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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0117
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HERAKLES UND ACHELOOS.

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Kampfpreise (128) galten wie ihm, und somit nach aller Wahrscheinlich-
keit als ätolischer Ausdruck einer blutdürstigen tellurisch -neptunischen
Gottheit anzusehen, derselben Art wie Dodona und Kreta sie feierten (129J.
Diesem Gott tritt Herakles im Zweikampf entgegen; nicht nur als Be-
zwinger des reifsenden Stroms, der ein Ausflufs des Gottes ist, sondern—,
wie wir als Sonnenheld und siegreichen Ringer (13°), Meleager dem „Feld-
besorger” (x 3 ]) verbrüdert, ihn kennen, im Lande des baccbischen Oeneus
und Dejanira’s, die, amazonenhaft (x32), den lunarischen Artemisdienst f133)
Aetoliens darstellt—, zugleich als Gründer eines edleren mit Apoll (134) und
Demeter f13 5) verwandten Götterdienstes.

Das somit betrachtete Bild ist der Hauptsache nach wohl erhalten.
Nur am Ende des Fischleibs ist Ergänzung vorhanden, wie denn auch
der oberhalb lesbare Name des Künstlers — EflOIEI, vermuthlich

Ilai&atog (136) inoiu —, verstümmelt ist; unversehrt sind die Namen der

(12S) Obwohl es an griechischen Ausdrücken
nicht fehlt, die im Gegensatz der durch Kränze
belohnten Wettkämpfe (dywve? oxopavl-Tui) auf ei-
nen Goldpreis hindeuten (&ifiuxtxoi, uQyvglzai:
Poll. III, 153. XQr]/.iai(rrl<;: Arg. Find. Pytli. II. IV),
vielleicht nicht ohne Inbegriff metallener Kränze,
so ist doch ein wirklicher Goldpreis nur von den
Pythien berichtet, in denen er bis zur Einsetzung
des Lorbeerkranzes (Ol. 48, 4) bestand (Arg. Pind.
Pytli. II: xQt][.iarizr]v /uorov t&tvxo. Vgl. Arg. IV.
Corsini Diss. agonist. p. 30. Fasti Att. III. p. 80 ss.).
Eine Geldbufse für die Blutschuld an Python lälst
als der wahrscheinliche Grund jener Sitte sich
vermuthen, und die ähnliche Blutschuld, von He-
rakles an Acheloos verübt, kann auch zur Erklä-
rung der metapontischen Sitte gereichen, deren
Zeugnifs (Xxtkoio a&lov) im berühmten Didrach-
mon (Anm. 89) uns vorliegt. Ein drittes Zeugnil's
derselben Sitte scheint im bisher unverstandenen
archaischen Vasenbilde des Taleides (Millin Vases
H, 11) uns aufbehalten zu sein. Einerseits Mi-
notauros, ein kretisches Gegenstück zum Stierache-
loos und zum Stierbacchus von Delphi (Tzetz. Ly-
cophr. 209); andererseits eine Scene, cie an die
Lösung von Rektors Leichnam (Rochette Mon.
pl. LII) erinnert, eine Wagschale mit unförmli-
Gerhard rasenbilder. II.

chen Klumpen, in denen man, wenn auch die
Zeugnisse schweigen, den kietischen Brauch eines
statt Menschenopfer (Knaben im Labyrinth: Plut.
Thes. 16) genehmigten Lösegelds erkennen möchte.

(' *9) Stiergottheiten phönicischen Dienstes ver-
glichen von Böttiger Kunstmyth. I, 354.

(13°) Ringer: oben S. 104.

(lsl) MeXeuygoi;, cerealisch: Welcher Zeitschr.
S. 123 ff.

(*31) Dejanira amazonenhaft (Apoll. 1,8,1. Oben
Anm. 83): avtr; dh t]vxal xd y.axu nöXifiov
■tjaxu. Wie sie als Mitkämpferin in der Dryopen-
schlacht an der Brust verwundet wurde, berichten
die Scholien zu Apollonius (I, 1212), vermuth-
lich nach Pherekydes.

(133) Artemis, erzürnt, sandte den kalydonischen
Eber (Hygin. Fab. 172).

(134) Apoll als Gegenbild des Achelous auf
akarnanischen Münzen.

(i3 5) j)je vergebliche Einführung cerealischen
Dienstes ist im Meleagermythos ausgedrückt (Anm.
131), Herakles als Tempeldiener der eleusinischen
Göttin anderweitig bekannt.

(,36) Jluv&tüot; als Künstlername: Rapp. volc.
not. 712.

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