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Die Gartenkunst — 30.1917

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Röthlisberger, H. H.: Von schweizerischen Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0087
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einst am aufstrebenden Leben in den Gärten erst
recht erfreuen werden. Und so haben sich diese
Gärten, wenigstens in der großen Anlage, er-
halten bis auf diesen Tag, wenn nicht etwa mit
Besitzerwechseln Parvenüs herkamen, die mit
tappig frechen Manieren den langweilig alten
Park aufzuputzen und zu bereichern wüßten.

Woran liegts, daß wir heute in jenen harm-
losen Erinnerungen lesen, vor jedem Portal
stehen bleiben, sehnsüchtigen Blicks der Allee hin
zur Tiefe folgen? Es ist der Gegenschlag gegen
rohe Gewalt, gegen ein eigenwilliges mensch-
liches Protzen, das in den letzten Jahren Platz
gegriffen, aus der Architektur und nicht minder
aus gar vielen modernen Gartenanlagen spricht.

Wohlverstanden, wir reden keinesfalls dem Land-
schaftsgarten mit den Bretzelwegen das Wort,
erlauben uns aber, g ar viele Architektur g ärten mit
dem starren System an Mauern, Lattenwänden,
Quadraten und Rechtecken langweilig und scheuß-
lich zu finden und dies mit um so größerem Recht,
da diese in unserem Lande mitunter in unmittel-
barer Nachbarschaft von schönen alten Gutsan-
lagen zu treffen sind. Zugegeben, es liegt viel
Anstrengung, viel guter Wille in diesen Neu-
schaffungen; doch sie sind zu gewollt, zu klein-
lich durchgeführt, um einfach architektonisch im
Sinn jener alten Gärten zu wirken; sie sind nicht
architektonisch und nicht gärtnerisch gedacht;
sie sind auf dem Reisbrett entstanden, recht

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