Wasserbecken das Licht wieder oder
ließen es in den tausend Perlen der Springbrunnen nieder-
rieseln und erglänzen. Das Zeitalter des Sonnenkönigs er-
scheint wie ein Sprühfeuerwerk von Glanz und Licht. Nüch-
terner, nordischer taucht dann mit der Lehre des Malers
William Kent der englische Garten auf in malerischem
natürlichen Aufbau, scheinbar willkürlich in seinem Wachstum
und doch von feinster künstlerischer Durchdringung. Mit dem
Fürsten Pückler-Muskau entsteht dann allmählich der moderne
landschaftliche Garten in volkstümlich romantischer Art, der
durch Lenne mit wissenschaftlicher Gründlichkeit etikettiert
wurde.

Aus diesen Elementen einer reichen Vergangenheit setzt
sich der moderne Garten zu neuer Einheit zusammen, aus archi-
tektonischen und malerischen Motiven in ihrer sinngemäßen
Vereinigung von reizvollster Schönheit. Zu den modernen
Gartenkünstlern, die mit feinsinnigem Verständnis die An-
regung der Alten aufnahmen, ohne sie in toter Weise zu
kopieren, gehören mit in erster Linie Josef M. Olbrich und
Max Läuger, die auch den hier abgebildeten Garten des
Hauses Feinhals in Cöln geschaffen haben.

Olbrich war für die Gartenkunst stets mit großer Be-
geisterung tätig. Mit gleicher Liebe umfaßte er das kleinste
Unscheinbare, wie das große Ganze. „Als erstes Element der
zukünftigen großen Einheit empfand ich die Blume, klein und
unscheinbar zwar zu dem großen weiten Rahmen, doch mächtig
und bestimmend in Vereinigung mit gleichem. So ward mir
das Beet als zweites Element gegeben. Neben der Blume sah
ich die Staude, den Strauch, den Baum; neben Blüten bunt-
gefärbte Blätter. Alles künstlerische Einheiten für den zu-
künftigen Plan!“ sagt er selbst in einem Vortrage, den er vor
einer Versammlung „Deutscher Gartenkünstler“ gehalten hat.
In seinem Garten trat überall neben der streng architektonischen
Einteilung der Beete ein starker Sinn für den malerischen Hinter-
grund des natürlichen Baumwuchses und eine echt wienerische
Freude an bunter Blumenpracht in Erscheinung. Zu Cöln
schuf er in der Flora den Frauenrosenhof, ein kleines romanti-
sches Bauwerk aus rotem Sandstein mit reizvollen Durchblicken,
von Epheu umrankt, ein kleines Märchenschloß, wie eine jugend-
liche Schöne sich im Wasser spiegelnd. Für das Haus Fein-
hals gab er die Andeutung des Gesamtplanes in engstem Zu-
sammenhänge mit der von ihm geschaffenen Architektur. Das
eigentliche Gartenland lag nach Südosten. Auf die Hauptfront
des Hauses führt eine breite Allee zu, die aus Ulmen gebildet
wurde. Taxus und Rhododendren begleiten den Weg, als
festlicher Dekor für Gast und Besucher. Eine Rampe faßt die
Allee ein, in wuchtiger Geschlossenheit das blühende Wachs-
tum bändigend. Vor dem Hause öffnet sich ein weiter Platz
mit epheuumrankten Brunnenanlagen, die aus bauchigen Misch-
krügen das Wasser in niedrige Becken rieseln lassen. Hier
war es Olbrichs Lieblingsidee, daß aus den tiefliegenden

’-MvS X>& ■ FdrtMAuo. cÖLn-nvioienBoB* ünoen*u.ee v

Lageplan

des Gartens Feinhals, Köln-Marienburg.
 
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