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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0370
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beweglichen Anhangsgebilden dieser Art an der Uebergangsstelle ein wei-
cherer Abschnitt der Chitinlage sich findet, während die Cuticula gleichartig
auf die starren Fortsätze sich erstreckt. — Mit den Fortsätzen des Integu-
mentes verbindet sich häufig ein Sinnesapparat, der beim Nervensystem seine
Erwähnung finden wird.

Zu diesem Integumente gehören auch Drüsenorgane, welche aus
Modificationen der Matrixschichte abzuleiten sind. In geringerer Verbreitung
treffen sie sich bei den Krustenthieren , häufiger bei Insecten. Der secerni-
rende Theil der Drüse besteht entweder nur aus einer einzigen Zelle, oder
aus einer geringen Anzahl derselben, und der Ausführgang wird zum grossen
Theile von Porencanälen der Cuticularschichte dargestellt. Eine oder mehrere
Zellen der Matrix haben hier mit einer selbständigen Ausbildung eine von den
übrigen Zellen verschiedene Function übernommen. Als eine eigenthümliche
nur unter gewissen Umständen fungirende Drüsenart sind solche bei Insec-
ten (Larven von Schmetterlingen) vorkommende anzuführen, wo der Aus-
führgang nicht frei an der Oberfläche des Integuments mündet, sondern in
eine haarförmige Verlängerung desselben einführt. Nur nach erfolgtem Ab-
brechen des Haares kann das Drüsensecret entleert werden.

Der zuerst durch Odier (1821) dargestellte als «Chitin« bezeichnete chemische
Körper ist zwar in den Cuticularbildungen der Arthropoden am meisten verbreitet, findet
sicli aber auch bei verschiedenen anderen Thierabtheilungen vor, und zwar gleichfalls
in Substanzen, die Abscheidungen von Zellen darstellen. Er ist in der Regel in solchen
Körpertheilen wirbelloser Thiere vorhanden, die gewöhnlich als »hornig« bezeichnet
werden. Charakteristisch für die Chitingewebe ist deren Schweiiöslichkeit in Sauren
und Alkalien. Diese Eigenthümlichkeit tritt jedoch nicht sogleich in den von der Matrix
abgeschiedenen Schichten auf, sondern erscheint erst nach einiger Zeit. Die jüngsten,
innersten Schichten der Cuticula der Arthropoden sind daher von den älteren äusseren
häufig verschieden, wie solches auch bei Würmern der Fall war. Ueber die näheren
Verhältnisse dieses Stoffes bei den Arthropoden vergl. C. Schmidt, Zur vergleich. Physio-
logie der wirbellosen Thiere, 1845, über die Verbreitung des Chitins R. Leuckart, im
Arch. f. Nat, 1852. S. 22.

Die Cuticularschichte des Integuments bietet auf ihrer Oberfläche in der Regel
eigenthümliche, felderartig abgegrenzte Zeichnungen dar, die zuweilen das Ansehen von
Zellen besitzen und früher zur Annahme einer besonderen Epidermisschichte geführt
haben. Auch die Lamellen der Cuticularschichte zeigen häufig Differenzirungen,
indem sie in Bündel geordnet sind, die im Einzelnen einen verschiedenen Verlauf
nehmen. Dadurch entsteht ein faseriger Bau der Cuticula, und Leydig konnte darauf
hin, und mit Verwerthung der diese Schichten durchsetzenden, von Zellensubstanz aus-
gefüllten Porencanäle das gesammte Integument der Arthropoden mit Bindegewebe ver-
gleichen, bei dem der Inhalt der Porencanäle die Zellen, die Faserschichten dagegen
die Intercellularsubstanz vorstellt.

Die Ablagerung von Kalksalzen hat ihre vorzüglichste Verbreitung bei Krustenthieren,
und findet sich auch bei Myriapoden [Julus], sie fehlt bei den Arachniden, und ganz
selten wird sie bei Insecten getroffen, so nach Leydig (Arch. Nat. 1860) bei Stratyomys-
Larven. Der Kalk bildet hier auf der Chitincuticula aufsitzende geschichtete Concre-
mente.

Die Fortsatzbildungen der Cuticularschichten (Haarborsten, Schuppen etc.)
haben alle die gleichen Beziehungen zu der Matrix, die sich in der Regel in sie

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