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Ausstellung bestimmten Bildern — vorwärts zu kommen, längere Zeit hindurch den Tag
über mit ein paar Tassen Kaffee begnügt und die Mahlzeit aus den Abend verschoben
Hat. Am Schlüsse desselben Briefes berichtet er noch über die Krönung des Papstes
Pius VIII. „Ich habe geweint, als ich sah, mit welcher Liebe das Volk auf den
Knien den heiligen Vater um seinen Segen anrief. Rührend war es, den ehrwürdigen
Greis, Freudentränen vergießend, dem Himmel für diese Liebe dankend, das Volk segnen
zu sehen."
Zwei Monate später berichtet er aus l'Ariccia im Albaner Gebirge über ein
starkes Erdbeben, das er mit einem Antwerpener Freund erlebt hat, und über die
Prozessionen, mit denen die Bewohner den Himmel zu versöhnen suchen. Kaiser war
inzwischen in die Heimat zurückgekehrt, da er das Klima nicht vertragen konnte.
die Gräfin Julie von Egloffstein (Abb. 22), früher
Im Frühjahr 1830 kam
Hofdame in Weimar, Freundin
Rom, um sich in der Malerei
fortzubilden, für die sie durch
lebhafte Phantasie und Leichtig-
keit der Hand veranlagt war.
Als ihr Landsmann war Prel-
ler öfters mit ihr bei Kestner
zu Gast, später begleitete er
sie nach Neapel und Sorrent.
In Neapel traf er dann mit
Ilr. Hermann Härtel aus Leipzig
(Abb. 23) zusammen, den er
schon vorher mit seinem späte-
ren Schwager IW. Karl Hase,
dem nachmals berühmten Theo-
logen, in Rom kennen gelernt
Hatte. Mit ihm und einigen
Dresdner Malern, darunter dem
mit Koch befreundeten Rudolf
Meyer, genoß er die Herrlich-
keiten derllmgegend. Sein Skiz-
zenbuch weist für den 14. Juli
den Aufenthalt auf Capri nach,
den 17. in Amalfi, den 22. auf
dem Vesuv, wo er trotz „hef-
tiger Stöße" die wunderlichen
Lavagebilde zu zeichnen versucht
Hat, dann wieder in Sorrent,
den 29. in Camaldoli, den
I. August an den Scoglie (Fel-
sen, eigentlich Schildkrötenpan-
zer) di Virgilio, dann wieder
auf Capri. Ein Ausflug nach
Pästum mußte unterbleiben,
Weil dort böses Fieber herrschte.
„Capri," berichtet er, „zog mich
Vor allem an, und gern hätte
ich dort einige Zeit verlebt, doch
die Gelder langten nicht weit."
In dieser Gegend erfuhr
Preller, was vierzig Jahr vor
Abb. SS. Der Tanz im Kloster; aus „Oberon".
Tempera; im Großherzogl. Schloß zu Weimar.
Nach einer Photographie von K. Schwier. (Zu Seite 5S.)
Ausstellung bestimmten Bildern — vorwärts zu kommen, längere Zeit hindurch den Tag
über mit ein paar Tassen Kaffee begnügt und die Mahlzeit aus den Abend verschoben
Hat. Am Schlüsse desselben Briefes berichtet er noch über die Krönung des Papstes
Pius VIII. „Ich habe geweint, als ich sah, mit welcher Liebe das Volk auf den
Knien den heiligen Vater um seinen Segen anrief. Rührend war es, den ehrwürdigen
Greis, Freudentränen vergießend, dem Himmel für diese Liebe dankend, das Volk segnen
zu sehen."
Zwei Monate später berichtet er aus l'Ariccia im Albaner Gebirge über ein
starkes Erdbeben, das er mit einem Antwerpener Freund erlebt hat, und über die
Prozessionen, mit denen die Bewohner den Himmel zu versöhnen suchen. Kaiser war
inzwischen in die Heimat zurückgekehrt, da er das Klima nicht vertragen konnte.
die Gräfin Julie von Egloffstein (Abb. 22), früher
Im Frühjahr 1830 kam
Hofdame in Weimar, Freundin
Rom, um sich in der Malerei
fortzubilden, für die sie durch
lebhafte Phantasie und Leichtig-
keit der Hand veranlagt war.
Als ihr Landsmann war Prel-
ler öfters mit ihr bei Kestner
zu Gast, später begleitete er
sie nach Neapel und Sorrent.
In Neapel traf er dann mit
Ilr. Hermann Härtel aus Leipzig
(Abb. 23) zusammen, den er
schon vorher mit seinem späte-
ren Schwager IW. Karl Hase,
dem nachmals berühmten Theo-
logen, in Rom kennen gelernt
Hatte. Mit ihm und einigen
Dresdner Malern, darunter dem
mit Koch befreundeten Rudolf
Meyer, genoß er die Herrlich-
keiten derllmgegend. Sein Skiz-
zenbuch weist für den 14. Juli
den Aufenthalt auf Capri nach,
den 17. in Amalfi, den 22. auf
dem Vesuv, wo er trotz „hef-
tiger Stöße" die wunderlichen
Lavagebilde zu zeichnen versucht
Hat, dann wieder in Sorrent,
den 29. in Camaldoli, den
I. August an den Scoglie (Fel-
sen, eigentlich Schildkrötenpan-
zer) di Virgilio, dann wieder
auf Capri. Ein Ausflug nach
Pästum mußte unterbleiben,
Weil dort böses Fieber herrschte.
„Capri," berichtet er, „zog mich
Vor allem an, und gern hätte
ich dort einige Zeit verlebt, doch
die Gelder langten nicht weit."
In dieser Gegend erfuhr
Preller, was vierzig Jahr vor
Abb. SS. Der Tanz im Kloster; aus „Oberon".
Tempera; im Großherzogl. Schloß zu Weimar.
Nach einer Photographie von K. Schwier. (Zu Seite 5S.)