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Abb. 69. Dorfweiden. Bleistiftstudie, 1845. (Zu Seite 83.)
des französischen Tierbildners Mvne zu sehen: Pferde, Hunde und Wild; ferner Modelle
von Schiffen und Booten, deren Nachbildung er für eine besonders lehrreiche Aufgabe
erachtete. In der Mitte standen auf Staffeleien außer dem gerade in Arbeit befind-
lichen Bild öfters noch ein oder zwei andere, an die er die letzte Hand anlegen wollte.
Am Fenster ein Tisch für eine oder zwei Schülerinnen. Unter Preller hatte der
Historienmaler Martersteig sein Atelier. Oben hörte man, was unten laut gesprochen
wurde, und umgekehrt, und da beide in ihren Äußerungen sehr offenherzig waren, gab
es mitunter Mißhelligkeiten, die unter den beiderseitigen Schülern ihre Wellenkreise
zogen. Das gehörte zur Würze des täglichen Brotes.
Preller war, solange nicht Krankheit ihn hinderte, überaus fleißig, auch Wenn er
einmal eine ihm nicht zusagende Aufgabe zu lösen hatte. „Auch in der Ausübung
der Kunst," schreibt er an seine vorhin genannte Pflegetochter, „bringen die Verhält-
nisse oft gegen unsere Wünsche das, was man gern links liegen ließe. Ich sage mir
dann: wer weiß, wozu auch das gut ist? und gehe mit Ruhe und Fleiß daran, er-
wartend, daß die rollende Zeit bald wieder eine andere Seite herauskehrt, und ich
täusche mich nicht." Er arbeitete vom Morgen, mit nicht langer Mittagspause, im
Winter bis zur einbrechenden Dämmerung, während im Sommer die späteren Nach-
mittagsstunden der Erholung gewidmet waren. Kam Besuch, so malte er während
der Unterhaltung ruhig weiter. Bemerkungen, die Verständnis bekundeten, machten
ihm sichtlich Freude; Lobhudeleien mochte er aber nicht hören, ein beredter Blick über
die Achsel hieß sie alsbald verstummen.
Eine lange Reihe von Jahren hindurch führte sein Spaziergang fast regelmäßig
die stattliche Linden- und Kastanienallee nach Belvedere hinauf, wo er mit Thon,
Hummel und ein paar anderen Bekannten gern eine von munterem Gespräch begleitete
Abb. 69. Dorfweiden. Bleistiftstudie, 1845. (Zu Seite 83.)
des französischen Tierbildners Mvne zu sehen: Pferde, Hunde und Wild; ferner Modelle
von Schiffen und Booten, deren Nachbildung er für eine besonders lehrreiche Aufgabe
erachtete. In der Mitte standen auf Staffeleien außer dem gerade in Arbeit befind-
lichen Bild öfters noch ein oder zwei andere, an die er die letzte Hand anlegen wollte.
Am Fenster ein Tisch für eine oder zwei Schülerinnen. Unter Preller hatte der
Historienmaler Martersteig sein Atelier. Oben hörte man, was unten laut gesprochen
wurde, und umgekehrt, und da beide in ihren Äußerungen sehr offenherzig waren, gab
es mitunter Mißhelligkeiten, die unter den beiderseitigen Schülern ihre Wellenkreise
zogen. Das gehörte zur Würze des täglichen Brotes.
Preller war, solange nicht Krankheit ihn hinderte, überaus fleißig, auch Wenn er
einmal eine ihm nicht zusagende Aufgabe zu lösen hatte. „Auch in der Ausübung
der Kunst," schreibt er an seine vorhin genannte Pflegetochter, „bringen die Verhält-
nisse oft gegen unsere Wünsche das, was man gern links liegen ließe. Ich sage mir
dann: wer weiß, wozu auch das gut ist? und gehe mit Ruhe und Fleiß daran, er-
wartend, daß die rollende Zeit bald wieder eine andere Seite herauskehrt, und ich
täusche mich nicht." Er arbeitete vom Morgen, mit nicht langer Mittagspause, im
Winter bis zur einbrechenden Dämmerung, während im Sommer die späteren Nach-
mittagsstunden der Erholung gewidmet waren. Kam Besuch, so malte er während
der Unterhaltung ruhig weiter. Bemerkungen, die Verständnis bekundeten, machten
ihm sichtlich Freude; Lobhudeleien mochte er aber nicht hören, ein beredter Blick über
die Achsel hieß sie alsbald verstummen.
Eine lange Reihe von Jahren hindurch führte sein Spaziergang fast regelmäßig
die stattliche Linden- und Kastanienallee nach Belvedere hinauf, wo er mit Thon,
Hummel und ein paar anderen Bekannten gern eine von munterem Gespräch begleitete