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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0071
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TAFEL CCCXXVIII. CCCXXIX.

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jungen Kämpfer sich umsehen. — Die Grundfläche, auf welcher dies Bild ruht, ist in
Art eines Schachbretts teklonisch verziert, wie denn auch die Einfassung durch Drei-
ecke ausgefüllt ist.

Tafel CCCXXIX (CXX, 4. Paralip. 252, identisch mit 434 und 437). eroten
im löwenkampf; präneslinischer Spiegel des Prinzen Barberini.— Dieses figurenreiche
und lebensvolle Bild tritt nach Zeichnung und Gruppirung wie nach seinem anakreon-
tischen Inhalt aus dem gewohnten Gedanken- und Bilderkreis unserer Spiegel heraus (236),
macht aber um so mehr auf selbständige Betrachtung und Würdigung seines, vielleicht
auf keinem andern bekannten Bildwerk so erfindungsreich durchgeführten^37), anmu-
thigen Löwenkampfes Anspruch. Ein gewaltiger Löwe ist durch den vereinten Angriff
bewaffneter Liebesgötter nicht zum Widersland, sondern zur Flucht gedrängt, dergestalt
dass er mit erhobenen Vorderlatzen nach der rechten Seite des Bildes fortstürzt, mit
umgewandtem Kopf und fletschender Zunge nach seinen Verfolgern zurückblickt und
dennoch der Gefahr nicht entgehen kann, mit welcher die sämtlich geflügelte und
grösstenteils durch die Luft ihm nachsetzende Schaar ihn bedroht. Betrachten wir die
auf ihn eindringenden Eroten, die nur den Vordergrund ihm freilassen, hierauf im Ein-
zelnen, so sehen wir zuerst einen durch breite Gürtung ausgezeichneten Flügelknaben,
der mit neckischer Herausforderung, einen Krummstab schwingend, den Löwen beim
Schwänze fasst. Ein zweiter von höherem Wuchs, mit flatternder Chlamys versehen,
hat im höheren Raum einen Pfeil auf den Bogen gelegt um gegen den Löwen ihn
abzuschiessen. Ueber diesem erhebt sich ein dritter mit einem Krummstab; ein vierter
führt hinter dem Löwen eine in beiden Händen geschwungene Streitaxt, ein fünfter
mit phrygischer Mütze hält einen Jagdspeer mit beiden Händen zum Stoss "auf ihn ge-
richtet, und über diesem schwebt noch ein sechster mit kräftig geschwungener Streitaxt
dem Löwen nach. Ein siebenter blickt, unter den Vordertatzen des Löwen am Boden
liegend, seinen Krummstab erhebend muthig und unversehrt nach ihm auf. Namentlich
ist ein achter, ansehnlicher und leicht bekleideter Knabe als Vordermann der ganzen
geflügelten Schaar im Begriff den Löwen zu überholen und den Speer in dessen Hals
zu stossen; über ihm schwingt ein neunter mit Helmbedeckung(238) seine Streitaxt, und
schleudert in noch höherem Räume ein zehnter mit breiter Leibbinde ein Felsstück
herab. Ausser der von uns angedeuteten Verschiedenheit in Alter und Bekleidung ist

('236) Die Eberjagd unsrer Tafel CLXXIII ist na-'i
Figurenzahl und Gruppirung, sonst aber allerdings nur
sehr entfernt, mit dem vorliegenden Bild zu vergleichen.

(237) Zu vergleichen sind etwa die Löwenköpfe be-
kannter Mosaike im Capitol und im Museum zu Neapel,
anderseits auch manches Bild jagender Eroten, welche

jedoch nur die geringeren Thiere des Waldes zu be-
kämpfen pflegen. Vgl. Müller Handbuch §. 391, 5.

(238) Diese Helmbedeckung ist unleugbar, aber sehr
niedrig, daher sie so wenig als die phrygische Mütze
eines andern der Knaben mehr anzudeuten braucht als
den Wunsch des Bildners nach Manniehfaltigkeit.

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