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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0127
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DEJANIRA UND NE8S0S.

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die den Kentauren mitten im Strom die Pfeile des Helden fühlen läfst,
scheint der Herakles ähnlicher Bilder einer Schutzrede des Kentauren noch
Raum zu gönnen, während ein schon gezogenes Schwert, anderwärts (*5)
die schon geschwungene Keule, mit nahem Tode ihm droht. Ein unter
Herakles kauerndes Häschen scheint anzudeuten, wie unfehlbar der Un-
tergang des Geschlechts der Hasentödter f16) im letzten Sprossen dessel-
ben sei; es hat sich hervor gewagt, weil es keinen Kentauren mehr
fürchtet. Minder bedeutsam sind die umstehenden Mantelfiguren, zwei
bärtige und zwei bartlose; wie in mancher ähnlichen Darstellung 7),
scheinen sie mehr dem athletischen Anlafs des Gefäfses anzugehören als
Zuschauer des hier dargestellteu Mythos zu sein. In gleicher Weise um-
geben zwei Mantelfiguren auch den heroischen Kampf um eines Helden,
vielleicht des Patroklos, Leichnam, den die Rückseite desselben Gefäfses
uns vorführt, und mehr noch wird jene athletische Zubehör auf der nächst-
folgenden Vase uns deutlich.

Dieses zweite Gefäfs (no. 3. 4) ist eine Amphora verkünslelteu tyr-
rhenischen Styls (x 8), welche im römischen Kunsthandel gezeichnet wurde.
Die Hauptgruppe des vorigen Bildes wiederholt sich iin Wesentlichen
auch hier; nur dafs ein etwas früherer Augenblick gewählt ist, in dem
der Kentaur es noch wagt Dejaniren zu umfassen, während doch auch
hier Herakles mit geschwungener Keule und geballter Faust demselben
schon nahe ist. Dem reichen Verzierungsstyl dieses Werkes gemäfs sind
sämmtliche Figuren, hauptsächlich Dejanira, zierlich geschmückt; wobei
vielleicht eine besondere Feinheit darin liegt, dafs, seiner schönen Bürde zu
gefallen, auf der Stirn des Kentauren dieselbe, vermuthlich bacchische, Be-
kränzung bemerkt wird, die auch den Nebenfiguren zugetheilt ist. Diese
sind wiederum unabhängig vom dargestellten Mythos zu fassen. Zwar
steht es uns frei, in dem reichgekleideten bärtigen Mann zur Rechten des

(15) Die Keule hält Herakles, aufser der Am-
phora unserer no. 4, auch auf der Schale von Te-
nea (Anm. 13 c).

(t6) Als Hasentödter sind die Kentauren durch
ihre aufgehängte Beute nicht selten bezeichnet
(Taf. CXIX, 3. 7 und sonst), der Etymologie des

Kentaurennamens von xtvifw und uuqos (Suid.
avgoi, Xaycoot. Panofka Ann. d. Tnst. V. 28,0) zu
geschweigen.

(,7) Taf. LXX1V. CXXXVJIl und sonst.

(lg) Rapporto volceute p. 22. f. Micali tav.
LXXV — LXXVIIL

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