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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0122
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118

TAFEL CXVJ.

Vaters Schutzgöttiu mit einem Angebinde (24) in sterbliche Mitte herab-
zuziehen und einem Kunstwerk zum würdigen Inhalt zu dienen.

Die Wichtigkeit dieses Inhalts und zugleich die Berechtigung unsres
Künstlers das Knäblein Hyllos so erwachsen zu bilden, wird uns ein-
leuchtender sein, wenn die heroische Geltung des Hyllos in ihren bezeich-
nendsten Zügen uns vorliegt. Riesenhaft pflegt Herakles selbst gedacht
zu werden (25), und das übermenschliche Maafs, welches durch künstleri-
sche Sitte ihm wie den Göttergestalten versagt blieb, durfte immerhin
seinem noch unreifen Sohne zu Statten kommen; dieses um so mehr, wenn
das heroische Ansehn dieses Sohnes trwogen wurde. Das Knäblein aber,
welches wir vor uns sehen, ist der gröfste der Herakliden —: Hyllos, des-
sen eigener Name nur den verstärkten Ausdruck heroischer Kindschaft
enthält (2 6), dessen Abkunft ihn riesenhaft und dämonisch, nach einer ver-
einzelten Sage als Sohn der Erde (27), den Giganten vergleichbar, nach
einer andern gehörnt, gleich Acheloos (28j, bezeichnete, dessen gültigste
Sage jedoch genügte, als ältesten Sprofs des Herakles, des Eurystheus
Besieger (29) und Ahnherr der Peloponnesusbeherrscher (30) ihn hoch
zu stellen.

Als Gegenbild der somit erläuterten Hyllos-Geburt stellt unser Ge-
fäfs die Tödtung des Argos (3 i) dar. Dieser „Allseher” Argos — nANOfl«;

(-*) Die Blume in Athenens Hand ist den zier-
lichen oder bedeutsamen Geschenken beizuzählen,
welche am Tage der Namensertheilung nach ita-
lischer (Ter. Phonn. 1,1, 13. Becker Gallus I, 26)
und vermuthlich auch griechischer Sitte den Kin-
dern gegeben wurden.

(25) Apollod. II, 4, 9. Tzetz. Lycophr. 662.

(26) “ZVUo? von vtöq, wie qiuXXnq von qxxoq.

(27) Elin lydisches Riesengerippe ward dem Ge-
ryones oder dem Hyllos, letzterem als Sohn der
Gäa, beigemessen (Paus. I, 35, 6).

(28) Dem Acheloos brach Herakles das linke
Horn ab; es ward mit Reichthum der Erde gefüllt.
Elben so wuchs dem Hyllos ein Horn aus der Lücke
des Hauptes hervor; es ward ebenfalls im Zwei-
kampf ihm abgebrochen durch Epopeus und eben-

falls aus der Tiefe des Bodens gefüllt —, mit
stygischem Wasser, welches den Sieger zum Herr-
scher Sikyons machte: Ptol. Hephäst. 3. pag. 17.
76 (Roulez).

(29) Apollodor. II, 8, 1: uvzov dk EvQvafXia
(ffvyovxu ucp ctQLurxroq, xal ntrguq rjdtj TiaQmnivovza

L(j(i)vlduq (Elurip. Heracl. 859) xzzivu öiw^uq
“TXXoq. xal Tt]v f.irjV xitjjuXrjv änOTf/^tojv "‘AXxfrtjvrj
dldüxnv . . . (Gemmenbilder? Lenormant Cab. Du-
rand no. 2200). Vgl. Eurip. Heracl. 854. Ulrichs
Annali d. Inst. XIII. p. 81.

(3°) Müller Dorier I, 46. 53 ff. 441.

(3l) Apollod. II, 1, 2. Aesch. Prom. 567 ff.
Ovid. Met. 1, 625 lf. Panofka Argos Panoptes
(Berk Akad. 1836) S. 37.
 
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