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DAS MOTIV DES LEBENSBAUMES
gutes Anschaungsmaterial; Varianten des Typus VII erscheinen9, was
neu ist. Alle diese Motive sind ohne Symbolik, wie es der Übergang
des Voluten- und Palmettenkandelabermotives in Voluttenpalmetten
beweist; die Ornamente verlieren z. T. ihren vertikalen Charakter und
jede Sakralbedeutung. — Die phönikischen Stilisierungen findet man
auf allen Gebieten des phönikischen Einflusses: in der Kunst von Kar-
thago10 und am reichsten in der Kunst von K y p r o s; die früheren
mesopotamischen Einflüsse haben hier sicher schon den Grund vorbe-
reitet, was Siegel im Typus II (Ward, 1167) und III (Ward, 1169, 1192,
1194, 1204, 1206) bestätigen. Man findet auch einen höchst reduzierten
Typus III (Ward, 1205) und seine Anlehnung an einen Kandelaber
(Ward, 1200, 1202), wie auch Voluten- und Palmettenvarianten (Ward,
1185, 1202). Im allgemeinen werden alle Typen schematisiert und linear
gebildet; sie erscheinen nicht immer als Zentralemente einer antithe-
tischen Gruppe. Dieselben Typen findet man in Werken der eigentlichen
kyprischen Kunst, wie Stelen, und, was wichtig ist, in der Keramik;
sie wirken hier mehr dekorativ und sind stark geometrisiert. Typen
II—IV besitzen keinen symbolischen Wert; Typus V dürfte dort wo er
in antithetischer Gruppe auftritt11 eine Reminiszenz der sakralen Be-
deutung auf Kypros sein. Hier schliessen wir mit dem eigentlichen vor-
derasiatischen Tradizionen.
In der ägyptischen Kunst begegnen wir den Typen III u. IV,
z. B. auf Fayenceplättchen, Formsteinen für Siegel und Skarabäen, die
manchmal stark stilisiert sind und ganz ornamental wirken 12 und eine
Abstammung von vegetabilen Mustern verraten. Der Typus VI scheint
auf Kypern zu erscheinen und dauert kurz 13. Diese ganze Gruppe von
Motiven ist merkwürdigerweise, mit Ausschluss von Kreta (vom minoi-
schen Kreis), ohne Einfluss auf die antike Ornamentik geblieben. Eine
zweite Klasse bieten hier die Typen IX, die durch Phönikiens Vermit-
tlung einen sehr starken Einfluss auf den ganzen Mittelmeerkreis im
VIII. und VII. Jh. ausübten.
Der ägäische Kreis und insbesondere der minoische bildet ein
besonderes, abgeschlossenes Gebiet. Auf verschiedenen kretischen Denk-
mälern gibt es eine Menge von Motiven, die mit den von uns betrachte-
ten Klassen in Beziehung gebracht werden können und die eine sehr
fl Perrot-Chipiez, op. eit., III, Abb. 82, 83.
10 Ibidem, Abb. 16, 336.
11 Wie: AJA, XXXIII 1929, S. 184, Abb. 5.
12 R. Wurz, Spirale und Volute von der vorgeschichtlichen Zeit bis zum
Ausgang des Altertums, München 1914, Abb. 83—97.
13 H. B. Walters, Catalogue of the Engraved Gems and Cameos Greek,
Etruscan and Roman in the British Museum, London 1926, No 282.
DAS MOTIV DES LEBENSBAUMES
gutes Anschaungsmaterial; Varianten des Typus VII erscheinen9, was
neu ist. Alle diese Motive sind ohne Symbolik, wie es der Übergang
des Voluten- und Palmettenkandelabermotives in Voluttenpalmetten
beweist; die Ornamente verlieren z. T. ihren vertikalen Charakter und
jede Sakralbedeutung. — Die phönikischen Stilisierungen findet man
auf allen Gebieten des phönikischen Einflusses: in der Kunst von Kar-
thago10 und am reichsten in der Kunst von K y p r o s; die früheren
mesopotamischen Einflüsse haben hier sicher schon den Grund vorbe-
reitet, was Siegel im Typus II (Ward, 1167) und III (Ward, 1169, 1192,
1194, 1204, 1206) bestätigen. Man findet auch einen höchst reduzierten
Typus III (Ward, 1205) und seine Anlehnung an einen Kandelaber
(Ward, 1200, 1202), wie auch Voluten- und Palmettenvarianten (Ward,
1185, 1202). Im allgemeinen werden alle Typen schematisiert und linear
gebildet; sie erscheinen nicht immer als Zentralemente einer antithe-
tischen Gruppe. Dieselben Typen findet man in Werken der eigentlichen
kyprischen Kunst, wie Stelen, und, was wichtig ist, in der Keramik;
sie wirken hier mehr dekorativ und sind stark geometrisiert. Typen
II—IV besitzen keinen symbolischen Wert; Typus V dürfte dort wo er
in antithetischer Gruppe auftritt11 eine Reminiszenz der sakralen Be-
deutung auf Kypros sein. Hier schliessen wir mit dem eigentlichen vor-
derasiatischen Tradizionen.
In der ägyptischen Kunst begegnen wir den Typen III u. IV,
z. B. auf Fayenceplättchen, Formsteinen für Siegel und Skarabäen, die
manchmal stark stilisiert sind und ganz ornamental wirken 12 und eine
Abstammung von vegetabilen Mustern verraten. Der Typus VI scheint
auf Kypern zu erscheinen und dauert kurz 13. Diese ganze Gruppe von
Motiven ist merkwürdigerweise, mit Ausschluss von Kreta (vom minoi-
schen Kreis), ohne Einfluss auf die antike Ornamentik geblieben. Eine
zweite Klasse bieten hier die Typen IX, die durch Phönikiens Vermit-
tlung einen sehr starken Einfluss auf den ganzen Mittelmeerkreis im
VIII. und VII. Jh. ausübten.
Der ägäische Kreis und insbesondere der minoische bildet ein
besonderes, abgeschlossenes Gebiet. Auf verschiedenen kretischen Denk-
mälern gibt es eine Menge von Motiven, die mit den von uns betrachte-
ten Klassen in Beziehung gebracht werden können und die eine sehr
fl Perrot-Chipiez, op. eit., III, Abb. 82, 83.
10 Ibidem, Abb. 16, 336.
11 Wie: AJA, XXXIII 1929, S. 184, Abb. 5.
12 R. Wurz, Spirale und Volute von der vorgeschichtlichen Zeit bis zum
Ausgang des Altertums, München 1914, Abb. 83—97.
13 H. B. Walters, Catalogue of the Engraved Gems and Cameos Greek,
Etruscan and Roman in the British Museum, London 1926, No 282.