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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0038
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34

TAFEL XCIII — CXLVI.

Vasen sich kund, wie denn auf diesen der archaische Styl fast durchgängig,
der freiere für die zwölf Thaten nur ausnahmsweise (7), obwohl für minder
ehrwürdige Mythen (8) nicht selten, gebraucht ist. Eben dieselbe Zeit spricht
in dem Verhältnifs unsrer Kunstwerke zur Litteratur sich aus. Diejenigen
Schriftsteller, in denen der Einflufs der Geschichtsforschung und Philosophie
auf die Mythen sich darstellt, stehen der artistischen Benutzung unsrer
Vasenmaler ungleich ferner als die älteren rein poetischen Quellen. Die
von Apollodor hauptsächlich befolgte Arbeit des Herodorus (9), obwohl aus
guter attischer Zeit, blieb unseren Künstlern fremd; eben so leicht kann
man sich jedoch überzeugen, dafs auch das älteste Epos, so fern es sich
mit Herakles beschäftigte, nur einen bedingten und selten unmittelbaren
Einflufs auf unsre Bildner ausübte. Ein solches Verhältnifs der literari-
schen Quellen wird einleuchtend, wenn wir die aus Hesiod bezeugten He-
raklessagen (10) im Bilderkreis unsrer Vasen gröfstentheils vergeblich
suchen, und wenn die Stoffe eines gefeierten, aber späten Epikers, des
Panyasis, eben so wenig sich hier vortinden f11). Fast unwillkürlich
werden wir solchergestalt darauf geführt, in Pherekydes und andern Lo~
gograghen (x2) eine Hauptquelle unsrer Kunstwerke zu suchen, die un-
mittelbarste jedoch in den Dichtern vorauszusetzen, die, wie Pisander der
Rhodier(13), mehr oder weniger von jenen abhingen.

Wie wir zur nachfolgenden Erklärung unsres herakleischen Bilder-

(7) Ausnahmsweise finden der Löwenkampf
(grofse Amphora: Mus. etr. no. 549. Campanari’sche
Vase: R. Bretspieler. Kylix Cab. Magnoncour 33)
die Hydra (Stamnos zu Chiusi) und der Stier-
kampf (Kylix Cab. Durand 298) mit rothlichen
Figuren sich vor.

(*) So die Familienscenen mit Oeneus und
Hyllos (Taf. CXVI). In rothlichen Figuren ist auf
volcentischen Vasen der Mythos des Busiris (Rapp,
volc. not. 386), auf grofsgriechischen der Mythos
der Omphale (Berlins Bildw. Vasen no. 1024) und
manch anderer darstellt, den frühere Vasen aus-
schliefsen.

(’) Müller Dorier II, S. 464 ff.

(l0) Des Keyx Hochzeit, die Einnahme Oecha-

lia’s, den Kampf um Pylos u. dgl. m. Vgl. Dorier
II, S. 478 ff.

(1J) So vermifst man durchaus oder meistens
auf unsern Vasen den Zug nach Pylos, die Be-
freiuung des Theseus, die dem Herakles angedrohte
Opferung, neben der Hydra den von Panyasis er-
wähnten Krebs. Vgl. Müller Dorier II, S. 471 ff.

(12) Müller Dorier II, S. 467 ff.

(13) Müller ebd. II, S. 467ff. Gewisse nicht sehr
häufige Mythen, die auf unsern Vasen sich finden—,

Antäos, die Quellbäder, Dejanira’s Geschichte_,

hatte Pisander, von den zwölf Thaten waren
Löwe, Hydra, Eber, Hirsch, Vögel, Ladon, ver-
muthlich auch Geryon, Kerberos und der Amazo-
nenkampf ihm bekannt. Vgl. Welcher Rhein. Mu-
seum I, S. 524.
 
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