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Gatermann, Heinz
Die Becherkulturen in der Rheinprovinz — 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.40147#0014
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Vollkommen unterschieden von den aufgeführten Hypothesen
ist diejenige, die P. REINECKE 28) aufgestellt hat. Er verlegt die
Entstehung der Schnurkeramik nicht in einen engeren Teil des
Verbreitungsgebietes, sondern nimmt eine Entstehung in weiten
Räumen Mitteleuropas an auf der Grundlage der Glockenbecher,
Kugelamphoren und der „Gruppe Altheim-Noßwitz-Jaispitz“.
Einer Lösung dieser Fragen können wir nur näher kommen
durch neue Bodenfunde, die wir namentlich im äußersten Osten er-
warten müssen, und durch eine zusammenfassende Darstellung und
Analyse des gesamten, bisher z. T. schwer zugänglichen Materials.
Die Notwendigkeit einer solchen Gesamtdarstellung der Becher-
kulturen, namentlich der Schnurkeramik, braucht kaum betont zu
werden. Als archäologische Erscheinung nehmen sie, in Folge ihrer
Verbreitung über den gesamten Erdteil und Mischung mit zahl-
reichen anderen Kulturgruppen eine außergewöhnlich bedeutsame
Stellung, namentlich für die Chronologie, ein.
Der Hauptanteil des ganz allgemein der Schnurkeramik entgegen-
gebrachten Interesses resultiert jedoch daraus, daß eine ganze Reihe
von Prähistorikern und Linguisten hier das archäologische Aequi-
valent für die in hundert Jahren Forschung erarbeitete indogermani-
sche Sprachgruppe gefunden zu haben glaubt. Hat diese Hypothese
Recht, dann wäre mit einem Schlag die Fülle der von der Sprach-
wissenschaft den Indogermanen zugewiesenen Kulturelemente (die
großenteils archäologischen Methoden unzugänglich sind) in den Ab-
lauf des historischen Geschehens eingebaut, ein ganz wesentlicher
Zug in der wirtschaftlichen, sozialen und ethnischen Geschichte Eu-
ropas klargestellt. Stichworte wie Hirtenkrieger, Vaterrecht, Schiff-
fahrt, Pferd, Streitwagen lassen die Bedeutung der Frage an-
klingen 27).
Für Mitteleuropa wurden nach der aus der Literatur gewon-
nenen Fundstatistik Verbreitungskarten gezeichnet (Abb. 37—38).
Diejenige der Glockenbecher ist eine Ergänzung- der Karte von
CASTILLO28). Für die Schnurkeramik existierten Karten bisher
nur für kleinere Gebiete.

se) Zuletzt: Mainz. Z. 24/5, 1929/50, 58.
27) Vgl. neben der älteren' Literatur neuestens: KÖPPERS, Indo-
germanen- und Germanenfrage; ARNTZ, Hirt-Fsclir.; GÜNTERT, Ger-
manen.
28) Vaso Campaniforme.

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