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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0185
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TAFEL CDU. CDIII.

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Kroton bezeugt ist, sondern auch Thetis am Lakinischen Vorgebirge (18s) Verehrung
hatte und Schwestern des etwa in Priumne gemeinten Priamus Heroendienst am Neae-
thos genossen (189). Nicht unmöglich dass diese geschichtlichen Namensspuren zu einer
Gesamterklärung unseres Bildes sich ausspinnen lassen; eine andere gleichartige lässt
vielleicht sich gewinnen, wenn man, die Namen KL.the und Priumne als uns unver-
ständliche Appellative betrachtend, die aus Kunstwerken (10°) auch sonst nicht unbezeugte
Niederlassung des Diomedes in Daunien und dessen Verbindung mit der sonst Euippe (19x)
genannten Tochter des Daunus, welcher selbst in dem Priumne genannten Greise ge-
meint sein könnte, als Gegenstand unseres Bildes aufzufassen sich enlschliessen wollte,
eines Bildes, welches wir nach allen von uns dargelegten für unsere Ueberzeugung
jedoch nicht ausreichenden Erklärungsversuchen uns als ein ungelöstes Rälhsel zu be-
trachten fortfahren. Im Allgemeinen kommt hiebei noch die Abneigung in Anschlag,
welche im Angesicht eines sehr gefälligen Kunstwerks uns zurückhält inschriftlichen
Spuren zu Liebe mythischen Andeutungen nachzugehen, in denen der breite Weg dich-
terischer Sage und künstlerischer Anschauung uns verlässt —, eine Abneigung welche
wenigstens in nicht gleich hohem Grade uns hindern würde, den wie es scheint, uns
ziemlich gesicherten Namen des Diomedes in der Geltung eines Vermittlers bei Priamos
für die oben berührten Begegnungen Achills mit Polyxena (192) oder mit Helena (193)
anzusprechen. Form und Verzierung dieses Spiegels betreffend, ist schliesslich noch zu
bemerken, dass er den nicht häufigen Beispielen ohne Griff gelassener Spiegelscheiben
anzugehören scheint; dieser augenfällige Eindruck ist jedoch nicht durchaus sicher, in-
dem an der Stelle der Mündung des Griffes gewisse unterbrochene Umrisse, vielleicht
einer Flügelgestalt, es wahrscheinlich machen, dass dieser Spiegel an der verletzten
Stelle eines vormaligen Griffs abgerundet worden ist(194).

Tafel CDIII, 1 (CCXLXa. Paralip. 361*). ulysses circe ündelpenor; Inschrift-
spiegel des Herrn Castellani in Rom, gefunden im Jahr 1863 bei wohlbezeugten tar-
quiniensischen- Ausgrabungen eines Herrn Gaillard. Vgl. Bulleltino 1864 p. 235. —
In der Mitte dieses Bildes sitzt Circe langbekleidet, am Hals geschmückt, ohne Kopf-

(188) Lykophron 8G5.

(189) Schwester des Priamos am Neaetlios: Tzetz.
Lycophr. 921.

(190) Diomedes in Daunien ward auf einem Berliner
Vasenbild von mir erkannt, Ap. Vas. I, 2.

(191) Euippe Lykophr. Klausen p. 1194.

(192) Naeli einem der Erklärungsversuche von Pyl
(Arch. Anz. a. O.). Nur kann Thetis eine Zusammen-
kunft nicht begünstigen, welche den hinterlistigen Tod
Achills unmittelbar zur Folge hatte.

(193) Einer solchen Vermittlung zu Achills Begeg-

nung mit Helena anzunehmen steht es im Wege, dass
Diomedes weder als gewandter Mittelsmann, wie sonst
Odysseus, anderweitig bekannt, noch auch der Zweck
jenes für Achill ersonnenen Phantasiespiels ein solcher
ist, dem irgend ein Hort des Aehäerheeres schicklich
sich unterzog.

(194) Diese Ansicht ward mir von R. Kekule' geäus-
sert, welcher der im Berliner Museum besorgten Reini-
gung dieses Spiegels mit einsichtiger Sorgfalt zur Seite
stand. Vgl. Arch. Anz. a. O. S. 69.
 
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