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Abb. 25. Das Römische Haus in Leipzig. Nach einem Stahlstich. (Zu Seite 43.)
freudig erregt: Lceo, 8issnori, Roma! Sprachlos vor Freude stürzte ich aus dem Wagen
und ließ meinen Tränen freien Lauf. Bis zu diesem Augenblick hatte ich immer das
Gefühl gehabt, ich könnte das Ziel meiner heißesten Wünsche nicht erreichen ... In
einem fieberähnlichen Zustande näherten wir uns immer mehr der ewigen Stadt."
An einer kleinen Locanda — es war den 15. September — wird Halt gemacht und
eine Flasche Orvieto geleert; „nie wieder hat mir ein Trunk so herrlich geschmeckt".
Den Eindruck des ersten Anblicks von Rom hat Preller später einmal in einer Skizze
zu schildern versucht, die hier Platz finden mag (Abb. 10). An der Porta del Popolo
hält man es nicht der Mühe wert, ihr Gepäck zu untersuchen. Sie steigen in dem
deutschen Gasthofe von Franz ab, neben 6ats Arseo, dem bekannten Mittelpunkt der
deutschen Künstler, nahe der Spanischen Treppe. Sie waren in Rom!
Die neuen Eindrücke wirkten auf Preller zunächst verwirrend, fast betäubend.
„Obschon den 3. Tag hier," schreibt er an die Eltern, „bin ich wie in einem Traum,
und hätte ich nicht S. Pietro gesehen, ich würde nicht glauben, wirklich in der be-
rühmtesten Stadt der Welt zu sein. Ich eile nicht, ihre Heiligtümer zu sehen, sondern
gehe schon in einigen Tagen auf das Land, um mich nur ein wenig wiederzufinden
und dann ruhig alles hier genießen zu können."
Seine Sehnsucht nach Rom Hatte — nächst der Stadt selbst, ihren Kunstschätzen
und ihrer Umgebung — wesentlich auch den deutschen Künstlern gegolten, die damals
dort lebten; in erster Reihe den beiden Landschaftern Koch und Reinhart. Cornelius
und Schnorr waren bereits nach München übergesiedelt, ersterer kam 1830 auf ein
Jahr wieder. Reinharts Radierungen waren unserem Kunstjünger zum Teil bekannt;
vom alten Koch — so hieß er schon lange, obgleich er jetzt erst sechzig Jahre alt war
-— Hatte er noch nichts gesehen, und was er über ihn gehört hatte, war zu wider-
sprechend, um sich eine klare Vorstellung von ihm zu machen. Diesen suchte er zuerst
auf. An der Staffelei sitzend, die Pfeife im Munde, begrüßte Koch den schüchtern Ein-
tretenden mit einem durchdringenden, aber wohlwollenden Blick, richtete einige Fragen
an ihn, ohne sich in der Arbeit stören zu lassen, und gewährte freundlich die Bitte,
die auf Staffeleien umherstehenden Bilder betrachten zu dürfen. Das Bildnis, das
Abb. 25. Das Römische Haus in Leipzig. Nach einem Stahlstich. (Zu Seite 43.)
freudig erregt: Lceo, 8issnori, Roma! Sprachlos vor Freude stürzte ich aus dem Wagen
und ließ meinen Tränen freien Lauf. Bis zu diesem Augenblick hatte ich immer das
Gefühl gehabt, ich könnte das Ziel meiner heißesten Wünsche nicht erreichen ... In
einem fieberähnlichen Zustande näherten wir uns immer mehr der ewigen Stadt."
An einer kleinen Locanda — es war den 15. September — wird Halt gemacht und
eine Flasche Orvieto geleert; „nie wieder hat mir ein Trunk so herrlich geschmeckt".
Den Eindruck des ersten Anblicks von Rom hat Preller später einmal in einer Skizze
zu schildern versucht, die hier Platz finden mag (Abb. 10). An der Porta del Popolo
hält man es nicht der Mühe wert, ihr Gepäck zu untersuchen. Sie steigen in dem
deutschen Gasthofe von Franz ab, neben 6ats Arseo, dem bekannten Mittelpunkt der
deutschen Künstler, nahe der Spanischen Treppe. Sie waren in Rom!
Die neuen Eindrücke wirkten auf Preller zunächst verwirrend, fast betäubend.
„Obschon den 3. Tag hier," schreibt er an die Eltern, „bin ich wie in einem Traum,
und hätte ich nicht S. Pietro gesehen, ich würde nicht glauben, wirklich in der be-
rühmtesten Stadt der Welt zu sein. Ich eile nicht, ihre Heiligtümer zu sehen, sondern
gehe schon in einigen Tagen auf das Land, um mich nur ein wenig wiederzufinden
und dann ruhig alles hier genießen zu können."
Seine Sehnsucht nach Rom Hatte — nächst der Stadt selbst, ihren Kunstschätzen
und ihrer Umgebung — wesentlich auch den deutschen Künstlern gegolten, die damals
dort lebten; in erster Reihe den beiden Landschaftern Koch und Reinhart. Cornelius
und Schnorr waren bereits nach München übergesiedelt, ersterer kam 1830 auf ein
Jahr wieder. Reinharts Radierungen waren unserem Kunstjünger zum Teil bekannt;
vom alten Koch — so hieß er schon lange, obgleich er jetzt erst sechzig Jahre alt war
-— Hatte er noch nichts gesehen, und was er über ihn gehört hatte, war zu wider-
sprechend, um sich eine klare Vorstellung von ihm zu machen. Diesen suchte er zuerst
auf. An der Staffelei sitzend, die Pfeife im Munde, begrüßte Koch den schüchtern Ein-
tretenden mit einem durchdringenden, aber wohlwollenden Blick, richtete einige Fragen
an ihn, ohne sich in der Arbeit stören zu lassen, und gewährte freundlich die Bitte,
die auf Staffeleien umherstehenden Bilder betrachten zu dürfen. Das Bildnis, das