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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0123
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HERAKLES UND HYLLOS.

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d.i. llavoxp, nuvonTiis (32) nennt ihn die Inschrift, und unser Bild zeigt ihn
der Sage(33) gemäfs anschaulich mit Augen bedeckt—, dieser hundertäugige
Wächter im Heratempel (34J des ihm gleichnamigen Landes, soll zur Be-
freiung der Inachosi-Tochter so eben dem Schwerte des Hermes fallen,
ohne dafs der zuschauende Sprecher und Stellvertreter von Argolis, der
Götter Urtheil zu ändern vermag. Eine gelehrte Beleuchtung ist jenem
wichtigen, auf Werken der Kunst keineswegs häufigen, Mythos schon an-
derwärts (35) zu Theil geworden und darf uns demnach hier nur wenig
beschäftigen; wohl aber drängt sich die Frage uns auf, ob jene zwiefache
Darstellung eines und desselben Gefäfses, des Hyllos Geburt und des Argos
Tod, innerlich mit einander verknüpft oder vielleicht nur durch spielende
Willkür des Künstlers mit einander verbunden sind. Ein Erklärer von
bewährtem Scharfsinn hat, um nicht Unmögliches zu versuchen, für unser
Bild jener Willkür das W ort geredet (36), während unsres Erachtens
der Gegensatz beider Mythen kaum ausgesprochener sein kann. Gleich-
artig ist ihr symbolischer Inhalt; Argos, ein Ausdruck des Sternenhim-
mels C37), ein Dämon am Sternenfiusse Asterion (38), ein Landeserretter
im Glauben des ältesten chthonischen Dienstes (39), dem Sonnendienst aber
ein Ungethüm, welches dem Schwerte (40) des Hermes fällt, wie Mino-
taurus-Asterion (41) dem des Theseus, bildet durch seinen Tod einen un-
leugbaren Gegensatz zum Sonnenhelden Herakles und zur Geburt seines

(JS) i7«rö%Tfj? (Apollod. II, 1,1), dem homeri-
schen tvQvona Zivi und dem nuvroma bei So-
phokles (Oed. Col. 1086) vergleichbar. Vergl.
Panofka Argos Panoptes (Berl. Akad. 1836) S. 37.

(33) Argos heilst pvgiwnoq bei Aeschylus Prom.
569oculeus totus bei Plautus (Anl. III, 6), hun-
dertäugig bei Ovid (Met. I, 625); und nur aus-
nahmsweise vieräugig bei Arktinos (Schol. Eur.
Phoen. 1122) oder auch dreiäugig (Schob Phoen
1122), wie Zeus Triopas. Vgl. Panofka Argos
S. 6 f.

(i4) Argos als Tempelpförtner: Panofka S.20ff.
(35) Panofka a. a. 0. Monuin. d. Inst. II, 59
mit den Erklärungen yon Gargallo und Braun (Ann.
X, p. 312 ff.). Seitdem ist hinzuzufügen eine ar-
chaische Amphora, ausgezeichnet durch Hera’s

Gegenwart und die zweiköpfige Bildung des Ar-
gos (Bulb d. Inst. 1839 p. 21).

(36) Panofka Annali d. Inst. IV, p. 365.

(37) Ovid Met. I, 664: Argus stellntus. Macrob.
Sat. 1, 19: Argus est caclum slellnrum luce di-
stinctum . . . Caelum autem Argum vocitari plncuit
a eandure et velocitate. Vgl. Panofka S. 37.

(38) Pausan. II, 17, 2.

(ss>) Als Bekämpfer des Stiers, des Satyrs und
der Echidna: i^iä(>n]os de r.ul idv ’Anidog cpovov
(Apollod. II, 1, 1). Vgl. Panofka S. 3. ff.

(40) So auf allen Vasenbildern, durch Stein-
vvurf (Xt&u ßu^wv, ö'i9-tv ^Agyiupovrgi; nach Apollod-
II, I, 3).

(41) Paus. II. 31, 1. Stephani Minotauros. S. 25.
 
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