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ANMERKUNGEN ZU TAFEL I.

(*) Häufiger als Idole irgend einer anderen
Art finden sich in den Gräbern des griechi-
schen Mutterlandes (unter Mcgarischem Grab-
geräth Taf. CCG. 1. 2. aus Stuart, antifj.
d'Athcnes III. 4, 1) Figuren einer sitzenden
Göttin von gebrannter Erde, welche zeither
bald für Here (Amalthea II. 574), bald für
Leto, Ilithyia, Hestia (ebd. III. 41), bald für
Artemis, Kora, Athene, Gäa (Kunstblatt
4825- S. 70. not. 107) gehalten worden sind.
Da diese Figuren uns er m gegenwärtigen Zweck
nahe liegen (Anm. 65), so ist doppelter Grund
vorhanden, ihrer hier vorläufig zu gedenken,
obwohl wir in Ermangelung vorzüglich bedeut-
samer Denkmäler nur eine, durch sorgfältige
Bemahlung allerdings ausgezeichnete, Atheni-
sche Figur dieser Art beifügen können (Taf.
CCCI. 1), welche sich in der Königl. Samm-
lung zu Berlin (Amalthea II. 374) befindet.
Aufser ihrer Vereinzelung und der gewöhn-
lichen Färbung griechischer Gräberidole ist ihr
Unterschied von derunsrigen durchaus unwesent-
lich. Die breite Gürtung, welche sich an den
ganz ähnlichen Steinbildern der milesischen
Tempelstralse vorfinden soll (Amalthea III.
42) und sich hie und da noch an Palladien
(L aborde vases II. p. 25. Neapels Anti-
ken. Mann. No. 155) zeigt, haben wir an den
Terracotten dieser Art nie bemerkt. Brustbil-
der ähnlicher Figuren finden sich bei Caylus
(recueil III. 52, 1) und in des Vf. Venere-
Proserpina (Fiesole 1826. 8. tav. II. 1.); lez-
teres aus Mittheilungen des Baron von S t a c k e 1-
berg, dessen Attisches Gräberwerk auch diese
Klasse von Bildwerken anschaulicher erläutern
wird.

(2) Das über den Kopf geworfene rothe
Pallium des Saturnus und seiner Priester, galt
für eine heilige Männertracht, wie die vitta der
Ceres für einen heiligen Frauenschmuck (Ter-
TTiti.an. de pallio 4: Galatici ruboris super-

iectio Säturnum commendat. De testimon.
anim. 11: pallio Saturni coccinata; vgl. Spa>--
hbm. zu Callim. in Oer. 5 p. 662.) Auch aus
Bildwerken ist die Verschleierung des Gottes
hinlänglich bekannt (Wihcheii. pierres gra-
vees deStosch p. 33 sq. Visconti zuPio-Clem.
VI. 2. Böttiger Kunstmythol. I. Taf. 1.
Nr. 5 - 9. Obertheil einer verschleierten Sa-
turnusstatue, sonst im Pallast Massimi, jezt
im Vatikan); kaum dafs sie Iiie und da trotz der
Harpe für Pluto (Lippert Daktyl. 1. 83)
oder gar für Neptun (W ohiidce pierres gra-
vees I.) versehen worden ist. Buttmann (über
den Mythos des Kronos in den Abhandlungen
der Berliner Akad. 1814. S. 167) bezog diese
Verhüllung des Hinterhaupts auf die Verhül-
lung der Zukunft, wofür der Doppelsinn von
ojtico) bestätigend sprach; man kann sie auch
blofs als ehrwürdige Tracht (Anm. 10) des älte-
sten Gottes gelten lassen.

(5) Personen von der Erfindung einer theo-
gonisirenden Allegorie können ihrer abhängi-
gen Bedeutung wegen nie einem eigenthümli-
chen Kultus angehört haben. Einer solchen
Bedeutung aber gehört Kronos als Titanide voll-
ständig an; als solcher bleibt er Ausdruck einer
zügellosen Naturkraft und wurde diese auch
zum zwanglosen goldenen Zeitalter gesteigert,
der anbetende Mensch mufste statt eines wei-
land mächtigen Kronos einem Zeus als Herr-
scher der geregelten Schöpfung huldigen.
Diese Erwägung dürfte fest stehen, wie ver-
schieden man auch über die Bedeutung der
einzelnen Titanen denke. Man mag, einer un-
sichern Grammatikersage zu Gefallen (Tircti'a,
thessalisch für Erde, Diod. III. 57. V. 66, eini-
germafsen unterstüzt durch die Namen Tniag
und Tnvog. Schweich etymol. Andeut. S.
105) die Titanen für Erdensöhne und in Hoff-
nung zukünftiger orientalischer Gew ähr für Herr-
scher(BÖT tiger Kunstmyth. Th.I. S. XXXIX,)
 
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