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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 24
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Bredt, Friedrich W.: Die bergische Bauweise in der Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0369
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XV, 24

DIE GARTENKUNST.

363

neben dem Genuß, den er bot, bei dem arbeitssamen
Sinn der Bevölkerung überhaupt von erheblicher Bedeu-
tung. Es ist bekannt, daß zu der Zeit, in der das bergische
Haus in Blüte stand, also um 1750 bis 1830, die Arten
der italienischen, der französischen, der niederländischen
und englischen Gartenkunst in Betracht kamen. Von
dem englischen Landschaftsgarten,
der nach der Lehre des William
Kent möglichst jede gerade Linie
aus dem Garten verbannen wollte,
hat man im Bereiche des bergischen
Hauses kaum etwas angenommen,
denn die Gartenpläne, die mir be-
kannt geworden sind, zeigen fast
ausschließlich eine regelmäßige oder
wenigstens geradlinige Einteilung,
wie sie dem französischen und nie-
derländischen Garten gemeinsam
üblich war. Dem Zwecke der Obst-
und Gemüsezucht, der überall mit-
sprach, mußte im Bergischen eine
solche am naheliegendsten erschei-
nen. Von Italien mit seinen terassen-
förmigen Anlagen konnte man in
den Berggärten schon eher etwas
annehmen. Man hatte ja nicht nötig,
wie Le Notre einst, als er die ita-
lienische Idee zum Teil aufnahm,
künstliche Terrassen erst zu schaf-
fen. Der vielgenannte ehemalige
Wuppermannsche Garten zur Schü-
ren in Barmen mochte z. B. mit
seinen Terrassen an italienische Ein-
flüsse gemahnen. In sechs Abstu-
fungen grüßten dort, wie die Chro-
nik der genannten Familie erzählt,
freundliche Gärten mit Obstbäumen,

Nutz- und Zierpflanzen herab zur
vorbeiführenden Landstraße. Auf
den drei unteren Terrassen plät-
scherten Springbrunnen, auf der
vierten standen Treibhäuser mit sel-
tenen Gewächsen, und inmitten der
fünften war ein hübsches Garten-
haus errichtet, das trotz seiner etwas
pagodenartigenForm durch ein stark
betontes Schieferdach und seine
grünen Fensterläden die bergische
Weise bewahrte. Auf seiner Spitze
drehte sich eine Wetterfahne, die das
Meerweibchen des Wuppermann-
schen Wappens zeigte. Vergoldete Knäufe, Kugeln, Wet-
terfahnen und dergleichen waren überhaupt beliebte Zier-
stücke bergischer Gartenbauten. Mag man nun in einer
derartig ausgesprochenen Terrassenanlage, wie die eben
erwähnte, die schräg gegenüber dem Wohnhause auf
der anderen Seite der Straße lag, in etwa italienische
Anschauungen verwendet haben, so kam doch das

wesentliche bei der Gestaltung der bergischen Gärten
von Frankreich und Holland her. Wie der französische
Stil und die niederländische Sauberkeit bei den ber-
gischen Häusern maßgebend war, so beherrschen beide
auch die Gärten. Peinliche Sorgfalt wurde bei ihrer
Wartung, soweit die vielen Niederschläge der Gegend

Gartenhaus im Besitztum Trappenberg in Barmen nach 1800.

eine solche gestatteten, nach holländischem Vorbilde
geübt, das in der Verwendung von Bauernblumen,
bunten Kugeln und Muscheln eine weitere Betonung
erfuhr, während die geradlinige Einteilung des Gartens
französischen Geist atmete, der in besonderen Fällen,
wie mir jüngst aufgefundene Papiere bestätigten, auch
zur Anlage eines kleinen, die Regelmäßigkeit beleben-
 
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