DAS MOTIV DES LEBENSBAUMES
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starke ägyptische Tradition verraten; schwerlich kann man sie doch als
»Kandelabermotive« bezeichnen — ihre naturalistische Abstammung und
Wiedergabe steht dieser Annahme im Wege. Zu den wichtigsten rechnet
der Verfasser das Papyrusemblem (Emblem der Göttin Wazet) 14. Eine
zweite Gruppe von ägyptischer Abstammung bilden die Baumsymbole 15.
Hier kommt der schematisierte Baum als Schriftzeichen 16 in Betracht;
auf dem Phaistosdiskus findet man dieses Motiv auch17. Eine dritte
Gruppe bilden die Typen IX, die schon auf kretische Fayencen M.M. III
einwirken 18. Eine vierte, in allgemeinen die am stärksten naturalistische
Gruppe bilden Motive anderer Pflanzen, wie des Silphiums 19, der heral-
dischen Lilie 20, eines Palmbaumes 21, des Epheus 22. Die kultlich-sakrale
Bedeutung von noch anderen Motiven (wie der Feige) wird von Evans
hervorgehoben, kommt aber hier noch weniger als die genannten Klas-
sen, wegen ihrer ganz naturalistischen Wiedergabe, in Betracht. Der
Verfasser ist der Ansicht, dass die kretischen Klassen von Motiven mehr
als kultlich-symbolische — denn als formelle Analogien zu den Kande-
labermotiven zu verstehen seien.
In der griechischen Kunst begegnen wir einigen Beispielen in
der submykenischen Zeit23 und in der geometrischen 24, die mit unseren
Klassen in Beziehung gesetzt werden können, aber nur noch sehr
schwache Ausklänge sind. Viel reichere Varianten findet man in der
orientalisierenden Periode, auf Gemmen 25. Es können hier zwei Grup-
pen hervorgehoben werden: 1 — Ausklänge von Formen des »Lebens-
baumes«, die auf phönikische Einflüsse zurückzuführen sind 26 und 2 —
14 A. Evans, The Palace of Minos at Knossos, I, London 1921, S. 200; II,
Abb. 110a (kretische Siegel: EM III, MM I, MM II und das V. Schachtgrab von
Mykenai mit ägyptischen Analogien aus der XII Dyn.), aber auch Evans, op.
cit., I, Abb. 523, 524, 207 c, 150. Weniger konventionell und als Zweige — ibidem,
Abb.: I 528, 529 und II 2, 285.
15 Evans, op. cit., I. S. 118, Abb. 87, 9.
16 Ibidem, S. 280, Abb. 212; Analogien zwischen Aegypten der V. Dynastie
und späteren und Kreta MM II.
17 Ibidem, S. 652.
18 Ibidem, S. 506 f.
13 Auf Gemmen MM II: ibidem, S. 284.
20 MM III: ibidem, S. 603.
21 Ibidem, II2, S. 493.
22 Ibidem, II2, S. 480, Abb. 287.
23 Walters, Catalogue of the engraved Gems..., N° 232.
24 A. Furtwängler, Die antiken Gemmen, Leipzig 1900, Taf. IV, Nr 41.
23 IV alters, op. cit., Nr 282, 283.
26 Auf protokorintischen Gefässen: F. P o u 1 s e n, Der Orient und die
frühgriechische Kunst, Berlin 1912, S. 67.
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starke ägyptische Tradition verraten; schwerlich kann man sie doch als
»Kandelabermotive« bezeichnen — ihre naturalistische Abstammung und
Wiedergabe steht dieser Annahme im Wege. Zu den wichtigsten rechnet
der Verfasser das Papyrusemblem (Emblem der Göttin Wazet) 14. Eine
zweite Gruppe von ägyptischer Abstammung bilden die Baumsymbole 15.
Hier kommt der schematisierte Baum als Schriftzeichen 16 in Betracht;
auf dem Phaistosdiskus findet man dieses Motiv auch17. Eine dritte
Gruppe bilden die Typen IX, die schon auf kretische Fayencen M.M. III
einwirken 18. Eine vierte, in allgemeinen die am stärksten naturalistische
Gruppe bilden Motive anderer Pflanzen, wie des Silphiums 19, der heral-
dischen Lilie 20, eines Palmbaumes 21, des Epheus 22. Die kultlich-sakrale
Bedeutung von noch anderen Motiven (wie der Feige) wird von Evans
hervorgehoben, kommt aber hier noch weniger als die genannten Klas-
sen, wegen ihrer ganz naturalistischen Wiedergabe, in Betracht. Der
Verfasser ist der Ansicht, dass die kretischen Klassen von Motiven mehr
als kultlich-symbolische — denn als formelle Analogien zu den Kande-
labermotiven zu verstehen seien.
In der griechischen Kunst begegnen wir einigen Beispielen in
der submykenischen Zeit23 und in der geometrischen 24, die mit unseren
Klassen in Beziehung gesetzt werden können, aber nur noch sehr
schwache Ausklänge sind. Viel reichere Varianten findet man in der
orientalisierenden Periode, auf Gemmen 25. Es können hier zwei Grup-
pen hervorgehoben werden: 1 — Ausklänge von Formen des »Lebens-
baumes«, die auf phönikische Einflüsse zurückzuführen sind 26 und 2 —
14 A. Evans, The Palace of Minos at Knossos, I, London 1921, S. 200; II,
Abb. 110a (kretische Siegel: EM III, MM I, MM II und das V. Schachtgrab von
Mykenai mit ägyptischen Analogien aus der XII Dyn.), aber auch Evans, op.
cit., I, Abb. 523, 524, 207 c, 150. Weniger konventionell und als Zweige — ibidem,
Abb.: I 528, 529 und II 2, 285.
15 Evans, op. cit., I. S. 118, Abb. 87, 9.
16 Ibidem, S. 280, Abb. 212; Analogien zwischen Aegypten der V. Dynastie
und späteren und Kreta MM II.
17 Ibidem, S. 652.
18 Ibidem, S. 506 f.
13 Auf Gemmen MM II: ibidem, S. 284.
20 MM III: ibidem, S. 603.
21 Ibidem, II2, S. 493.
22 Ibidem, II2, S. 480, Abb. 287.
23 Walters, Catalogue of the engraved Gems..., N° 232.
24 A. Furtwängler, Die antiken Gemmen, Leipzig 1900, Taf. IV, Nr 41.
23 IV alters, op. cit., Nr 282, 283.
26 Auf protokorintischen Gefässen: F. P o u 1 s e n, Der Orient und die
frühgriechische Kunst, Berlin 1912, S. 67.