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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0186
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V. TROISCIIER SAGENKREIS.

putz auf hohem Sessel, vor dem ein bis auf die Hinterbeine, die noch die Form
menschlicher Beine zeigen, in einen Eber verwandelten Gefährten des Odysseus so
gezeichnet ist, dass er die Füsse des Sessels verdeckt, Ihr beigeschriebener Name
lautet Cerca. Links von der Zauberin steht Ulysses (Uthste) bärtig und mit umge-
knüpfter Chlamys angethan; er ergreift mit der linken Hand ihr Haupt bei den Haaren,
hinter welchem der obere Theil seiner zugleich gefassten Schwertscheide (195) erscheint
und zückt in heftiger Bewegung mit der Rechten das Schwert auf sie, nach welchem
sie mit abwehrender Bewegung beider Hände ängstlich blickt, Abweichend von der
in dieser Darstellung sonst treu befolgten Erzählung der Odyssee ist die zu künstle-
rischer Abrundung des Bildes hinzugefügte dritte Figur eines in die Handlung streitbar
eingreifenden auch unbärtigen, behelmten Odysseusgefährten, welcher sich mit seinem
rechten Bein auf den Sitz hinter der Zauberin aufstützt, In der linken Hand hält er
einen Bogen und scheint einen Pfeil in der Rechten zu hallen. Die Beischrift lautet
Felparun, welchen Namen man nur für den etruskisch verkrüppelten des Elpenor hal-
ten kann, obwohl derselbe nach der Odyssee bei dieser Handlung nicht mitwirkend
auftritt(l96), Eurylochos aber dabei einzuführen wäre gegen das ausdrückliche Zeugniss
der Odyssee gewesen(xn7). Das wohlerhaltene Bild ist von einem Efeukranz eingefasst.

Tafel CDIII, 2 (CCXLX. Paralip. 361 *). ulysses circe und elpenor ; Zeichnung
eines ganz ähnlichen Spiegels, welcher gegenwärtig verschwunden, skizzenhaft aber im
Codex Pighianus der königlichen Bibliothek erhallen ist. Ursprünglich im Besitze eines
Utrechter Domherren Maximilian Waelskapple, ward dieser Spiegel aus Castellino di
Chianti (19S) zuerst von Kellermann mir nachgewiesen und nächstdem von Overbeck,
Gallerie heroischer Bildwerke 32, 15 S. 785 ff. wie auch von Otto Jahn in den Annali dell'
Instituto 1852 Tav. d'agg. II p. 26 bekannt gemacht. Vgl. Abhandlung über die Metall-
spiegel I Anm, 169. — Die grosse Uebereinstimmung beider Spiegelbilder(HK)) wird in der
Ilauptgruppe nur insofern vermisst, als im neugefundenen Spiegel der Schweinskopf
des verzauberten Ulyssesgefährten zugleich mit dessen linkem Fuss deutlich angegeben
ist, dagegen die Deutlichkeit der Schwerischeide in der Linken des Ulysses und der
Pfeil in der rechten Hand des Elpenor als Vorzug des jetzt verschwundenen ähnlichen
Spiegels bezeichnet werden kann. Ausserdem ist in diesem Bilde undeutlich ein Ge-

(195) Den hier über den Haaren der Circo unklar an-
gedeuteten Gegenstand so zu fassen wird durch die auch
im Uebrigen entsprechende Zeichnung im Codex Pighia-
nus uns nahe gelegt.

(196) Er erscheint vielmehr schwächlich und unthätig:
10, 552 'FAni\v(i)q d£ jig eaxe vscotcitos, oviU n XCrjv
l'tly.tuog Iv n'oXtfxqj, ovts (fQtolv fjan1 ctorjocog.

(197) Eurylochos Od. 10, 244 ff. 428 ff. vgl. Jahn 1. c.
p. 211.

(198) Die Beschreibung des dort 1507 entdeckten ge-
wölbten Grabes, aus dem dieser Spiegel vermuthlich
hervorging, hat Jahn aus dem Codex Pighianus in den
Annali 1852 p. 206 ss. abgedruckt.

(199) Eine genaue Vergleichung beider Spiegel giebt
Brunn a. O.
 
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