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Genick, Albert; Furtwängler, Adolf
Griechische Keramik: XL Tafeln (Text) — Berlin, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5898#0022
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malen und zeichnen liefs; sie kennt nicht mehr jene mannichfaltig sinnreichen Formen. Alles wird
einförmiger und an Stelle der freien malerischen Verzierung tritt das mechanische Abdrücken von
decorativen unbedeutenden Reliefbildern.

Doch es war nur die griechische Keramik, von der diese einleitenden Zeilen handeln sollten.
Mögen sie hier oder dort die Lust erwecken, jenem reichen Gebiete näher zu treten und es auf-
merksam zu durchwandern. Nur die Mahnung sei Jedem ertheilt, dafs ein gründliches historisches
Studium die unumgängliche Vorbedingung ist, um auch nur eine Vasenform oder ein Vasenbild
richtig zu verstehen. Und des Urtheilens möchten sich doch diejenigen enthalten, die sich nicht
die Mühe nehmen wollen, sich in dasjenige, das sie zu beurtheilen unternehmen, erst hereinzuver-
setzen, um es zu verstehen und zu erkennen.

BESCHREIBUNG.

Tafel I. Attische Amphora in Berlin (Levezow No. 845). Gefunden in Nola.

Periode des schönen Stiles der attischen Fabrik aus der Zeit des Peloponnesischen Krieges.

Grofse Einfachheit und schlanke Eleganz der Form. Die Farbe des Thonmateriales ist am
Rande des Fufses sichtbar gelassen, was eine angenehme Abwechslung hervorbringt.

Das schöne, nach oben und unten gerichtete Ornament des Halses symbolisirt die doppelte
Function des Halses zum Einnehmen und Ausgeben. Es besteht aus Palmetten und Blüthen; letztere
indefs bereits in einer ganz unkenntlichen ornamentalen Gestalt.

Das Bild ist hier noch von einem Rahmen umgeben und gleichsam aufgeheftet. Dargestellt
ist Dionysos und ein Silen in der Haltung eines ehrfurchtvollen Dieners.

Tafel II. Attische Amphora in Berlin (Levezow No. 898). Gefunden in Locri.

Periode des strengen attischen Stiles.

Der Hals ist auf dem Originale schwarz gefirnifst und zeigt kein Ornament.

Auf jeder Seite der Vase ist nur eine Figur dargestellt, die gerade in der Achse des Ge-
fäfses steht. Als Boden dient den Figuren ein einfaches Mäanderband. Die Gestalten der beiden
Seiten stehen zu einander in Beziehung. Es ist Iris, die geflügelte Götterbotin, die auf einen Be-
fehl hört den ihr Zeus, der auf der andern Seite steht, giebt.

Tafel III. Schlanke attische Amphora in Berlin (Levezow No. 870). Gefunden in Nola.

Periode des schönen Stiles.

Die Henkel sind strickförmig gewunden, ahmen also eine sehr primitive Art das Gefäfs zu
tragen nach. Der untere Ansatz der Henkel ist mit Palmetten an den Bauch befestigt (die auf der
Abbildung nicht angegeben sind).

Alle Theile zeigen die höchste Eleganz. Fufs und Mündung sind reicher gegliedert als
sonst. An letzterer ist eine besondere durch Eierstab geschmückte Lippe angebracht. Der Fufs
ist mit seinem ungefirnifsten Rande gleichsam zum Schutze noch in einen schwarzen Ringwulst
gesteckt.

Dargestellt ist ein Hellene, der gegen eine Amazone kämpft.
 
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