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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0126
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122

TAFEL CXVII. CXVIII.

Diese berühmte Sage blieb der bildende» Kunst nicht fremd (8). Ob-
wohl im Vorrath vorhandener Kunstdenkmäler manche scheinbar dahin ge-
hörige Darstellung auszuscheiden und auf Dejanira’s erzwungene Vermäh-
lung mit einem Kentauren, Eurytion (9) oder Dexamenos (x °), vielmehr zu
deuten sein möchte 2), so bleiben doch andre zurück, wo Dejanira auf
eines Kentauren Rücken und ohne Beisein des Oeneus, mithin ohne Zweifel
auf Nessos den Fährmann bezüglich, erscheint (*3J. Zwei ausgezeichnete
Vasenbilder dieser Art, beide archaischen Styls, liegen uns vor. Zuvör-
derst (no. 1. 2) eine tyrrhenische Amphora der Durandschen Sammlung (14),
deren ziemlich einfaches Bild Dejaniren auf des Kentauren Rücken, in

Wortwechsel begriffen, uns vorführt;

(s) Soph. Tracli. 568: %o) Zyvog ivß-iig nulg
iTUöTOsxfJcti; %sqoIv fjy.sv y.Of.11]xrjv 16v, £g 6i nXivpo-

vag o'Tfgvojv Apollod. II, 7, 6: o

6iuhoq&{uev<av uVTrji' inf/dott ßiuQta&cn. tijg 6c
avay.Qa.ynvor\g ala&of.uvog o "‘llQuy.l.yg i £1 k&o vt u
Niooov hoisuoev tlg zyv xuodiav. Vgl. Heyne
ebd. pag. 192.

(“) Plin. XXXV, 40, 32: Artemon (pinxit) Her-
cnlem et Dejaniram. Mit grölserer Sicherheit ist
das von Philostratns (jun. 16) beschriebene Ge-
mälde hieher gehörig: Herakles zielt von dein
Wagen aus, auf dem er mit Hyllos Dejaniren, die
der Kentaur trägt, nachfolgt. Ferner das schöne
in Pompeji neuentdeckte Gemälde (Mus. Borbon.
VI, 36). Minder erheblich, von Welcher (Philostr.
p. 671) bezweifelt, ist eine Gruppe des brittischen
Museums, Dejanira und Nessus darstellend (Mar-
bles II, 15).

(l0) Ilygin. Fab. 31: Eurytionem Centaurum,
(juod Dejaniram Dexameni filiam speratam suam
uxorem petiit, occidit. Nämlich nacli Bacchylides
(Schob Horn. Od. XXI, 295). Vgl. Hygin. Fab. 33.

(**) Dexamenos, wie in der Sage vom Kentaur
Eurytion Dejanira’s Vater heifst (Anm. 10), ist
der nicht unpassende (St^üptvog, „Empfänger”)
Name des Kentauren im schönen Bild eines durch
Millingen (Peint. pl. 33. Mus. Borb. V, 5) bekannten
Stamnos des Neapler Museums. Obwohl dieses
Bild auf Nessos gedeutet wird, so liegt es wegen
Beisein des Oeneus doch näher , einen Doppelna-
men des Freiers Eurytion darin zu erkennen: der

von der üblichsten Sage abweichend,

Name Dexamenos, auf gastlichen Empfang bezüg-
lich, wie Pholos und Chiron an Fremden ihn üb-
ten, ist wol zugleich mit dem Doppelsinn ange-
wandt, die dem Herakles entzogene Braut bereits
empfangen zu haben.

(!3) Dahin gehört ferner: (a) eine Durand’sche
Amphora (De Witte no. 320. R. Bretspieler), wo
Oeneus neben den Kämpfenden, Dejanira aber
verschleiert neben dem Kentaur steht; vielleicht
auch (b) die Schale von Tenea (Hofs Ilercule
et Nessus. Athenes 1835), wo Oeneus zwar fehlt,
Dejanira jedoch, mit einem Stirnband geschmückt,
ebenfalls neben dem Kentauren steht.

('*) So (n) auf der ägyptisirenden Candelori-
schen Amphora (Mon. d. Inst. I, 26, 10), wo au-
fserdem Athene zugegen ist und ein zweiter Ken-
taur die Deutung erschwert.— Ein andres (h) ar-
chaisches Dejanirabild ist aus Lucian Bonaparie’s
Vorrath (no. 439. R. Bacchischer Tanz) an Baron
Westreenen im Haag gekommen; ebendaselbst wa-
ren Vasen desselben Gegenstandes unter no. 1004
(Fesch) und 1896 (ebd.) vorhanden. — Eine Hydria
mit röthlichen Figuren (c), in zwei Reihen ver-
theilt, deren eine ebenfalls Herakles und die vom
Kentaur entführte Dejanira darstellt (ein MiyuxXtg
■/.ulog daneben), ist im Museum etrusque no. 552
beschrieben. — Eben dahin gehört endlich (d) eine
stark verletzte Schale des brittischen Museums,
bekannt aus D’Hancarville IV, 31 (Millin Gail.

118, 456), mit den Inschriften zlcuarutiQu, Niooog.

(l4) De Witte Cab. Durand no. 321.
 
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