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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0037
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HERAKLESBILDEU.

33

Jugendbildung belebenden Persönlichkeit unsres Helden, bald dem littera-
rischen Ursprung und der artistischen Ausbildung seiner Sagen.

Fassen wir in Bezug auf unsre Heraklesbilder zuvörderst die na-
tionale Grundlage derselben ins Auge, so werden wir es vermuthlich in der
Voraussetzung thun, als müsse ein Ueberflufs rein dorischer Sagen den
Helden des dorischen Stamms oder eine häufige Beimischung attischer My-
then die überwiegende attische Kunstrichtung unsrer Thongefäfse bekun-
den. Eine wie die andere dieser Voraussetzungen ist jedoch sehr zu be-
schränken. Während man dorische Sagen der berühmtesten Geltung, zu-
mal der nordgriechischen (3), auf den Vasenbildern vermifst, wird die Zahl
dieser letzteren von Attika her wenig oder gar nicht ergänzt, wie denn
statt sicherer Hinweisungen auf Theseus (4) oder das eleusinische Hei-
ligthum nur eine sonst unbezeugte Sage von Kynosarges im Bereich un-
srer Vasenbilder nachweislich erscheint (5). Dieses Verhältnis einer an
uraltem Sagenstotf nicht überreichen, aber auch von späterer Zuthat
wenig betheiligten Bilderzahl ist demjenigen wohl entsprechend, welches
an gleichem Ort in Bezug auf ideellen und vorbildlichen Gehalt der He-
roengestalt des Herakles uns kund wird. Weder die Volksgewalt und
Kriegsführung ältester Sagenkreise, noch die verzärtelte Ausbildung
attischer Sittenlehre (6) wird in dem Held unsrer Vaseubilder bemerklich;
er ist der ruhmvoll kämpfende, zu Land und zu Wasser obsiegende, dem
Saitenspiel übrigens nicht abholde, den ehrwürdigsten Götterdiensten stets
folgsame Heros.

ln einer wie der andern jener Beziehungen, der nationalen wie der
persönlichen, liegt es demnach am Tage, wie unsre Gefäfse der Haupt-
sache nach die auch sonst ihnen zugesprochene Abkunft aus der Zeit
altattischer Sitte bekunden. Die Zeit zwischen den Perserkriegen und
der Verbreitung der Philosophie giebt auch im Kunstgebrauch unsrer

(3) Oechalia, Eurytos, Keyx. (6) Herakles am Scheideweg ist grofsgriechi-

(4) Auf dessen Befreiung aus der Unterwelt sehen Vasenbildern und seihst den etruskischen

wird eine archaische Hydria des Prinzen von Canino Spiegeln (Lanzi Saggio II, 7,3. Ueber die Me-

gedeutet: „Tlicsce supplie Herculc" (Reserve etrus- tallspiegel, Berk Abh. 1836 S. 20 ff.) nicht fremd,

que no. 14). Vgl. Böttiger Hercules in bivio. Lips. 1829. 8.

(s) Oben Th. I, S. 140. 213. Welcher Allg. Schulzeitung 1831 no. 84—86.

Gerhard VascnWder. II. A

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