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Gensel, Julius; Preller, Friedrich [Ill.]
Friedrich Preller d. Ä. — Künstler-Monographien, Band 69: Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.74630#0133
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übrig, doch hat die Reise mich geistig wieder erfrischt und für neue Tätigkeit an-
geregt."
Für neues Schaffen war ihm inzwischen auch ein neues, in der Nähe seiner
Wohnung gelegenes Atelier im Westphalschen Haus (Abb. 126) eingeräumt worden,
das auch für eine größere Zahl von Schülerinnen Raum bot, während die Schüler
wie früher im Jägerhause malten. Bon den Schülerinnen sei hier noch eine genannt,
die zu den treuesten gehörte und an der er besondere Freude hatte: Luise Stichling,
Tochter des Geheimen Staatsrats.
Von den Bildern, die Preller in seinem letzten Atelier gemalt hat, gebe ich
hier zunächst zwei wieder (Abb. 127 und 128), die sich im städtischen Museum zu
Leipzig befinden. Das erste, ein Vermächtnis des Rechtsanwalts Moritz Mayer, stellt
Olevano in sonniger Beleuchtung dar. Bei dem andern, das der bekannte Musikfreund
Karl Voigt 1870 zum Gedächtnis seines früh verstorbenen Sohnes gestiftet hat, ist
das landschaftliche Motiv die Serpentara bei Olevano. Während aber dort nur Land-
leute die Staffage bilden, steht hier die Handlung im Vordergrund: die Pflege des
von Räubern Überfallenen durch den barmherzigen Samariter — ein Gegenstand,
den der Künstler schon früher einmal mit besonderer Liebe behandelt hatte; das Maul-
tier grast an der Biegung des Wegs, auf dem der Levit ungerührt weiterschreitet.
Demselben Jahr entstammt ein etwa gleich großes Bild aus der römischen Campagna,
das Freund Boerner bestellt hatte und das noch im Besitz von dessen Familie ist:
Ruinen mittelalterlicher Burgen, davor Gebüsch und ein Wässerchen mit weidendem
Vieh; über das Gebirge des Hintergrunds zieht links ein Gewitter hin, während rechts
unter blauem Himmel weiße Haufenwolken erglänzen. Die Photographie hat jedoch
die Reize dieser Beleuchtung so Wenig wiederzugeben vermocht, daß auf die Aufnahme
verzichtet werden mußte. Aus noch späterer Zeit sind zwei Bilder, die in der Familie
des Künstlers geblieben sind: Acqua acetosa in milder Beleuchtung und die Ruinen
Von Pästum (Abb. 129), die ihm einen mächtigen Eindruck hinterlassen Hatten.


Abb. 132. Elias in der Einöde. Karton im Großherzoglichen Museum zu Weimar.
Nach einer Photographie von Kemlein. (Zu Seite 128.)
 
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