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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0205
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TAFEL CDXXIII.

81

Tafel CDXXIII, 1 (Paralip. 390* = 243). belauschte liebesscene ; Spiegel
ohne Ortsangabe, dessen schöne Zeichnung von Brunn dem Adonisspiegel unserer
Tafel CXIII verglichen ward. Auf einem die Breite des Bildes ausfüllenden Lager ist
eine mit aufgestütztem Arm aufblickende nackte, aber mit Armspangen reichlich ge-
schmückte Frau ausgestreckt; ein bekränzter nackter Jüngling kniet zu Füssen des
Bettes und hält mit beiden Händen die Zipfel der Decke erhoben, mit welcher die
Schöne verhüllt war. Dass der Liebessieg, der ihm nicht schwer gemacht wird,
schon so gut wie erlangt sei, scheint eine linkerseits auf der Höhe des Bildes in einer
Fensteröffnung lauschende hässliche Alte mit grinsendem Behagen sich einzugestehen;
dass jedoch der Künstler dies Bild höher aufi'asste, als in dem Sinne gemeiner Buhl-
schaft scheint in dem aphrodisischen Beiwerk sich kund zu geben, welches über dem
Jüngling durch zwei auf einem Zweig sich schnäbelnde Tauben, über seiner Geliebten
uns durch einen Liebesgott, der eine lang flatternde Binde herbeiträgt, in gefälligster
Weise vor Augen geführt wird. Ausserdem ist dieser Spiegel ringsum mit einem Lor-
beerkranz, an der Mündung des Griffes aber mit Blüthenwerk verziert.

Tafel CDXXIII, 2 (Paralip. 390). obscönb grüppe; Borgianischer Spiegel, ab-
gebildet auf einem Kupferblatt, jetzt vermuthlich in Neapel und ohne Zweifel gemeint
auch in einem von Inghirami (28) erwähnten dortigen Spiegel. — Auf einer schräg ge-
stellten Kline, welche durch das stark erhobene Brustbild einer mit Halsband geschmück-
ten Sphinx(29) geziert ist, liegt eine nackte Frau ausgestreckt; ein nackter Jüngling
sitzt in obscönem Symplegma ihr gegenüber und hält in seiner Rechten einen Gegen-
stand, den man nicht etwa für den abgelösten Gürtel einer Buhlerin, sondern nur für
eine Peitsche oder Geissei zu erkennen im Stande ist. Man wird dadurch an die
Geisselung der Luperealien erinnert, obwohl die Frivolität dieser Scene jenem auf
eheliche Befruchtung abzielenden Brauch (3Ü) sonst nicht entspricht. Der leere Raum zur
Linken ist durch ein Gewächs ausgefüllt, dessen vier Aeste fast an die Bildung eines
Polypen erinnern. Ringsum läuft ein Olivenkranz; der nur theilweise erhaltene Griff
dieses ansehnlichen Spiegels ist aufgenietet.

Tafel CDXXIII, 3 (Paralip. 391). Desgleichen mit Nebengruppen; Spiegel aus
Castelvetro bei Modena. Abgebildet in den Annali 1842 Tav. d'agg. H. p. 74ss. und

(28) Inghirami M. E. II, 31. Lasa oder angebliche
Nemesis: Due donne del lutto nude in assai sconcia
mttniera tra loro nggrupnte con fcrula in mnno in alto
di sferzarsi scambicvolmente, formnno il soggetto di
un mistico specchio, inedilo esistente nel R. niwseo di
Napoli. Schiene io ne abbin sott' ocelüo un esnlto
idsegno, pure la decenzn non consente ch? io lo esibisca

in questa min raecolta.

(29) Die räthselhaft bleibende Stelle, an welcher diese
Verzierung angebracht ist, hat der etruskische Verfer-
tiger des Bildes durch, irgend eine Verzeichnung zu
verantworten.

(30) Vgl. Plut. Rom. 21; Caesar 61; Preller Rom.
Myth. S. 344 f.

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