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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0070
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III. VERMISCHTE GÖTTERBILDER.

reichen Weinlaub der Einfassung ein Bestreben nach Zierlichkeit blicken lässt; auch
die Mündung des Griffes zeichnet durch geschmackvolle Blumenverzierung sich aus.

Tafel CCCXXVIII, 1 (CXVIP*. Paralip. 248). amors Ballspiel; Spiegel in
des Herausgebers Sammlung. — Ein geflügelter Knabe, am rechten Arm mit einer
Spange geschmückt, hat beide Arme nach einem Ball erhoben, den eine bekleidete und
beschuhte, an Ohren und Armen geschmückte, Frau aus dem Schurz ihres Kleides
entnommen zu haben scheint und hoch ihm entgegen hält (233). Links von dem Liebes-
gott sitzt eine oberwärts nackte, an Hals Ohr und Armen geschmückte, durch ihren
Haarputz (m) auffallige, an den Füssen beschuhte Frau der eben beschriebenen Gruppe
zugewandt. Die Linke hält sie mit ausgestreckten Fingern erhoben, in der Rechten
wie prüfend ein Stäbchen, das man für ein Piektron zu halten geneigt ist(235), wenn
man die an ihren Sitz angelehnte Leier bemerkt. Links von dieser Saitenspielerin ist
ein Postament angebracht, auf welchem linkshin abgewandt ein Vogel sich befindet; ob
eine aphrodisische Taube gemeint sei oder das Thier apollinischer Weissagung, der
Rabe, bleibt wegen unvollkommener Zeichnung zweifelhaft. Ueberdies ist oben in der
Mitte des Bildes, unter zusammengeknüpften Tänien ein Lorbeerkranz befestigt, über
welchem in Art eines Sterns noch eine Blume bemerkt wird. Auch zwischen Amor
und der mit ihm tändelnden Frau bemerkt man zu gefälliger Ausfüllung des Raums ein
Gewächs, in welchem vielleicht ein Stengel von Mais gemeint ist. Neben so mannig-
fachem Beiwerk gesellt noch der Blumenkelch in der Mündung des Griffs und die aus
Oliven bestehende Einfassung den Einzelheiten sich bei, welche zur Darstellung einer
durch Amors Besuch verschönten Scene müssigen Frauenlebens sich hier vereinigen.

Tafel CCCXXVIII, 2 (CXX, 1*. Paralip. 251). jüngung mit vier flügeln;
pränestinischer Spiegel im königlichen Museum zu Berlin. — Die in strenger Zeichnung
uns hier vorliegende Flügelgeslalt ist dem auf unsrer Tafel CXX, 1 abgebildeten Flü-
geljüngling in Styl und Darstellung sehr ähnlich und hauptsächlich nur durch ihren
zurückgewandten Blick von ihm unterschieden. Die Deutung auf einen Kampfdämon
Agon scheint auch hier uns näher zu liegen als die auf den Liebesgott Eros. Die
Figur ist in eingehaltenem Lauf zu denken, wie dies bei gebogenem rechtem Knie, in
der Haltung der Arme, der niedergelassenen Rechten und erhobenen Linken sich zu
erkennen giebt; auf Siegesflügeln herbeigeeilt mag er nach einem von ihm begünstigten

(233) Amors Ballspiel ist unter andern auch aus
einem Gefässbild bekannt, dessen mit einem Flügelkna-
ben gesellte Frauengruppe auch eine auf dies Spiel be-
zügliche Inschrift trägt (Neapels Bildwerke S. 347).

(234) Das Haar ist in ungewöhnlicher Weise gesam-

melt und aufgebunden; das Band tritt in breiteren En-
den heraus.

(235) Wobei jedoch die in der Mitte kugelrunde, an
beiden Enden zugespitzte Form des Stäbchens be-
fremdet.
 
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