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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0080
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76

IV. HEROENSAGE.

deren verzweifelte (14) Erklärung allenfalls an den Stadtnamen Tarsos und die dortige
argivische Ansiedlung in Zusammenhang mit der dortigen Verehrung des Perseus(15)
sich knüpfen lässt. Uebrigens ist dieser merkwürdige Spiegel mit einem Efeukranz
eingefasst und an der Mündung des Griffes mit einer Palmette verziert, welche an der
entgegengesetzten spiegelnden Seile mit grösserer Ausführung sich wiederholt.

Tafel CCCXXXIII (CXXIV**. Paralip.259). bellerophons Aus'züg ; Inschriftspiegel
des Kunsthändlers Depoletti, abgebildet in den Monumenli dell' Instituto VII, 29, 1 mit
Roulez's Text in den Annali 1859 p. 135ss. Bullettino 1860 p. 204s. Vgl. Archäol.
Anzeiger 1859 S. 87*. Ritsehl Mon. priscae Lat. tab. XI, 0 p. 16. 31ommsen C. Inscr.
Lat. no. 60. — Die reiche ßildnerei dieses wiederum mit lateinischer Schrift (lü) ver-
sehenen Spiegels führt in ihren Hauptfiguren den Auszug des korinthischen Helden
Bellerophon zum gefahrvollen Kampf mit der lykischen Chimära uns vor Augen. Nach
der aus Homer bekannten Sage(17) ist es der lirynthische König Prötos, von welchem
Bellerophon dazu abgesandt wird; ein verräterischer Brief .an den lykischen König
Jobates, bestimmt die verschmähte Franengunst der Königin an ihm zu rächen, sollte
vielmehr ihn verderben als fördern, dagegen der Gölter Gunst den jungen Helden
beschützte und das von Athene selbst gezäumte (18) Flügelross ihn durch die Lüfte zu
siegreichem Kampf führen sollte. Dieser auch aus Kunstwerken (w) vielbezeugten Sage
gemäss giebt auf unserem Bilde der thronende König dem sein Flügelross bereits ab-
führenden jungen Helden die letzte Weisung für seine Reise. Auf seinem Throne
rechlshin 'sitzend, bei rechlerseits nacktem Oberleib leicht bekleidet, in der Rechten ein
apfelbekrönles Scepter aufstützend, streckt er die linke Hand noch bedeutsam mit vor-
gehaltenem Zeigelinger gegen Bellerophon aus, der mit zurückgeschlagenem Petasus,
umgeknüpfler Chlamys, umgehängtem Wehrgehäng und hohen Jagdstiefeln durchaus
reisefertig erscheint. Schon im Fortgehen begriffen blickt er in gemessener Haltung
mit angestemmtem linkem Arm den König, der ihm gebietet, noch einmal an und hält
in seiner gesenkten Rechten das mit Schnüren umwickelte Diptychon fest, welches zur

(14) Brunn 1. c. p »387. Einen nicht annehmlichen
Erklärungsversuch soll Cavcdoni aufgestellt haben.

(15) Tarsos hatte argivische Bevölkerung; die Pcr-
seussage dürfte dort nicht befremden, wo Perseus von
Einigen als Gründer der Stadt (Ammian. XIV, 8. Creuzer
Symb. IV, 53 f) betrachtet und als Gott verehrt ward
(Dio Chrysostomus orat. XXX1I1 und XXXIV. Movers
Rel. d Phönizier S. 14); wohl aber ist eine Versetzung des
an den äussersten Westen geknüpften Gorgonenmythos
in den Osten schwer anzunehmen.

(16) Eoulez (1. c. p. 135) bezeichnet ihn als fünftes

Denkmal dieser Art. Vgl. Mommsen C. I. Lat. no. 55—60.

(17) Horn. II. VI, 177 ss. Vgl. Apollod. II, 3, 3.

(18) Laut der korinthischen Sage, auf welcher der
Dienst der Athene Chalinitis beruhte (Paus. II, 4, 1);
nach Pindar (Ol. XIII, 90ss.) Hess sie dem Bellerophon
im Traum den zur Zäumung des Eosses bestimmten
goldnen Zaum zurück, mit welchem er nächstdem bei
der Quelle Peirene es fing.

(19) Bellerophon auf Kunstwerken: Müller Handbuch
§ 414, 1.
 
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