Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0085
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
G E R Y 0 N E S.

81

selben Styls durch die allmählich bereits erfolgte und dennoch kaum merk-
liche Entkräftung des Riesen ausgedrückt. Einer von seinen drei Leibern
ist von einem Pfeilschufs getroffen und senkt das Haupt, ohne sein Schild
zu senken; ein andrer, den Gleiches betroffen, wankt ebenfalls, aber nicht
ohne Schild und Speer fest an sich zu halten. Den so begonnenen Sieg
zu vollenden hat Herakles den Bogen abgelegt und das Schwert gezogen:
aber nachdem zwei seiner Gegner besiegt sind, wird er noch von zwei
Lanzen bedroht und unerschütterlich steht der mittelste Riese ihn zu durch-
bohren bereit. Ein Grausen erweckendes Gorgonium prangt auf dessen
Schild; der Künstler hat dieses und anderes Nebenwerk mit besonderer
Sorgfalt ausgeführt. Diese Sorgfalt ist auch der in Mitten des Kampfes
zu Boden liegenden Figur des Eurytion zu Statten gekommen; Kappe und
Fell, dazu ein Schwert in der Hand, unterscheiden ihn von flüchtiger be-
handelten Darstellungen derselben Figur auf ähnlichen Vasenbildern.

Auf der Kehrseite dieses Gefäfses ist, der athletischen Bestimmung
desselben gemäfs, ein Streitwagen abgebildet. Rechts von dem gerüsteten
Helden steht sein Wagenlenker, die Zügel des Viergespanns haltend, im
üblichen langen Gewand, dem nach seltener Sitte ältester Zeit (104) ein
Fell übergezogen ist. Die Pferde harren der Abfahrt; ein Vogel mit Frauen-
gesicht schwebt über der Scene. Wir haben schon früher (105) geäufsert,
wie wenig die Gräberbedeutung solcher Gestalten (106) für Vasen zumal
eines Zeitalters anwendbar sei, welches die Bildnereien desselben, ihrer
Beisetzung in Gräbern ungeachtet, nie oder selten mit Todesbeziehungen
schmückte f107), und finden daher in jenem Vogel ein freundliches Bild,
dessen Sirenengestalt, wenn wir nicht irren, den Wagen worüber sie
schwebt als einen Festwagen, zu bräutlicher Einholung bestimmt, uns be-
zeichnen soll.

(i°4) wie es an Hermes- und Theseusfiguren
bemerkt ward: oben Th. I, S. 61.

(10t) Oben Th. I, S. 99 ff.

(,06) Rochette Monum. inedits pag. 381. De
Witte Ann. II, p. 118 („«nie de Gcryon'). Ein
einfacher Vogel, wie De Witte (Cab. etr. zu no.
139) aus einer ähnlichen Darstellung ihn antührt,
Gerhard Vascnbilder. 11.

ist ungleich bezeichnender für die drohendeZerflei-
schung des Leichnams. Vgl. Berlins Bildw. I, S.
189. Oben Th. I, S. 99 ff.

(107) Rapporto volcente pag. 96. Spätere Ent-
deckungen haben die dort aufgestellte Ansicht nur
bestätigt, mit welcher last alle auf Grabesbestim-
mung gegründete Vasendeutungen, namentlich der
französichen Archäologen, in Widerspruch stehen.

11
 
Annotationen