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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0079
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TAFEL CCCXXXII.

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clien, rückwärls schreitend an sie herangetreten ist, wie es sonst durch Spiegelung in
seinem Schild (*), hier aber durch Weisung des hinter ihm silzenden Götterboten Her-
mes (3) ihm möglich war, wagt er sein Haupt nach dem Gegenstand seines Angriffs
umzuwenden, ergreift seine Gegnerin mit der ausgestreckten Linken am Haar, derge-
stalt dass ihr Antlitz gesenkt und abgewandt wird, und hält in der Rechten die ihm
von Hermes verliehene mordende Sichel zur Enthauptung Medusens bereit, welche
vergebens mit erhobener rechter und krampfhaft an ihrem Sitz festhaltender linker
Hand ihren Jammer und ihre Verzweiflung ausdrückt. Im Einzelnen bleibt diesen
Hauptzügen des Bildes noch manche Besonderheit nachzutragen. Perseus ist in erster
Jugend, mit langem lockigem Haar und gegürtetem kurzem Chiton, unbehelmt (7) darge-
stellt, wie denn allerdings dieses sein berühmtestes Abenteuer auch sein erstes, durch
seinen Widerstand gegen den tyrannischen Polydekles(8) hervorgerufenes war und der
Uebermulh seiner Jugend allenfalls auch durch den Mangel an Rüstung sich kund geben
durfte. An seinen Füssen sind die angebundenen Flügel bemerklich, mit denen sowohl
als mit der von seinem linken Arm herabhangenden Reisetasche(°) die Nymphen, nicht
Hermes (1U)», ihn ausgerüstet halten. Der hinter ihm sitzende Hermes, kenntlich durch
die Beischrift Turms, durch Flügelhut und durch den in seiner Rechten erhobenen
Heroldstab, übrigens an Schenkeln und linkem Arm mit leichtem Gewand bedeckt, hat
den Zeigefinger derselben Hand bedeutsam ausgestreckt zum Ausdruck seiner dem
Perseus vergünstigten Leitung und Weisung. Ueberaus seltsam ist endlich die Dar-
stellung der Medusa, deren Gesicht unkenntlich geworden, deren Körper aber erhalten
genug ist, um an der männlich geformten Brust (u) und dem ihr nach Männerart um-
geschlagenen Gewandstück dieselbe, nur aus elruskischer Modelung griechischer Mythen
begreifliche, Willkür zu erkennen, nach welcher das Gorgohaupt auch salyresk(12) sich
vorfindet und in archaischen Vasenbildern elruskischen Fundorts öfters auch bärtig ge-
bildet istf13). Nicht minder seltsam ist die derselben Figur erlheilte Beischrift Tarsu.

(4) Apollüd. II, 4, 11: ßi.inwv its uaniäa yulxfjv, äi
T)S irjv eixova lijg roQ-yovog tßi.mtv, ixaQar6turjan>

(5) Hermes sowohl als Athena war ihm hülfreich (Eo-
fxov xa) 'AOrjVug 7iQoxu!ir]yoi\uiv<uv Apollod. II, 4, 3).

(6) Apollod, II, 4, 8: Xaßdiv öi xal ticiok EQpiov äd'a-
(iayr(yriv ännriv...

(7) Man vermisst den plutonijchen Helm, den die
Nymphen ihm reichten (Aura. 9).

(8) Apollod. II, 4, 2: toü de Ileaat'co; einovrog, xal
inl t;] xiijcO.fj jfjg FoQyövog ovx ch'TSQiTv ...

(9) Apollod. II, 4, G: uurcti öl al Nv{J.<pät mrjvcc

el%ov nitiiXa xal rr/v xißiaiv , rji> qaatv tlvcn nrjoctv.
tl%ov de xal 7rjv xvvrjv.

(10) Wie durch die Annahme Bruim's (Bull. 1858
p. 103s.) vorausgesetzt wird, als sei auf unsrem Bilde
Merkur, weil er die Flügel an Perseus geliehen, mit
unbeflügelten 'Füssen gebildet.

(11) Wie Migliarini nach prüfender Einsicht des Ori-
ginals versicherte. Vgl. Brunn in den Annali 1858 p. 387.

(12) Von Perseus gehalten auf einer Schale von etru-
skischer Provincialmanier laut Brunn 1. c. p. 387.

(13) Allerdings nur in ornamentaler Anwendung, be-
sonders auf Schalen. Vgl. Levezow Abh. Gorgonenideal
Tafel II, 19. 20. Micali Storia CII, 1. 10.

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