Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Genelli, Hans Christian
Das Theater zu Athen: hinsichtlich auf Architectur, Scenerie und Darstellungskunst ueberhaupt erläutert — Berlin und Leipzig, 1818

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.842#0062
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
66

IV.

hohe ausdehnen, um Tor der Gefahr zu sichern, dafs Blöfsen übrig Wieben. Dies obere
Gemälde, welches wir die Topographie der Skene nennen wollen, erforderte demnach
ein fortlaufendes Zimmerwerk., das gleich einem Baugerüste so eingerichtet sein mufste,
dafs auf demselben die Arbeiter überall hin gelangen und umher gehen konnten: denn
wie man bei Verwandlungen überhaupt auf Zeitersparung bedacht sein mufste, so war
es dieser Theil, der vorzüglich sich zu schleuniger Verwandelung eignete. Es konnte
nehmlich der Überzug, der dies Gemälde bildete, entweder aus leinenen Tüchern be-
stehen, oder eine wandelbare Bretterwand sein. Im ersten Falle theilte sich der Über-
zug in der Mitte, und bestand also aus zwei Vorhängen, die zu beiden Seiten der
Skene an stehenden Wellen geheftet waren, welche, wenn die Verwandelung eintrat,
vermittels jener Winden gedreht wurden, die, wie schon angeführt worden, hinter den
Flanken-Thüren des Proskenion aufgestellt waren (b): die Vorhänge trennten sich da-
durch in der Mittellinie und rollten sich auf ihren Wellen auf, und nun zeigte sich ein
zweites Gemälde gleicher Art, das sich schon hinter dem ersten ausgebreitet befand,
um zur jezt folgenden Skene zu dienen. Wählte man aber einen Überzug von Brettern
zum Gemälde, so mufste derselbe, um einer bequemen Verwandelung fähig zu sein,
der Breite nach in mehr gleiche Tafeln oder Streifen zerlegt sein, die über einander
hin geschoben werden konnten. Solche Streifen konnten, da ihre Länge höchstens zwei
Drittheile der Skenenhühe betrugen, durch ein tüchtiges Blindrahmen-Werk gar wohl
alle erforderliche Festigkeit erhalten; sie mufsten aber aufgestellt sein auf einem Lager
von wenigstens drei neben einander gestreckten Balken 4). Beide Arten, die Gemälde-
wand herzustellen, erheischten noch zu oberst einen starken und vorspringenden Kranz,
unter welchem bei der ersten Art die Leinwand laufend angehenkt werden mufste; zu
der anderen Art aber mufsten sowohl in diesem Kranze, als in dem unteren Balkenla-
ger hole Gänge sein, worin die Bretterstreifen auf Bollen fortgeschoben werden konn-
ten, und die eben dieserhalb sich von der Mitte aus nach beiden Seiten hin in schrä-
ger Linie erweitern mufsten, auf dafs die Streifen in diesen Richtungen eine über die

andere

(&) Nehmlich in den Fluren P, P, Tab. I.

4) Wirklich giebt Houel in seiner sicilischen Reise, an einem der dortigen Theater, in den Flan-
kenmauern des Proskenion einander entsprechende Vertiefungen wie zu Balkenköpfen an. Sollte das Alter-
tum dieser Balkenlöcher in der That keinem Zweifel unterliegen, so mufsten sie allerdings auf das oben an-
gegebene Bedärfnifs Bezug haben; nie aber dürften sie verleiten, einem anticruen Theater ein« feste obere
Bühne anzudichten, etwa so, wie Makartney sie in China fand.
 
Annotationen