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Ausdruck, daß sie mit seinen Eltern in so fleißigem Briefwechsel steht und diesen über
ihren Fritz berichtet. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in-Lovere am Jseo-See
finden wir die beiden jungen Maler wieder in Loveno wie im Herbst zuvor.
In Mailand bietet sich ihm im Winter Gelegenheit, zur Erholung die Kunst
des Schlittschuhlaufens auszuüben, da im großen Amphitheater eine Bahn dafür her-
gerichtet ist. Die Damen sind als Zuschauerinnen beteiligt. Dann kommt der Karne-
val mit seiner ausgelassenen Lustigkeit. Die Freunde wohnen jetzt bei einer Familie
Doria, deren Töchter sich bald geschwisterlich zu ihnen stellen, so daß ihnen das Leben
und Treiben leichter verständlich wird. Begeistert schreibt er dann von dem herrlichen
Frühling, der sich schon im Januar zu regen beginnt, und es bangt ihm vor dem
Abschied von dem schönen Lande. „Nur Du kannst mich ganz glücklich machen, wenn
ich den italienischen Himmel nicht mehr schaue."
Bei alledem ist er angestrengt fleißig gewesen. Am ersten Osterfeiertag aber
ergreift er den Wanderstab und geht in aller Frühe zum Tor hinaus nach den Monti
di Brianza, der Einladung einer mit den Dorias verwandten Familie folgend. In
Herzlichster Weise wird er da empfangen, auch von den Töchtern, die er erst jetzt
kennen lernt. Eigentümlich überrascht ihn die große Ähnlichkeit der einen, eines Mäd-
chens von fünfzehn Jahren, mit seiner Braut, so daß er dieser schreibt: „Ich war
in ihrer Gesellschaft ganz bei Dir." Am Dienstag aber bricht er früh wieder auf,
um über Jseo, Bergamo und Brescia nach Mailand zurückzukehren. Später begibt
er sich auf längere Zeit in jene Gegend, um eins seiner Bilder in Muße zu vollenden
und weitere Studien zu machen.
Anfang Mai kann er zwei Bilder nach Weimar absenden, während seine Studien-
blätter, etwa 200 Stück, teils gemalt, teils gezeichnet, erst kurz vor der Abreise nach
Rom, zu deren baldigem Antritt der Großherzog Erlaubnis erteilt hat, ihnen nach-
folgen sollen. „Die Momente,"
Vater mit diesen Sachen beschäf-
tigt, der so ganz für die Kunst
eingenommen ist und mich gleich-
sam ihr in die Arme führte. Jeder
Strich wird ihn interessieren." Er
darf sich gestehen, daß er in den
beiden Jahren gut vorwärts ge-
kommen ist, und freut sich nun
doppelt auf Rom und Neapel.
„Jetzt segne ich die Zeit, die ich
Hier zugebracht und die mich zu-
rückhielt, früher dorthin zu kom-
men, da es dann gewiß nicht von
so großem Nutzen gewesen wäre."
Die Abreise verzögert sich aber
noch, da Freund Kaiser über Er-
warten lange in Venedig verweilt.
In die letzte Zeit des Auf-
enthalts in Oberitalien fiel noch
ein für Preller überaus schmerz-
liches Ereignis: der Tod seines
geliebten Großherzogs. Schon im
Februar 1827 hatte dieser über
ihn und Kaiser an Mylius ge-
schrieben: „Vielleicht erlebe ich ihre
Rückkunft nicht. Es sind uieine
letzten Zöglinge, möchte sie Gott
erhalten und zu guten Menschen
er, „möchte ich sehen, in denen sich mein
Abb. 23. Vr. Mi-. Hermann Härtel.
Bleistiftskizze, Leipzig 1834. (Zu Seite 37.)
Ausdruck, daß sie mit seinen Eltern in so fleißigem Briefwechsel steht und diesen über
ihren Fritz berichtet. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in-Lovere am Jseo-See
finden wir die beiden jungen Maler wieder in Loveno wie im Herbst zuvor.
In Mailand bietet sich ihm im Winter Gelegenheit, zur Erholung die Kunst
des Schlittschuhlaufens auszuüben, da im großen Amphitheater eine Bahn dafür her-
gerichtet ist. Die Damen sind als Zuschauerinnen beteiligt. Dann kommt der Karne-
val mit seiner ausgelassenen Lustigkeit. Die Freunde wohnen jetzt bei einer Familie
Doria, deren Töchter sich bald geschwisterlich zu ihnen stellen, so daß ihnen das Leben
und Treiben leichter verständlich wird. Begeistert schreibt er dann von dem herrlichen
Frühling, der sich schon im Januar zu regen beginnt, und es bangt ihm vor dem
Abschied von dem schönen Lande. „Nur Du kannst mich ganz glücklich machen, wenn
ich den italienischen Himmel nicht mehr schaue."
Bei alledem ist er angestrengt fleißig gewesen. Am ersten Osterfeiertag aber
ergreift er den Wanderstab und geht in aller Frühe zum Tor hinaus nach den Monti
di Brianza, der Einladung einer mit den Dorias verwandten Familie folgend. In
Herzlichster Weise wird er da empfangen, auch von den Töchtern, die er erst jetzt
kennen lernt. Eigentümlich überrascht ihn die große Ähnlichkeit der einen, eines Mäd-
chens von fünfzehn Jahren, mit seiner Braut, so daß er dieser schreibt: „Ich war
in ihrer Gesellschaft ganz bei Dir." Am Dienstag aber bricht er früh wieder auf,
um über Jseo, Bergamo und Brescia nach Mailand zurückzukehren. Später begibt
er sich auf längere Zeit in jene Gegend, um eins seiner Bilder in Muße zu vollenden
und weitere Studien zu machen.
Anfang Mai kann er zwei Bilder nach Weimar absenden, während seine Studien-
blätter, etwa 200 Stück, teils gemalt, teils gezeichnet, erst kurz vor der Abreise nach
Rom, zu deren baldigem Antritt der Großherzog Erlaubnis erteilt hat, ihnen nach-
folgen sollen. „Die Momente,"
Vater mit diesen Sachen beschäf-
tigt, der so ganz für die Kunst
eingenommen ist und mich gleich-
sam ihr in die Arme führte. Jeder
Strich wird ihn interessieren." Er
darf sich gestehen, daß er in den
beiden Jahren gut vorwärts ge-
kommen ist, und freut sich nun
doppelt auf Rom und Neapel.
„Jetzt segne ich die Zeit, die ich
Hier zugebracht und die mich zu-
rückhielt, früher dorthin zu kom-
men, da es dann gewiß nicht von
so großem Nutzen gewesen wäre."
Die Abreise verzögert sich aber
noch, da Freund Kaiser über Er-
warten lange in Venedig verweilt.
In die letzte Zeit des Auf-
enthalts in Oberitalien fiel noch
ein für Preller überaus schmerz-
liches Ereignis: der Tod seines
geliebten Großherzogs. Schon im
Februar 1827 hatte dieser über
ihn und Kaiser an Mylius ge-
schrieben: „Vielleicht erlebe ich ihre
Rückkunft nicht. Es sind uieine
letzten Zöglinge, möchte sie Gott
erhalten und zu guten Menschen
er, „möchte ich sehen, in denen sich mein
Abb. 23. Vr. Mi-. Hermann Härtel.
Bleistiftskizze, Leipzig 1834. (Zu Seite 37.)