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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0039
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HERAKLESBILDER.

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kreises die eben ausgesprochenen Grundsätze voranstellen mufsten, ist nun
auch der mythische Stoff, um den es sich handelt, vorläufig in seiner Ge-
sammtheit ins Auge zu fassen. Die allbekannte Zwölfzahl der Tiiaten
des Herakles findet auf keinem unsrer Vasenbilder sich zusammengestellt,
wie sie auf Friesen und Metopen (14) der älteren, auf Becken 5), Altären
und Sarkophagen (* 6) der späteren Kunst uns nicht selten begegnet; wohl
aber ist die getroffene Auswahl im Ganzen so übereinstimmend mit denen
des üblichsten herakleischen Sagenkreises, dafs sich kaum zweifeln läfst,
in den schriftlichen Quellen unsrer Vasenbilder sei eben so gut als bei
Apollodor eine zwölffache Auswahl vorhanden gewesen. Dies wird um
so wahrscheinlicher, wenn wir mit Welcker erwägen, dafs eine Reihen-
folge herkulischer Thateü, schon durch Homer und Hesiodus veranlafst(17),
in irgend einer Zahl zum Abschlüsse drängte, dafs sich die beliebte Zwölf-
zahl am natürlichsten hiezu darbot, und dafs Theokrit, der zwölf Kämpfe
des Herakles kannte (18), seiner eigenen Aeufserung nach (19J diese
Zwölfzahl bereits bei Pisander vorfand. Diese übliche und beliebte Zahl
war jedoch keine gebotene; durch räumliche Anlässe findet sie selbst auf
späten Kunstwerken sich gemindert (20) und war in zwei Tempelgiebeln
der besten Zeit, zu Athen und zu Theben, durch eine zehnfache Zahl
vertreten (21). Erwägt man das Ansehen dieser Tempel, so liefse trotz
Theokrit sich allenfalls glauben, als habe auch Pisander zehn herakleische
Thaten vorzüglich hervorgehoben, denen etwa für die Giebelfelder Olvm-

('♦) Am Friese des sogenannten Theseustem-
pels (Müller Handb. 118, 2.) und an den Metopen
zu Olympia: Paus. V, 10, 2. Welcker Rh. Museum
I, 502 ff. Kunstmuseum zu Bonn (1841) no. 155.

(,s) Albanisches Becken, Kapitolinische Ara,
Orsinischer Sarkophag im Hause Torlonia u. s. w.

('*) Hierüber ist gründlich gehandelt: Zoega
Bassir. II, p. 43 fl". Zannoni Gail, di Firenze. Sta-
tue III. tav. 104. pag. 1 ff. Hagen de Herculis la-
boribus, pag. 7 IT. Welcker Rhein. Mus. I, S. 503 lf.
Müller Handb. 410, 4.

(1T) Welcker Rhein. Mus. I, 523 ff. nach Ho-
mer. II. XI, 362. XV, 639. XIX, 115. Od. XI,
622. Hesiod. Theog. 951.

(**) Theocr. XXIV, 80: öwdtxu ol TeXi'aavrt
ninQüJfitvov iv /ho<; oir.y pox&üx;. Vgl. Pind.
Nem. I, 62 (öoaovq). Soph. Trach. 824. Eurip.
Here. für. 347 ff. Apoll. Rhod. I, 1317. Anthol.
Jacobs II, p. 650 (WelckerSylloge no. 190). Pausan.
IX, 11, 4 (Praxiteles in Theben). Apollodor. II, 5.
11. Hygin. Fab. 30.

(**) Theocr. Epigr. X: tov Xeiovro^iu/av, tov
o^ii/,siQa, nqwxnz twv inuvoi&t fiovoonowv Ihlouv-
dpo? )Vfyqu\ptv cu x Jia/xiiQOV.

(20) Welcker Rh. Mus. I, S. 525: „neun an
einem Sarkophag zu Mantua, am andern acht.”

(21) Welcker a. a. O. Am Theseion und im
thebanischen Giebelfeld des Praxiteles (Paus. IX,
 
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