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Genelli, Hans Christian
Das Theater zu Athen: hinsichtlich auf Architectur, Scenerie und Darstellungskunst ueberhaupt erläutert — Berlin und Leipzig, 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.842#0061
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SCENER.IE.

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ihn aufziehen. Es lag demnach die Aulaia unter dem Logeion aufgerollt auf einer
Welle >?weshalb dasselbe längs dem Proskenion einen Riz (a) haben mufste, durch wel-
chen jene in die Höhe ging, und den ihr oberer Rand deckte, so lange sie herab ge-
lassen war. Dieser Rand oder Saum der Aulaia war bei der beträchtlichen Breite der
Skene zu Athen, die nicht viel unter hundert Fufs betragen konnte, nur durch einen starken
Gurt von Tauen herzustellen, welcher freilich, wenn sie aufgezogen war, eine merkliche
Curbe bilden mufste; hieran war jedoch wenig gelegen, indem dadurch dennoch vor
den Zuschauern nichts von der Skene entblöfst blieb. Wie im Übrigen eine solche
Aulaia beschaffen, und auf welche Art sie in dieser Gröfse herzustellen war, dies kann
uns hier ganz gleichgültig sein; an sich einleuchtend ist, dafs sie oben von den vor-
springenden Ecken der Paraskenien aus aufgezogen werden mufste, wozu mehr als eine
Vorrichtung möglich war.

Was aber die Skene selbst betrifft, so mufste der untere Theil derselben, der
auf dem Proskenion den eigentlichen Aufenthalt der Hauptrolle darstellte, immer meist
in plastischer Wirklichkeit gebildet, mithin, was -die starren Theile betraf, gemeiniglich
aus Holz construirt werden. Denn dieser Aufenthalt, er mochte darstellen was er
wollte, griff immer mit körperlicher Wirklichkeit in das Spiel ein: man mufste in den-
selben eingehn, man mufste sich in ihn zurück ziehn und wieder aus ihm hervor treten
können. Der obere Theil hingegen, so viel jene Construction von der Höhe der
Skenenwand unbedeckt liefs, wurde durch ein blofs graphisches Bild bekleidet, das dazu
diente, die anderweitigen, nicht unmittelbar ins Spiel eingreifenden Umgebungen darzu-
stellen, die zur näheren Bezeichnung der Gegend dienen konnten, worin der Aufent-
halt liegen sollte. Die ganze Skenen-Decoration zerfiel demnach in zwei Hälften: eine
untere, plastischer Art, und eine obere, die ein flaches Gemälde war. Jene konnte
wol, nach dem was sie vorstellte, oft auch der Tiefe nach das ganze Proskenion ein-
nehmen; diese hingegen war dahinter aufgerichtet und diente jener wie zur Rückwand:
und so wie hinwiederum jener untere Theil zuweilen, wenigstens stellenweis, die ganze
Höhe der Skenenwand einnehmen, nicht leicht aber unter ihrer Hälfte bleiben konnte;
so mufste dagegen die Gemälde - Tafel sich auf die zwei oberen Drittheile der Skenen-

(a) Siehe den Grundrifs Tai. I. wo CC, diesen Riz andeutet, der weit genug über
die Ecken F, F, des Proskenion hinaus reichen mufste, damit die Stricke, wodurch die Aulaia
yom oberen Söller aus aufgezogen und herabgelassen wurde, nicht das Bild der Skene etwa
durchschnitten.
 
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